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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit
Autoren: Johanna Lindsey
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weil Jamie die Macht besaß, ihre Heimkehr zu verhindern. Doch das war nicht die ganze Wahrheit, wie sie sehr wohl wusste .
    Jannet versuchte, sie zu trösten und erklärte, die junge Mistress müßte in der Hütte bleiben, bis Sir Jamie zur Vernunft käme. Sheena hörte ihr kaum zu. Ihre Gedanken kreisten immer nur um die unbegreifliche Tatsache, dass Jamie sie verlassen hatte. Er war einfach davongeritten... Und sie wusste nicht einmal, was in Angusshire zwischen den beiden Clans geschehen war.

39.

     
    Sheena lag zusammengerollt am Feuer, in ihren Umhang und einen Tartan gewickelt, den Jannet ihr geliehen hatte. Draußen blies kein allzu heftiger Wind. Trotzdem wehte eine unangenehme Zugluft über den Boden, wo sie die Nacht verbrachte. Wenigstens würde sie nicht auf dem kalten, festgestampften Erdreich schlafen, sondern auf der hölzernen Falltür eines Lagerkellers.
    Sie war überrascht gewesen, denn einen solchen Keller hatte sie noch in keiner Pachthütte gesehen. Roy, ihr Gastgeber, hatte erklärt, er hätte ihn für seine Frau ausgehoben. Jannet stammte aus dem Süden, wo man in den heißen Sommermonaten einen kühlen Platz für Milch, Butter und frisches Wild brauchte. Sie hatte Roy dazu überredet, diese Grube zu graben, bevor sie ihren ersten Sommer im Hochland erlebt hatte, der nicht so warm war wie in ihrer Heimat.
    Sheena war froh, dass sie auf einer glatten Fläche liegen konnte, wenn sie auch keinen Schlaf fand.
    Das Ehepaar war längst zu Bett gegangen und in tiefen Schlummer gesunken, nachdem Roy seine Schafe und Ziegen versorgt und Jannet das Mehl für den nächsten Tag gemahlen hatte.
    Sie waren sehr nett zu ihr gewesen und hatten beteuert, Jamie wäre nicht so furchterregend wie es den Anschein hätte, und es würde sich alles zum Guten wenden.
    Sheena wusste nicht, was die ersten Rauchwölkchen zu bedeuten hatten, die durch das Hüttendach hereindrangen. Verständnislos starrte sie nach oben. Unmöglich... Trotzdem musste sie glauben, was sie da sah, als züngelnde Flammen ein Loch in das Dachstroh fraßen.
    Sollte sie fliehen? Das war ihr erster instinktiver Gedanke, der rasch verdrängt wurde, als sie sich an den Überfall auf Jocks und Hamishs Hütten erinnerte. Offensichtlich sollte sie nun Zeugin eines zweiten Überfalls werden. Wütend verfluchte sie die Bastarde, die sich auf lautlosen Sohlen herangeschlichen hatten, um Roy und seine Frau im Schlaf zu überraschen. Was für ehrlose, niederträchtige Menschen musste n das sein...
    Verzweifelt bemühte sie sich, ihre panische Angst zu bekämpfen. Das Loch im Dach wurde immer größer. Sie konnte nicht wagen, die Hütte zu verlassen und ihren Feinden in die Arme zu laufen - oder doch? Hatten sie das Feuer nur entzündet, um dann davonzureiten? Oder waren sie immer noch draußen?
    Eine Fackel fiel durch das Dach herab, hastig erstickte sie die Flammen mit dem Tartan. Eine Fackel! Es war also tatsächlich ein Überfall. Mit einem gellenden Schrei fuhr Jannet aus dem Schlaf auf, wurde in die alptraumhafte Wirklichkeit gerissen. Sheena wandte den Kopf und sah, wie Roy zu seinen Waffen griff. Krampfhaft schluckte sie. Wollte der gute, freundliche Roy hinauslaufen und den Tod finden? Und wenn er nichts unternahm? Dann würden sie alle sterben...
    Sie sprang auf, lief zum Fenster und hoffte zu Gott, dass die Angreifer inzwischen verschwunden wären. Aber sie entdeckte im Feuerschein fünf berittene Männer. Reglos saßen sie auf ihren Pferden und warteten, bis die Hüttenbewohner bei lebendigem Leibe verbrennen würden.
    Zuerst sah sie die Gesichter nur verschwommen, doch die Farben der Tartans waren deutlich zu erkennen. Ihre eigenen Farben... Ihr Verstand wollte nicht wahrhaben, was ihre Augen erblickten. Und nun konnte sie auch die Gesichtszüge der Männer deutlich erkennen. Was für eine Närrin war sie gewesen! Sie hätte es längst wissen müssen. William! Das war William Jamesons Gesicht.
    Ein Teil des Daches stürzte ein. Entsetzt schrie Sheena auf, als Roy die Tür öffnen wollte. Sie rannte zu ihm und zog ihn mit aller Kraft zurück. »Ihr dürft nicht hinauslaufen! Es sind zu viele! Und sie warten nur auf Euch!«
    Mit sanfter Gewalt löste er ihre Finger von seinem Ärmel. »Geht weg von der Tür, Mistress ! Kriecht mit meiner Jannet unter das Bett! Ich halte diese Teufel zurück, bis wir Hilfe bekommen. Das Schloss ist nicht so weit entfernt.«
    »Es sind fünf Mann!« stieß Sheena verzweifelt hervor.
    Wollte er das nicht
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