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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit
Autoren: Johanna Lindsey
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auch hasst e, diesen Tod hatte er ihr nicht gewünscht, nicht einmal, um seine Schwester zu rächen.
    Jedes verkohlte Stück Holz wurde umgedreht. Jetzt suchte man nur noch nach Leichen, denn dieses gewaltige Feuer konnte niemand lebend überstanden haben. Jamie war fast von Sinnen. Aber der letzte Rest seiner Vernunft, der ihn noch nicht im Stich gelassen hatte, verlangte einen Beweis. Er würde erst an Sheenas Tod glauben, wenn kein Zweifel mehr möglich war.
    Ein aufgeregter Schrei erklang, als die Falltür gefunden wurde, verkohlt, aber ansonsten unversehrt. Hastig schob Jamie die Männer beiseite und öffnete sie. Drei verkrümmte Gestalten kauerten darunter, mit Kleidern über den Gesichtern. Bewegungslos... Jamie konnte sich nicht rühren, konnte nicht atmen. Da hustete eine der Gestalten, und seine Lebensgeister erwachte von neuem. Er hob Jannet aus dem Keller und legte sie in Colens Arme, dann trug er Sheena aus der Hütte und überließ es den anderen, nach Roy zu sehen. Tränen rollten über seine Wangen, als er sie in der kühlen Luft auf den Boden legte. Niemand kam ihm in die Nähe. Und die Männer, die ihn beobachteten, wandten sich ab, als er neben seiner Frau niederkniete und sie zu schütteln begann, auf ihre Wangen schlug und abwechselnd Gebete und Flüche in die Nacht hinausschrie.
    Das Feuer hat den Keller erreicht, war Sheenas erster Gedanke, nachdem sie das Bewußtsein wiedererlangt hatte, denn ihre Lungen schienen zu brennen. Plötzlich wurde sie von einem heftigen Husten geschüttelt und konnte kaum mehr atmen. Doch dann sog sie ein wenig kühle Luft ein, die wohltuend durch ihren rauhen Hals in die schmerzende Lunge drang.
    Im nächsten Augenblick wurde sie von starken Armen umfangen und so fest gedrückt, dass ihr der Atem wieder ausging. Sie stemmte beide Hände gegen eine harte Brust, und die Umklammerung lockerte sich ein wenig.
    Colen kam angelaufen, fast schwindlig vor Erleichterung. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was sein Bruder jetzt empfand. »Jannet und Roy sind am Leben«, teilte er Jamie mit, bevor er die schlechten Neuigkeiten erzählte. »Die Leute in der anderen Hütte konnten sich nicht gegen das Feuer wehren. Auch Sheena, Roy und Jannet wären jetzt tot, wenn sie sich nicht in diesem Keller versteckt hätten. Weißt du das?«
    »Ja.«
    »Was ist nur in dich gefahren?« fragte Colen vorwurfsvoll. »Wie konntest du Sheena schutzlos hier zurücklassen?«
    Jamie warf ihm über Sheenas Kopf hinweg einen gequälten Blick zu. »Glaubst du, ich werde mir das jemals verzeihen? Ich war so wütend, und deshalb vergaß ich, einen Wachposten hierherzuschicken. Das ist natürlich keine Entschuldigung. Wegen meines verdammten Temperaments wäre sie beinahe gestorben.«
    Colen schüttelte seufzend den Kopf. »Darf ich hoffen, dass du dein verdammtes Temperament beim nächsten Mal besser bezähmen wirst?«
    »Ein nächstes Mal wird es nicht geben«, erwiderte Jamie tonlos.
    »Wollen wir sofort losreiten? Sie können noch nicht weit gekommen sein.«
    »Ja, wir brechen auf, sobald ich Sheena ins Schloss gebracht habe.«
    Sheenas Gehör hatte keinen Schaden genommen. Ihre Freude über die Rettung in letzter Minute kämpfte mit ihrer Bitterkeit. Energisch schob sie Jamie von sich. »Du hast mich nicht gefragt, ob ich in dein Schloss zurückkehren will.« Ihre Stimme war nur ein heiseres Flüstern. Um ihren Mann nicht anschauen zu müssen, rieb sie sich die brennenden Augen.
    »Nein, ich habe dich nicht gefragt und werde es auch nicht tun«, lautete seine Antwort, und sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. »O Sheena, verzeih mir. Ich weiß, dass du mir die Schuld an all dem gibst, und ich will mich auch gar nicht davon reinwaschen. Merkst du denn nicht, wie leid es mir tut?«
    »Doch - aber was hilft mir das?« Weinend schlug sie die Hände vors Gesicht. »Du hättest mich nicht hierlassen dürfen.«
    Er nahm sie wieder in die Arme, und Colen zog sich diskret zurück. »Beruhige dich doch, Sheena.« Jamie wiegte sie sanft hin und her. »Glaubst du, ich hätte dich wirklich verlassen wollen? Und was ich heute abend sagte, war nicht so gemeint. Du hast mich gekränkt, verstehst du? Ich bin es nicht gewöhnt, dass sich andere Menschen in mein Leben einmischen. Aber das tust du. Du besitzt die unheimliche Macht, mich tief zu verletzen oder mir das höchste Glück zu schenken. Und wenn du mir weh tust, verliere ich die Beherrschung. Doch das wird von nun an nie mehr geschehen. Meine Süße,
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