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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition)
Autoren: Marleen Reichenberg
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Umwelt zu alarmieren, erreicht) und
sagte gespielt unbefangen: "Meine Mutter möchte nur darüber informieren,
dass ich seit ein paar Tagen wieder Single bin. Die Verlobung zwischen mir und
Mark ist gelöst."
    Und
dann trat ich Mama unter dem Tisch mit meinem linken Fuß kräftig gegen ihr
Schienbein, als Warnung dafür, dass sie kein Wort mehr darüber verlieren sollte.
Strafe musste sein!   Sie nahm es wie ein
Mann, verzog zwar unmerklich das Gesicht - der Tritt war wirklich heftig
gewesen   - schwieg aber tatsächlich.
    Die
einfühlsame Iris, die genau spürte, wie unangenehm mir das Thema war, überspielte
meine Verlegenheit mit einem Satz: " Manchmal ist es besser, schon vor der
Heirat zu bemerken, dass man nicht zusammen passt." Und fuhr dann
übergangslos fort, eine nette Anekdote über ihren Therapeuten zu erzählen. Urs
und Robert gingen in der folgenden halben Stunde ebenfalls mit keinem Wort auf
meinen neuen Status ein, ich spürte aber Roberts forschende Blicke und guckte
trotzig zurück. Was ging ihn das Ganze an? Sollte er sich doch um seine
Ex-Exfreundin kümmern! Wo war die eigentlich gerade? Beinahe hätte ich danach
gefragt, als mir siedend heiß einfiel, dass ich offiziell nichts von ihr wusste.
Ich hatte sie ja heimlich am Auto beobachtet und Iris hatte mir die Story
bestimmt nicht deswegen erzählt, dass ich sie jetzt bloßstellte.
    Und
mich interessierte Roberts Liebesleben ebenfalls nicht.
    Ich
hatte mit Liebesdingen endgültig abgeschlossen.
    Trotzdem
verspüre ich einen leisen Stich, als wir uns voneinander verabschiedeten, Iris
und ich uns gegenseitig alles Gute wünschten und er mir lediglich ebenfalls die
Hand schüttelte, gefolgt von einem lapidaren: "Tschüss, Christina, alles
Gute und weitere gesundheitliche Fortschritte!"   Tschüss? Nicht mal ein "Auf Wiedersehen"?
Das war deutlich; ich war mir sicher, dass die Ära Wallner damit in meinem Leben
ebenfalls abgeschlossen war.
    Auch
Mama schien enttäuscht, als mich meine Eltern zu meinem Zimmer zurück brachten,
meinte sie: "Schade, dass du und dieser Robert euch nicht mehr trefft,
wenn seine Mutter entlassen wird. Ich versteh´ dich nicht, Christina: Der wäre
doch ein netter attraktiver Mann für dich! Du bräuchtest ihm das nur zu zeigen."
    Der
Abschied zwischen ihr und mir fiel sehr kühl aus, nachdem ich ihr in aller
Deutlichkeit gesagt hatte, was ich von ihren Einmischungsversuchen hielt. Papa
umarmte mich und flüsterte mir ins Ohr: "Du kennst sie doch, Christina. Sie
macht sich eben Sorgen um dich."
     
    An
diesem Abend machte ich mir auch Sorgen um mich. Und zwar die ganze Nacht. Wieder
trauerte ich um Mark. Wollte ihn verzweifelt zurück haben. Ich hatte Angst vor
einer trostlosen Zukunft! Wann würde dieser ganze Schlamassel endlich ein Ende
haben? Hatte ich mit 25 Einschlafhilfen schon genug für den ewigen Schlaf
gesammelt? Wahrscheinlich nicht. Musste also noch ein paar Tage durchhalten.

Kapitel Fünfunddreißig
     
    Beim
morgendlichen Duschen sah ich an meinen hervorstehenden Hüftknochen, dass meine
unfreiwillige Diät wegen akuter Appetitlosigkeit sichtbar Wirkung zeigte. Wenn
ich so weitermachte, brauchte ich gar nicht aktiv nachzuhelfen, ich würde
ohnehin den Hungertod sterben! Nur gut, dass ich mittlerweile fähig war, allein
zu duschen, mich anzuziehen und mittels meiner weiten Jogginghosen und
Sweatshirts mein Knochengestell gnädig zu verhüllen.
    Aber
trotz meines Lebensüberdrusses blitzte morgens beim Anblick des Rollators, der
neben meinem Rollstuhl vor meinem Bett stand, ein Anflug von Freude auf. Ich
musste nicht mehr nur in den Rollstuhl sitzen! Und wieder übte ich an diesem
Tag exzessiv, bis zum Beinzittern, das schrittweise Laufen innerhalb meiner
vier Wände.
     
    Lisa
gab mir den Rest, als sie mich nach der Mittagspause treppab gehen ließ. Diesmal
an der großen Treppe im Haupthaus, wo reger Publikumsverkehr herrschte. Lisa
bedeutete mir, ich solle mich am linken Geländer festhalten, sie stützte mich
auf der anderen Seite und dann sollte ich einfach da hinunter
"gehen". "Wenn Sie sich das zutrauen, gleich überholend,
ansonsten setzen Sie einfach einen Fuß vor und holen den anderen auf dieselbe
Stufe nach." Haha, ein guter Witz! Wie festgefroren stand ich am obersten
Treppenabsatz und starre wie ein hypnotisiertes Kaninchen in den Abgrund. Diese
Treppe war so verdammt breit und steil! Mir war schwindelig, alles drehte sich
in meinem Kopf. Ich wollte da nicht runter, auf keinen Fall! Ich würde
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