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Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Autoren: Robert Graysmith
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kassieren. »Ich kannte sie erst seit ungefähr zwei Jahren,« berichtete Carmela wehmütig, »sie war ein bisschen pummelig, und als das Baby da war, wurde sie sogar noch rundlicher. Und sie war ziemlich nachlässig, was die Kleidung betraf. Aber auf einmal fing sie an, sich wirklich nett anzuziehen, sie nahm ab und achtete auf ihre Frisur, das hat mir gefallen. Aber ihre Beziehung mit ihrem Mann ging den Bach hinunter, weil sie einfach nie zu Hause war. Sie hatte eine Menge neue Freunde, und ich bekam sie kaum noch zu Gesicht. Unsere Freundschaft schlief irgendwie ein, weil wir uns kaum noch sahen. Dean wusste nie, wo sie gerade war, und ich traf sie überhaupt nicht mehr zu Hause an, wenn ich vorbeikam.«
    Die Veränderung, die mit Darlene vor sich ging, schien allen aufzufallen, die sie kannten. Sie wirkte oft reizbar und nervös, was manche Leute allerdings darauf zurückführten, dass sie so viel abgenommen hatte. Darlene redete so schnell, dass ihr oft die Wörter durcheinander kamen.
    »Dean und sie hatten ganz bestimmt ihre Probleme miteinander«, erzählte Bobbie Oxnam, »aber das geht ja vielen jung verheirateten Paaren mit Kindern so … Sie war ein sehr kontaktfreudiger Mensch und hatte gern viele Leute um sich herum - und Dean war da ganz anders. Ich glaube, das war manchmal eine Belastung für ihre Beziehung. Sie war kein Flittchen; sie war bestimmt kein Engel - aber Flittchen war sie nicht.«
    Carmela hatte Darlene oft in schicken Kleidern gesehen und machte eines Tages eine anerkennende Bemerkung über ein rückenfreies Top mit einer Bluse darüber.
    »Ach, das habe ich bei James Sears gekauft«, sagte Darlene.
    »Oh, Mann«, dachte sich Carmela, »mein Mann und ich haben ein Restaurant, und ich kann es mir nicht leisten, bei James Sears einzukaufen.«
    »Nun wusste ich also, wo sie ihre neuen Kleider herhatte«, erzählte mir Carmela später. »Die Frage war nur, woher sie das Geld dafür hatte. Dean hatte keine Ahnung, wie sie sich das alles leisten konnte. Er war schließlich nur Koch, und sie arbeitete als Kellnerin. Sie sagte, dass sie alles im Ausverkauf bekommen hätte, aber ich wusste ja, dass das Zeug von James Sears war - und das ist mit Sicherheit kein billiger Laden.
    Ihr Mann dachte sich aber nicht besonders viel dabei. Er kam nie auf die Idee, dass sie vielleicht mit Drogen handeln könnte. »Sie braucht eben ein bisschen Abwechslung«, sagte er manchmal. »Sie ist ja gerade erst einundzwanzig geworden.«
    Für ihre Freundinnen war es kein Geheimnis, dass Darlene mit anderen Männern ausging, darunter auch Polizisten vom Sheriff’s Office.
    »Sie fuhr ziemlich oft nach San Francisco«, erinnerte sich Bobbie Ramos. »Das hat sie ihrem Mann auch nie verschwiegen. Ist das nicht komisch? Sie kommt heim und erzählt ihm ganz begeistert, mit welchen Jungs sie sich wieder amüsiert hat.«
    »Manchmal ist sie aber auch ganz allein gefahren«, erzählte mir Bobbie Oxnam später. »Sie saß einfach gern am Strand, um nachzudenken und den Sonnenaufgang zu genießen.«
    »Ich habe gehört, dass sie nicht Auto fahren konnte. Hat sie den Bus genommen?«, fragte ich.
    »Doch, sie ist schon Auto gefahren - aber eben ohne Führerschein. Sie war eine geschickte Fahrerin. Oft hat sie sich den Wagen von Freunden ausgeborgt, von Deans Chef«, antwortete Bobbie.
    Darlene kam oft erst im Morgengrauen nach Hause, wenn Dean längst schlief. Wenn sie aufstand, war er längst im Restaurant.

    Dienstag, 24. Juni 1969

    »In den nächsten Tagen wird einiges passieren«, teilte Darlene ihrer Schwester Christina in seltsam geheimnisvollem Ton mit. »Eine wirklich große Sache, das kann ich dir sagen.«
    »Worum geht es denn?«, wollte Christina wissen.
    »Das kann ich dir nicht sagen, aber du wirst es sogar in der Zeitung lesen können.«
    Christina hatte keine Ahnung, wovon ihre Schwester sprach. »Das ist schon merkwürdig«, erzählte sie Carmela Leigh. »Wer weiß, vielleicht geht es um Drogen oder um einen Mord, vielleicht aber auch nur um eine Riesenparty.«
    »Wir nahmen damals an«, erzählte Carmela, »dass Darlene vielleicht von einer bevorstehenden Drogenrazzia wusste - oder sonst irgendwas, das sie von ihren Freunden bei der Polizei gehört hatte.«
    »Darlene hat nie genau gesagt, warum sie vor dem Mann im weißen Auto Angst hatte«, erzählte mir Bobby Oxnam später. »Er muss sie irgendwie bedroht haben, aber wie genau, das weiß ich nicht. Ich habe so einen Verdacht, dass es irgendetwas mit den
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