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Zombie-Ballade

Zombie-Ballade

Titel: Zombie-Ballade
Autoren: Jason Dark
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Übergang war das Buch in meiner Hand glühend heiß geworden. Ich ließ es fallen. Es klatschte neben dem Wang zu Boden, der weitersprach, das Buch anstarrte, es regelrecht hypnotisierte und - bevor ich noch etwas unternehmen konnte - es in seine Gewalt brachte.
    Das Totenbuch flammte auf!
    Ich hörte ein puffendes Geräusch, dann sah ich die lange, dunkelrote Flamme aus dem Deckel zucken, die sofort neue Nahrung bekam und sich gleitend über die Kleidung des Wang legte.
    Der Stoff fing Feuer.
    Der Wang und das Totenbuch verbrannten vor meinen Augen. Während der Chinese in Flammen stand, redete er noch weiter. Er musste unwahrscheinliche Kraftreserven besitzen. Beißender Totenrauch hüllte ihn ein. Aus diesen gelbgrauen Schwaden drang seine Stimme wie aus den Tiefen der Hölle.
    Aber auch sie wurde schwächer. Der Wang starb. Ein letzter Ruf, ein verzweifeltes Flehen, danach war es still, und nur mehr Rauchreste trieben durch den Keller.
    Ich stand da wie ein Denkmal und wusste nicht, ob ich den Wang bewundern oder verachten sollte. Welch eine Erziehung musste er hinter sich gehabt haben, um so etwas überhaupt leisten zu können! Da kam ich nicht mit. Ich wartete, bis sich die Rauchschwaden aufgelöst hatten und trat auf den Wang zu.
    Jetzt konnte ich besser sehen und starrte mit gesenktem Blick auf das, was von ihm übriggeblieben war. Asche und weiße Knochen… Ein paar Haare, die nicht verbrannt worden waren, wehten noch davon. Damit hatte es sich auch.
    Das Totenbuch existierte ebenfalls nicht mehr. Ich hätte es gern an mich genommen, aber wahrscheinlich war es besser so. Mit der Vernichtung dieser Schrift war auch das letzte Kapitel der furchtbaren Zombie-Ballade für mich abgeschlossen…
    ***
    Die meisten Gäste waren abgefahren. Die wenigen, die noch aushielten, tranken einen auf den Schrecken, auch wenn es meiner Ansicht nach nicht die richtige Methode war.
    Ohne Menschen wirkten der Saal und das Tanzstudio kahl und leer. Daran konnte auch die bunte Dekoration nichts ändern. Ich fand meine Freunde beieinander stehen und staunte nicht schlecht, als ich den Verband um Sukos Schulter sah. Wenig später hatte ich alles erfahren. Der gegenseitige Erfahrungsaustausch tat gut. Als ich berichtete, was mir widerfahren war, da nickten meine Freunde. Sie alle fanden, dass es mit der Vernichtung des Totenbuchs zu einer guten Lösung gekommen war.
    Leider hatte Bill die Mordkommission alarmieren müssen. Zwei Tote waren gefunden worden. Ein Mann vom Personal, den Wang umgebracht hatte, und auch Spiro hatte den Angriff des Untoten nicht überlebt.
    Mary Ann Baxter aber war geblieben. Jemand hatte ihr einen Stuhl zugeschoben, auf dem sie hockte. Sie saß nahe der Bar. Als ich zu ihr ging, schwenkte sie die Whiskyflasche, die sie bereits zur Hälfte geleert hatte.
    »Ach, du bist es, Bulle«, sagte sie mit schwerer Stimme. »Verdammt, ich… ich kann dich nicht erkennen. Die Schatten, weißt du… die Schatten sind da.«
    »Ja, ich verstehe…«
    Sie schüttelte den Kopf und die Flasche. Whisky quoll aus der Öffnung und spritzte zu Boden. »Nichts, Bulle, gar nichts verstehst du!« lallte sie, hob den Kopf, trank wieder und begann zu lachen.
    Ich wandte mich ab. Obwohl Mary Ann Baxter Schuld auf sich geladen hatte, spürte ich Mitleid mit ihr. Sie hatte hoch gepokert und alles verloren.
    So ist, das Leben nun mal. Einmal ganz oben, dann wieder tief unten. Am besten war es, wenn man sich einen Mittelweg aussuchte. Das klappte erfahrungsgemäß nur in den seltensten Fällen…
    ENDE
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