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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters
Autoren: Thomas F. Monteleone
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ist ein mons­trö­ser Ozean. Stän­dig in Be­we­gung, türmt er Wel­len bis zu drei­ßig Ems hoch auf, mit Wel­len­tä­lern, die noch ein­mal so tief sind. Über ihm hän­gen die graues­ten und käl­tes­ten Him­mel west­lich der Ei­sen­fel­der. Meh­re­re Ex­pe­di­tio­nen sind von den Mee­res­staa­ten aus­ge­rüs­tet wor­den, um zu ver­su­chen, in das Son­nen­lo­se Meer ein­zu­drin­gen oder es gar zu durch­que­ren. Aber kein ein­zi­ges von den großen Schif­fen kehr­te je zu­rück. Ei­ni­ge arg op­ti­mis­ti­sche Schiffs­ka­pi­tä­ne ha­ben ih­re Rei­sen als „Durch­que­run­gen“ aus­ge­ge­ben, aber wir His­to­ri­ker ha­ben im­mer vor po­si­ti­vis­ti­schem Den­ken die­ser Art ge­warnt, setzt es doch die Exis­tenz ei­ner Land­mas­se oder ei­ner Küs­te oder von ir­gend et­was am an­de­ren En­de des Ozeans vor­aus.
    Doch in der mo­der­nen Zeit ist kein Be­richt be­kannt, der die Exis­tenz von ir­gend et­was jen­seits des Ozeans be­stä­tigt.
    Le­gen­den, Volks­mär­chen und Frag­men­te aus der Ers­ten Zeit und münd­li­che Über­lie­fe­run­gen sind zu­hauf vor­han­den: Al­le die­se Quel­len spre­chen von Land­mas­sen – Kon­ti­nen­te nennt man sie –, aber die Na­men die­ser Ort­schaf­ten, ih­re La­ge, ih­re Aus­ma­ße und al­les an­de­re, was die Echt­heit be­stä­ti­gen wür­de, sind ver­lo­ren­ge­gan­gen – viel­leicht sind sie auch nie be­kannt ge­we­sen.
    Fah­ren wir mit dem geo­gra­phi­schen Be­richt fort: Man fin­det im äu­ßers­ten Nord­wes­ten des Golfs ei­ne rie­si­ge Wüs­te, die un­ter dem Mee­res­s­pie­gel liegt und vom Was­ser durch ein ko­los­sa­les Ge­bir­ge, be­kannt un­ter dem Na­men Ha­ra­ne­en-Schei­de, ab­ge­schot­tet wird. Die­ses große was­ser­lo­se Ge­biet heißt Man­teg De­pres­si­on und wird im all­ge­mei­nen von al­len Be­woh­nern der Welt ge­mie­den. Wil­de Sand- und Staub­stür­me su­chen die Man­teg De­pres­si­on in fast re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den heim. Die Ge­walt, die blan­ke Wucht die­ser Stür­me, sei stark ge­nug, so wird ge­sagt, um ei­nem Men­schen das Fleisch mit solch sau­be­rer und ent­schie­de­ner Ef­fi­zi­enz von den Kno­chen zu tren­nen, wie das vom Skal­pell ei­nes Chir­ur­gen nie ge­leis­tet wer­den kann. Die Ra­dio­ak­ti­vi­tät in die­ser Ge­gend ist im­mer noch über­ra­schend hoch, wenn man be­denkt, wie vie­le un­ge­zähl­te Jah­re schon ver­gan­gen sein mö­gen, seit­dem in die­ser Re­gi­on ther­mo­nu­klea­re Waf­fen ge­zün­det wur­den. Ei­ni­ge Le­gen­den wol­len wis­sen, daß in der Man­teg De­pres­si­on im­mer noch Si­los und Ab­schuß­an­la­gen ste­hen, im­mer noch ver­ros­te­te und ver­seng­te Mi­li­tär­fahr­zeu­ge lie­gen sol­len – doch auch hier liegt für sol­che Be­haup­tun­gen nicht der ge­rings­te Be­weis vor. (Hof­fent­lich kann die pic­to­gra­phi­sche – oder, wie man­che in­sis­tie­ren: pho­to­gra­phi­sche – Tech­nik bald so­weit per­fek­tio­niert wer­den, daß sol­che Be­haup­tun­gen rest­los und zwei­fels­frei zu über­prü­fen sind.
    Die Tem­pe­ra­tur in der Man­teg De­pres­si­on kann bis auf 50° Cen­ta an­stei­gen. Die jähr­li­che Re­gen­was­ser­men­ge in die­sem Ge­biet liegt et­was über zwei Cees.
    Und trotz­dem fin­det sich Le­ben in der De­pres­si­on. Ein No­ma­den­stamm na­mens Idri zieht an den Wüs­ten­gren­zen ent­lang und durch sei­ne Hoch­ebe­nen. Sie rei­ten auf ei­nem stör­ri­schen Tier, das Lo­ka ge­nannt wird. Es hat ei­ne Au­ßen­haut von sol­cher Di­cke und Fes­tig­keit ent­wi­ckelt, daß der Sand­korn­be­schuß ei­nes Sturms ihm nicht mehr aus­macht als ein er­fri­schen­der Re­gen­schau­er. Trotz­dem sei an die­ser Stel­le war­nend dar­auf hin­ge­wie­sen, daß ein Tier von sol­cher phy­si­schen Stär­ke einen Hang zum Un­ge­hor­sam hat. Die Idri selbst sind ein übel­rie­chen­der, son­nen­ge­bleich­ter, le­der­häu­ti­ger Hau­fen, den man we­der als Pi­ra­ten noch als fah­ren­de Händ­ler be­zeich­nen kann, wohl aber als ei­ne Ban­de ein­fa­cher, sich fort­pflan­zen­der Aas­gei­er, die sich bloß ver­meh­ren, um ei­ne im Grun­de ge­nom­men be­deu­tungs­lo­se
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