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Zombie-Ballade

Zombie-Ballade

Titel: Zombie-Ballade
Autoren: Jason Dark
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schon einen der drei Särge aussuchen…«
    Er hatte verstanden. »Sie wollen mich töten?«
    »Nicht ich, meine Männer. Sie mögen es nicht, wenn man sich meinen Wünschen widersetzt.« Spiro ging leicht in die Knie. »Ich werde verrückt, ich träume doch nur.«
    »Nein, du träumst nicht. Es entspricht alles den Tatsachen, was du hier siehst. Du kannst sie berühren, sie werden dir nichts tun, obwohl sie die Menschen jagen, das brauch ich dir nicht erst zu sagen. Entscheide dich jetzt und hier.«
    Spiro befand sich in einer Zwickmühle. Er schaute seine Chefin an, der Blick wechselte zu den Zombies, glitt an ihnen vorbei und erfasste die Särge. Drei standen zur Auswahl.
    Die Vorstellung, darin zu liegen, trieb Schauer über sein Gesicht. Lieber schlecht gelebt, als gut gestorben, dachte er und holte tief Luft. Der Verwesungsgeruch war penetrant, und Spiro schüttelte sich wieder.
    »Hast du dich entschieden, Spiro?« fragte die Frau.
    »Ja.«
    »Bitte.«
    »Ich werde sie begleiten, Madam.«
    Sie lächelte breit. Im Licht der Kerzen wirkte ihr Gesicht wie eine Projektion aus tanzenden Schatten und hellen Flecken. »Das ist sehr gut von dir gedacht, Spiro. Ich habe dich auch nicht anders eingeschätzt. Schließlich bist du schon lange bei mir. Wir nehmen unsere Freunde mit. Du wirst dich schon an sie gewöhnen.« Nach Spiros Ansicht lachte sie völlig unmotiviert los. »Morgen gebe ich ein großes Fest. Vielleicht stelle ich sie dann vor. Das wäre doch etwas - oder?«
    Spiro hielt sich zurück. Er kannte die Feste. Es waren meist rauschende Bälle. Wenn er sich vorstellte, dass plötzlich zwischen den elegant gekleideten Gästen diese drei Typen auftauchten und die Leute anfielen, war der Horror perfekt.
    Da er nichts sagte, fragte Mary Ann. »Hast du was?«
    »Nichts!« hauchte er. »Ich… ich freue mich schon.«
    »Lüge nicht, Spiro. Du wirst dich an sie gewöhnen. Ich habe mir folgendes vorgestellt. Wir beide werden den Friedhof jetzt verlassen und zum Wagen gehen. Der Rolls ist groß genug. Meine drei Männer haben im Fond Platz genug. Ich setze mich nach vorn. Du wirst fahren, als wäre nichts geschehen.«
    »Sehr wohl, Madam.«
    Mary Ann Baxter deutete auf den Ausgang. »Dann komm, wir wollen keine Zeit mehr verlieren. Meine drei Männer haben lange genug in der Kälte gelegen, sie müssen ins Warme…«
    Spiro schlug sich gegen die Stirn. Ein Horror-Kabinett, dachte er, ein verdammtes Horror-Kabinett. Dann ging er mit weichen Knien los…
    ***
    Sie saßen im Fond des Rolls. Steif wie Ladestöcke hatten sie auf der breiten Sitzbank im Fond ihre Plätze gefunden und erinnerten an Figuren aus einem Gruselfilm, die von einem Drehort zum anderen transportiert werden mussten.
    Auf dem Weg zum Wagen war ihnen kein Mensch begegnet. Selbst eifrige Friedhofs-Besucher blieben bei der Kälte zu Hause. Spiro hatte sich stets gefreut, den Rolls fahren zu können. Diesmal war es anders. Er hockte hinter dem Steuer, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren. Auf der Frontscheibe lag ein dünner Eisfilm. Spiro schaltete die Heizung und das Gebläse ein, um freie Sicht zu bekommen.
    Mary Ann Baxter hatte sich weit zurückgelehnt und ihren Pelzmantel geöffnet. Sie trug einen weichen Pullover aus Kaschmir darunter, der wärmte und ihre Figur gleichzeitig betonte. So sehr Spiro die Frau sonst gefallen hatte, heute hatte er für sie keinen Blick, und er zuckte abermals zusammen, als er ihre Finger auf seinem Handrücken spürte.
    »Willst du nicht endlich fahren?« fragte sie leise.
    Er nickte. »Sicher, aber ich… ich muss erst meine Überraschung verdauen.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Doch ich möchte nach Hause. Los.«
    Er startete. Der Rolls besaß ein automatisches Getriebe. Spiro brauchte nur mehr die richtige Stufe einzustellen, alles andere lief wie von selbst. So rollten sie dahin. Der schwere Wagen schien über den Parkplatz zu schweben. Und Spiro fuhr wie in Trance. Er konnte an nichts anderes denken, kein Wunder bei drei Leichen im Fond!
    Sie hatten kaum die unmittelbare Nähe des Friedhofs verlassen, als der Verkehr zunahm. Aus den Auspuffrohren der Fahrzeuge drangen helle Wolken.
    Überall schimmerte das Eis. Es lag auf den Dächern der Autos und Häuser und hing auch manchmal als Zapfen von Dachrinnen herab. Wasser gefror in Minutenschnelle, und sogar auf der Themse schwammen, was selten genug vorkam, dicke Eisplatten. Um ihr Ziel zu erreichen, mussten sie in den Stadtteil Mayfair. Dort lebte Mary Ann
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