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Zivilcourage - Keine Frage

Titel: Zivilcourage - Keine Frage
Autoren: Beate Wagner , Constanze Loeffler
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und Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, wollte unbedingt die erste Bürgerstiftung in Deutschland gründen. Während seiner Besuche bei amerikanischen Forscherkollegen hatte er bereits Jahre zuvor zahlreiche Stiftungen und deren soziale Projekte kennengelernt – und er war von der Idee fasziniert, mit privatem Kapital die Gesellschaft zu unterstützen. 1996 traf Christian Pfeiffer einige gesellschaftlich engagierte Freunde, um sie von seiner Idee zu überzeugen. Er war erfolgreich. Noch am selben Abend wurde durch die Spenden der Anwesenden die finanzielle Grundlage für die Gründung geschaffen.
    Im Jahre 1999 wurde dann die Bürgerstiftung Hannover gegründet. Über 40 Projekte werden derzeit von der Stiftung Hannover gefördert: Vom Musikunterricht für benachteiligte Kinder über einen Kinderzirkus mit behinderten und nicht behinderten Jugendlichen bis zur Sommerschule in einem Brennpunkt-Stadtteil.
    Sich gegenseitig helfen, für andere Menschen Verantwortung übernehmen, aufmerksam sein – so funktioniert im Kleinen die Familie, und so funktioniert im Großen unsere Gesellschaft. Wer Zivilcourage übt, setzt sich ein für ein friedliches Miteinander aller Menschen einer Gemeinschaft, so verschieden sie auch sind.
    Zivilcourage ist eine Tugend, auf die wir nicht verzichten können. Es sollte unser ganz persönlicher Anspruch sein, auch Menschen, die uns fremd sind, in Not zu unterstützen. Es sollte uns allen daran gelegen sein, bei Unrecht beherzt einzugreifen, auch wenn wir nicht selbst betroffen sind. Nur so können wir darauf vertrauen, dass uns oder unseren Kindern ebenfalls geholfen wird.
    In vielen gesellschaftlichen Bereichen wird momentan der Ruf nach mehr Zivilcourage laut. Denn brutale Schlägerszenen auf der Straße oder Demütigungen durch Cybermobbing im Internet gehören ebenso zum Alltag wie soziale Ausgrenzung in Schulen und Unternehmen.
    Es ist wichtig, physische und psychische Gewalt als soziales Problem zu erkennen und dagegen vorzugehen. Ebenso wichtig ist es, zu fragen, woher diese Gleichgültigkeit und Selbstbezogenheit kommt und wohin uns mangelnde Solidarität und fehlende soziale Verantwortung führt.
    Übersetzt man den etwas hölzernen Begriff Zivilcourage, dann heißt das Bürgermut. Und das stimmt: Wer sich für andere einsetzt und dabei ein Risiko für sich eingeht, der braucht Mut. Doch Zivilcourage ist mehr als die korrekte Reaktion in einer Notsituation. Zivilcourage beginnt im Alltag: In der Schlange beim Bäcker, bei der Erziehung unserer Kinder, im Büro.
    Wer Zivilcourage lebt, braucht vor allem eines: das Interesse am Miteinander. Und die Bereitschaft, tolerant auf andere Menschen zuzugehen und offen für Neues zu sein! Ich bin dabei, Sie auch?
    Herzlichst
    Ihre Bettina Wulff

1 Die Tragödie Dominik Brunner
    » Das, was dem Leben Sinn verleiht,
gibt auch dem Tod Sinn. «
    Antoine de Saint-Exupéry
    1.1 | Eine Minute Gewalt
    Es war ein bewegendes Fest, wird der Bildhauer Stefan Rottmeier später sagen. Bewegend und bedrückend zugleich: Die Enthüllung der von ihm geschaffenen Bronzeplastik für Zivilcourage in Ergoldsbach am 12 . September 2010 hat schreckliche Erinnerungen wach werden lassen. Das Denkmal zeigt eine männliche Figur, die sich schützend vor ein Kind stellt. Genau das hatte Dominik Brunner ein Jahr zuvor getan. » Die Statue soll Zivilcourage einen menschlichen Ausdruck geben « , sagt Künstler Rottmeier, » Sie ist Sinnbild für die mutige und selbstlose Tat Brunners. « Der Geschäftsmann aus Ergoldsbach hatte vier Kinder geschützt, die in der Münchner S-Bahn von Jugendlichen bedroht wurden. Kurz danach war Dominik Brunner tot.
    Hunderte Menschen kamen an Brunners erstem Todestag in sein Heimatdorf. Der strahlend blaue Himmel sorgte ebenso wie das weiße Tuch, das die Statue zunächst verdeckte, dafür, dass keine Trauerstimmung aufkam. Stattdessen war jeden Moment klar: Ergoldsbach wird von nun an immer mit dem Thema Zivilcourage verbunden sein, auch wegen des ebenfalls an diesem Tag eingeweihten Dominik-Brunner-Hauses.
    » An Herrn Brunner. Für Ihren Mut und Ihre Stärke bewundern wir Sie und fragen uns immer wieder, wie wir in dieser Situation gehandelt hätten und wie so etwas Furchtbares hätte verhindert werden können. « 1
    Mutig und selbstlos zu sein, das war Brunners Ansinnen an jenem Samstagnachmittag 2009 . Er hatte einen freien Tag, den er – wie so oft – in München verbrachte. Über Mittag war der 50
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