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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit
Autoren: Johanna Lindsey
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Sheena zu fragen.
    Seine Lippen verzerrten sich vor unbändigem Zorn. »Du hast meine Warnung mißachtet - und jetzt bist du auch noch unverschämt?«
    »Jamie, ich...«
    »Du forderst mich heraus - du verspottest mich, und du glaubst, das würde ich hinnehmen, ohne mit der Wimper zu zucken?« schrie er unbeherrscht.
    »Jamie!«
    »Nein!«
    Er lenkte sein Pferd zu ihr und umklammerte ihren Arm mit eisenharten Fingern. Ihr schmerzliches Stöhnen konnte seinen Zorn nicht mildern und verschaffte ihm auch keine Genugtuung. »Du mißbrauchst die Gefühle, die ich für dich hege, Sheena. Weil ich so nachsichtig zu dir war, bildest du dir ein, du dürftest tun und lassen, was dir gefällt. Und diesmal wird es dir nicht gelingen, mich mit irgendwelchen fadenscheinigen Entschuldigungen zu beschwichtigen.«
    Mit aller Kraft riß sie sich los. »Dann will ich es auch gar nicht versuchen!« schrie sie zurück.
    In Wirklichkeit hätte sie ihm gern erklärt, dass sie sich anders besonnen hatte und ihn nicht mehr verlassen wollte. Doch das hatte er ihr mit seinem Wutanfall unmöglich gemacht. Nun weigerte sie sich, klein beizugeben, weil sie in ihrem Stolz verletzt war.
    »Ich gehe nicht mit dir zurück!« fuhr sie ihn an. »Mit so einem überheblichen, flegelhaften Kerl will ich nicht zusammenleben!«
    Jamie ballte die Hände. Eine halbe Ewigkeit schien zu verstreichen, während er sie mit gerunzelter Stirn anstarrte. Sie spürte, wieviel Mühe es ihn kostete, die Beherrschung nicht vollends zu verlieren. Als er endlich sprach, war seine Stimme ganz ruhig - zu ruhig. »Ich bin nicht gekommen, um dich zurückzuholen, Sheena.«
    Sie blinzelte verwirrt. »Ich verstehe nicht...«
    »Du bist meine Frau, daran hat sich nichts geändert. Aber ich will die Schande nicht mehr ertragen, die du mir antust. Jetzt hast du mich zum letztenmal beleidigt, Sheena. Ich möchte dich nicht mehr haben.« Er lächelte bitter. »Das müßte dich doch beglücken. Ich habe es jedenfalls nicht geschafft, dich glücklich zu machen, das weiß Gott.«
    Ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, Jamies Gesicht verschwamm vor ihren Augen. »Du - du läßt mich gehen?« flüsterte sie und glaubte, an diesen Worten zu erstik-ken.
    »Nein, Sheena«, erwiderte er mit gepreßter Stimme. »Ich verbiete dir, meine Grenzen zu überqueren. Du bist jetzt eine MacKinnion und wirst auf dem Land der MacKinnions leben. Ich werde ein Haus für dich bauen lassen, dort wirst du wohnen - allein, so wie du es wünscht. Du kannst das Land bebauen oder auch nicht. Was immer du tust, ich werde dafür sorgen, dass du nicht verhungerst.«
    »Jamie - das meinst du nicht ernst«, stammelte sie fassungslos.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals einen solchen Entschluß fassen würde. Aber du sagtest von Anfang an, dass du nichts mit mir zu tun haben möchtest. Und jetzt habe ich endlich gelernt, dir zu glauben.«
    Verzweifelt bekämpfte Sheena ihre Tränen und ihren Zorn. Würde er es tatsächlich wagen, ihr das anzutun? »Du behältst mich als deine Frau - aber du verweigerst mir alles, was zu einer Ehe gehört? Glaubst du, dass du das kannst?«
    »Ich weiß, dass ich es kann.«
    »Nein! Das lasse ich mir nicht gefallen!« schrie sie. »Ich gehe zu meinem Vater zurück!«
    »Du bleibst hier! Ich warne dich nur ein einziges Mal. Wenn du zu deinem Vater zurückkehrst, reiße ich seinen Turm ab, Stein für Stein - bis ich dich gefunden habe. Nimm dich vor mir in acht, Sheena MacKinnion, denn das ist wahrlich keine leere Drohung.«
    Jamie hatte alles gesagt, was zu sagen war. Er griff nach den Zügeln ihrer Stute, zerrte sie mit sich und galoppierte davon. Der blonde Glanz seiner Haare und der grüngelbe Tartan flössen ineinander, als sich Sheenas Augen mit Tränen füllten.
    »Oh, Ihr braucht nicht zu weinen, meine Liebe.« Mitleidig legte ihr Jannet einen Arm um die Schultern und führte sie in die Hütte zurück. »Sir Jamie wird sich bald anders besinnen. Er hat nur so dahergeredet, weil er wütend ist. Das hat er vom alten Laird geerbt, der war genauso. Aber er wird sich bald beruhigen.«
    Sheena schüttelte mutlos den Kopf. »In dieser Stimmung ist er schon, seit er mich zum erstenmal gesehen hat, und das ist wohl lange genug.«
    »Hatte er einen Grund dazu?« fragte Jannet leise. Der heftige, gefühlsbetonte Streit zwischen den beiden hatte ihre Vermutung bestätigt.
    Sheena gab keine Antwort. Unglücklich versuchte sie sich einzureden, dass ihr nur so schwer ums Herz war,
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