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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition)
Autoren: Colette McBeth
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schlechtes Gewissen, weil du noch immer ahnungslos warst. Deshalb war sie so nervös, so verkrampft – sie hat versucht, darauf hinzuarbeiten. An diesem Tag sollte alles perfekt sein, aber du hast ihn ihr verdorben, und dann konnte sie’s dir nicht mehr sagen. Sie hat dich dafür verabscheut, dass du ihr diesen Augenblick verdorben hast. Und dann hast du sie ermordet.«
    Ich erinnerte mich an Lauras Worte. Du hattest Niamh gebeten, es mir nicht zu sagen, Clara, bis du dich an die Veränderung gewöhnt hattest. Und jetzt sollte ich deine Lügen glauben.
    Ich dachte an jenen Nachmittag vor dem Grillfest zurück, an die brütende Hitze, die schwer auf dem Haus lastete. Niamh, die überhastet umhereilte und summte und brabbelte, deren Blick unstet war. Die sichtlich nervös war. Weil sie für dich alles perfekt machen wollte, nicht für mich. Noch ein Jahrzehnt später sah ich das so klar, als geschähe es in diesem Augenblick. Du logst. Du versuchtest, mich mit deiner grotesk entstellten Version der Vergangenheit zu quälen, bis ich zuletzt glaubte, ich sähe die Dinge falsch.
    » Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Du kannst nicht herkommen und die Wahrheit von mir erwarten, wenn du weiter deine Lügen spinnst«, sagte ich.
    Jetzt warst du mit Lachen dran. Du warfst den Kopf in den Nacken, hieltest aber weiter das Messer umklammert.
    » Was zum Teufel weißt du von Wahrheit, Rachel? Du hast gar keinen Begriff davon. Was immer dir zustößt, wird umgemodelt, bis es deinen Zielen nützt. Du hast deine eigene Mutter ermordet, deshalb musst du sie als Ungeheuer hinstellen, um dich von dieser Schuld freizusprechen. Arme kleine Rachel, arme ungeliebte, vernachlässigte Rachel. Aber so war’s nicht. Sie hat sich große Mühe mit dir gegeben, Rachel, sie hat versucht, deine Liebe zu gewinnen, aber das konnte sie nicht. Sie hat deine Erwartungen nicht erfüllt, sie war nicht gut genug für dich, also hast du sie abgeschrieben. Buchstäblich. Du hast dich von ihr befreit wie von einer unbequemen Last, weil du der Ansicht warst, ohne sie ginge es dir besser. Und dann hast du dir mich vorgenommen.«
    Ich ließ dich deinen Monolog mit der Flut von Anschuldigungen fortsetzen, damit der heiße Zorn, den du so lange unterdrückt hattest, endlich ein Ventil fand. Du hattest keine Ahnung, wie es wirklich war, Niamh als Mutter zu haben. Du kanntest sie nur aus vier Flitterwochen, die ins säuerlich Destruktive umgeschlagen wären, wenn sie nicht gestorben wäre.
    Du warst gewaltig in Fahrt, und ich beobachtete, wie dein Gesicht mit jedem Satz röter wurde, die Schweißperlen auf deiner Oberlippe sich vervielfältigten und das Zittern deiner Hände stärker wurde. Ich beobachtete, beobachtete, ließ dich keine Sekunde aus den Augen.
    » An dem bewussten Tag«, fauchtest du, » an dem du mir erzählt hast, was passiert war – und trau dich nicht, verdammt, trau dich bloß nicht zu behaupten, du hättest mir nie was erzählt –, da hast du gesagt, du hättest ihr Schlaftabletten gegeben. Und als du meine Reaktion gesehen hast, ist dir klar geworden, dass es ein Fehler gewesen war, mir das zu erzählen, nicht wahr? Du hast erkannt, dass du die Sache völlig falsch eingeschätzt hattest. An diesem Tag hast du dich mir gegenüber entlarvt, du hast alles bestätigt, was die Leute über dich sagten … was ich nie geglaubt hatte. Aber an dem Tag habe ich angefangen, es zu glauben. Und du wusstest, dass deine beste Freundin plötzlich zu deiner größten Bedrohung geworden war, weil ich zur Polizei gehen wollte. Du solltest gestehen, was du getan hattest. Du solltest die Verantwortung dafür übernehmen. Aber das hättest du nie getan, nicht wahr, Rachel? Stattdessen hast du wie immer reagiert: Du hast die Tatsachen verdreht und mir eingeredet, ich hätte mir dein Geständnis nur eingebildet, als würde ich allmählich verrückt. O Gott, ich war solch ein leichtes Opfer! Meine Mutter war gerade gestorben, und ich wäre vor Kummer und Schuldgefühlen fast eingegangen. Ich bin damit zu dir gekommen, weil ich mich schuldig fühlte, weil ich ihr eine einzige verdammte Schlaftablette gebracht hatte – und du hast mein Schuldgefühl genährt. Du hast diese Scheißgefühle tagtäglich bestärkt, warst immer da, hast mich beobachtet, hast mich fast erstickt. Keine Sorge, Clara, ich erzähl’s keinem. Du hast mir zugeflüstert: Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Alles war so undeutlich, so verschwommen, dass ich nicht mehr richtig denken und
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