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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition)
Autoren: Marleen Reichenberg
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  regelmäßigen Abständen ein leises Piepsen,
aber ich war nicht in der Lage, meinen entsetzlich schmerzenden Kopf zu drehen,
geschweige denn mit meinen Augen irgendetwas fixieren. Blicklos starrte ich an
die weiß (gottseidank nicht auch noch rotzgrün)   getünchte Zimmerdecke.
    Aber der Mann, der so unermüdlich meinen
Namen rief, ließ nicht locker. Er stand direkt neben mir und ich spürte eine
leichte Berührung an meiner linken Hand.
    „ Frau Salten, können Sie mich hören?“
Ja zum Teufel, geht´s auch etwas leiser, mein Schädel brummt…Da ich aber
generell ein höflicher Mensch bin, wollte ich brav nicken, führte die Bewegung
zwar in Gedanken aus, aber es kam nichts an. Mein Kopf bewegte sich nicht.
     
    War auch besser so, der wäre angesichts
meiner hämmernden Schmerzen bei der geringsten Bewegung vermutlich sowieso
geplatzt. Also blinzelte ich leicht. Mein „Gesprächspartner“   nahm   dies als Zustimmung, weiter zu reden, während
meine Gedanken wild durcheinander purzelten. Was war mit mir los, wo und warum
war ich hier gelandet? Aber durch meine chaotischen Grübeleien hindurch drang
die Realität in mein Hirn.
    Um die niederschmetternde Wahrheit zu
erfahren, musste ich nur zuhören:
     
    "Sie sind hier in München im
Krankenhaus auf der neurologischen Intensivstation. Sie hatten eine schwere
Gehirnblutung.“
    Gehirnblutung? Wie kam ich denn dazu?
War das bei einem Autounfall passiert oder war ich versehentlich in eine
Schlägerei geraten, wo mir jemand eins über den Schädel gegeben hatte?   Der Arzt sprach weiter. War schon fast unheimlich,
wie der meine stummen Fragen erriet!
      "Die Blutung wurde durch eine angeborene
Gefäßmissbildung, ein sogenanntes Angiom in ihrem Kopf, ausgelöst. Dieses ist
geplatzt. Es ist uns gelungen, in einer langwierigen Operation die Blutung zu
stillen und das Angiom vollständig zu entfernen."
     
    Operation? Oh nein, die hatten mir
tatsächlich den Kopf aufgebohrt, folglich war ich …kahlrasiert? Bilder von   hohläugigen Menschen mit blanken Schädeln
blitzten vor meinem inneren Auge auf. Hilfe, ich wollte meine lange
dunkelblonde Mähne wieder haben! Die hatte ich mir jahrelang angezüchtet und
erfolgreich gegen jede Friseur- Attacke   (Wollen Sie nicht doch mal etwas Kürzeres,
Flotteres haben?) verteidigt. Als Dreizehnjährige hatte ich mir ein einziges
Mal einen Kurzhaarschnitt verpassen lassen und das Ergebnis war grauenhaft.
Weil ich so groß und schlank war, aber noch keine weiblichen Formen entwickelt
hatte, verwechselten mich viele mit einem Jungen und das ist für ein
pubertierendes Mädchen einfach nur traumatisch. Seitdem trug ich mein Haar
grundsätzlich überschulterlang. Langes Haar signalisierte doch Kraft, oder
nicht? Schon Delilah wusste, wie sie Samson seiner Kraft und Würde berauben
konnte…
     
    Ich fasste es nicht, was mir in
Sekundenbruchteilen alles durch den Kopf ging. Wenigstens konnten sie in meinem
Hirn nicht viel kaputt gemacht haben, wenn ich noch in der Lage war, solche
komplizierten Gedankensprünge zu vollführen! Und falls Sie jetzt der Ansicht
sind, dass diese etwas wirr waren: Das hatte nichts mit der Operation zu tun,
ich habe schon immer eine überschießende Fantasie besessen!
    Endlich war ich zu einer Bewegung
fähig: Während ich mental den Verlust meiner Haarpracht bedauerte, fuhr meine
linke Hand instinktiv in Richtung Kopf, wo ich zu meinem Erstaunen…..Haar spürte,
zwar rau und verklebt, aber definitiv Haar und keine nackte Kopfhaut!
    Der scheinbar hellseherisch veranlagte
Doktor deutete meine Bewegung genau richtig.
      „ Frau Salten, Sie haben ihr Haar noch.
Lediglich an der Operationsstelle haben wir einen kleinen Streifen weg rasiert.
Aber die Blutung hat bei Ihnen eine komplette rechtsseitige Lähmung ihres
Körpers ausgelöst. Das kann sich mit der Zeit wieder geben, aber Sie müssen
Geduld haben. Ob ihr Sprachzentrum intakt ist, wird sich noch heraus stellen.
Wir lassen Sie jetzt ein wenig schlafen, Sie sind sehr schwach und müssen sich
erholen."
    Links von mir piepste es immer noch in
einem   gleichmäßigen Rhythmus. Ich sah
ein bisschen klarer: mein Körper war mit einem Herzmonitor verbunden und am
linken Arm blies sich gerade mit einem komisch schmatzenden Geräusch   eine automatische Blutdruckmessmanschette auf.
      In meiner Nase steckte irgendein Schlauch und
über eine Nadel im Arm war ich mit einem Ständer verbunden, an dem mehrere
Flaschen hingen. War ich ohne diesen
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