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Zombie-Ballade

Zombie-Ballade

Titel: Zombie-Ballade
Autoren: Jason Dark
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Zombie, dafür nahm ich den Geruch wahr, der auch weiterhin die unterirdisch gelegenen Räume schwängerte.
    Sehr behutsam und mit schussbereiter Waffe stieg ich die Stufen hinab. Obwohl mich kein sichtbarer Feind erwartete, hatte ich das Gefühl, in die Höhle des Löwen zu schreiten, denn so leer, wie der unter mir liegende Keller wirkte, konnte er doch gar nicht sein.
    Als ich den Punkt erreichte, wo sich die beiden Treppen trafen, blieb ich wieder stehen. Von dieser Art Plattform hatte ich den besten Ausblick in den Keller. Ich sah eine Gestalt auf dem Boden liegen. Zuerst dachte ich an einen Zombie, denn in einer so ungünstigen oder angespannten Lage konnte kein Mensch liegen, ohne Schmerzen zu empfinden. Aber redeten lebende Tote?
    Nein, keine normalen Zombies. Wenn, dann würden sie auch nicht so glatt und sicher sprechen wie diese Gestalt, an der sich mein Blick festsaugte.
    Ich nahm die nächsten Stufen. Je tiefer ich gelangte, um so lauter und deutlicher wurde die Stimme. Dennoch gelang es mir nicht, die Worte zu verstehen, weil sie in einer für mich fremden Sprache gesprochen wurden.
    Trotzdem wusste ich Bescheid.
    Mein Freund Suko ist Chinese. Hin und wieder redete er in seiner Heimatsprache mit Shao, und so ähnlich hörten sich auch die Worte an, die die Gestalt von sich gab.
    Obwohl es in der chinesischen Sprache zahlreiche Dialekte gibt, wusste ich Bescheid. Auf dem Boden lag der Wang!
    Kein Zombie lauerte in der Nähe. Wahrscheinlich waren sie allesamt nach oben gegangen und hatten den Wang liegen lassen. Weshalb?
    Ich ging zu ihm. Die Treppe lag hinter mir. Schritt für Schritt näherte ich mich dem geheimnisvollen Fremden, von dem bisher so viel geredet worden war.
    Das Licht gab meiner Gestalt einen weichen, schrägen Schatten, der sich an der Wand entlang zog und Knicke bekam, wenn ich wieder eine Türnische passierte. Wang war der Joker in diesem Spiel. Er hatte das Totenbuch zurückhaben wollen, das sich nun in meinem Besitz befand. Er war gefesselt, lag auf der Seite, ein Bein angezogen, einen Arm ausgestreckt. Ich erkannte unsere Handschellen und konnte mir vorstellen, dass Suko hier gewesen war und den Wang außer Gefecht gesetzt hatte.
    Er hatte mich gehört, aber weitergesprochen. Erst als ich stehen blieb, verstummte auch seine Stimme. Soweit es möglich war, drehte er den Kopf und hob ihn ein wenig an, um mich anschauen zu können. Ich nickte ihm zu.
    »Du bist der Wang«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Wir haben dich gesucht.«
    »Dann kannst du nur Sinclair sein!« Mir fiel sein gezeichnetes Gesicht auf, aber ich wunderte mich gleichzeitig, dass er Schwierigkeiten hatte, die Worte zu formulieren, und das lag nicht an den Verletzungen. Es musste eine andere Ursache haben.
    Ich schaute kopfschüttelnd auf ihn herab, Die Beretta hatte ich weggesteckt. Sie kam mir lächerlich vor. »Ein Wang, der verloren hat«, sagte ich, »das sieht man selten.«
    Etwa Dreiviertel seines Gesichts konnte ich erkennen und entdeckte plötzlich den Willen in seinen Augen. »Nein«, erwiderte er. »Das gibt es nicht. Ein Wang verliert nicht.«
    »Ich sehe es anders…«
    »Nie!«
    Er hatte mir seine letzte Antwort sehr überzeugend gegeben und ließ auch keine Nachfrage mehr zu, denn er begann damit, in seiner alten Sprache zu reden.
    Ich hörte ungefähr zehn Sekunden zu, überlegte, weshalb er so reagierte, mich dabei nicht aus den Augen ließ und kam schließlich auf die naheliegende Lösung.
    Er war Totsprecher. Und er war dabei, sich selbst totzusprechen!
    Hektischer und schneller stieß er die Worte aus. Laute, die ich nie gehört hatte, schwangen durch den Keller. Verzweifelt überlegte ich, wie ich ihn zum Schweigen bringen sollte. Mit einem Schlag der Beretta gegen den Kopf?
    Nein, ich machte es anders, griff unter meine Jacke und holte das schmale Totenbuch mit dem schwarzen Einband hervor. Dabei hielt ich die Hand nach unten gestreckt, damit er es auch genau erkennen konnte.
    Der Wang sah es - und schwieg!
    »Kennst du es?« fragte ich.
    Er zögerte mit der Antwort, bis er mit leiser Stimme erwiderte. »Ja, ich kenne es…«
    Aus seinem Mund quoll eine Rauchfahne, als würde der auf der Seite liegende Wang innerlich verbrennen.
    Ich hörte seine Worte wie durch einen dicken Watteschleier. »Niemand bekommt das Buch. Niemand…«
    Nach diesen normal gesprochenen Sätzen redete er wieder in seiner Sprache weiter. Diesmal noch lauter, hektischer.
    Plötzlich stieß ich einen Schmerzschrei aus. Ohne
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