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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters
Autoren: Thomas F. Monteleone
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frü­he­ren Zeit, weit zu­rück in der Ver­gan­gen­heit der Welt, mag die­ser Ort ein rie­si­ger Stadt- und In­dus­trie­kom­plex ge­we­sen sein. Dann muß ir­gend et­was ge­sche­hen sein, das selbst die Er­de da­zu brach­te, wie Öl in der Pfan­ne zu ko­chen. Al­les zer­schmolz zu La­va und blieb viel­leicht tau­send Jah­re lang heiß, bis es dann zu ei­ner dia­man­ten­har­ten, ab­so­lut fla­chen, un­glaub­lich to­ten Land­schaft ab­kühl­te – wie ei­ne Wie­se aus Stahl, wo sich nichts be­wegt, wo nichts lebt.
    Aber süd­lich und west­lich des Schla­cken­lan­des trifft man wie­der auf Le­ben, wenn es auch miß­güns­tig ist und we­nig Ach­tung für sei­nes­glei­chen auf­bringt: die vor­her be­reits er­wähn­ten Schmutz­fle­cken Pin­dar und Eyck, de­ren Flä­che sich dort an den Bie­gun­gen des Kirchow drängt, wo er sich in das G’rdel­lia­ni­sche Meer er­gießt.
    Im Sü­den die­ser sma­ragd­grü­nen Was­ser­flä­che fin­det sich mit­ten im dür­ren Nichts ei­ne Blu­me: das Land G’rdel­lia. Viel­leicht das äl­tes­te Land der mo­der­nen Welt, ist G’rdel­lia stolz auf sei­ne Her­kunft, sei­ne Ge­schich­te und vor al­lem sei­ne Kul­tur. Ob­wohl das Land so arm ist wie Scor­pin­ni­on reich, ha­ben die G’rdel­lia­ner ih­rem Bo­den so lan­ge gut zu­ge­re­det, ihn so ver­hät­schelt und be­ar­bei­tet, bis er für sie das pro­du­zier­te, was sie ha­ben woll­ten. Die G’rdel­lia­ner sind ei­ne Na­ti­on von Ar­bei­tern. Sie sin­gen und la­chen bei der Ar­beit, ver­we­ben die Ar­beit mit ih­rer Kul­tur und Tra­di­ti­on. G’rdel­lia ist ei­ne Na­ti­on der Er­bau­er, See­leu­te, Künst­ler, Händ­ler und Den­ker. In der Haupt­stadt Eleu­syn­nia ge­deiht die Schön­heit. Die Kunst ist hier zu Hau­se, die Stra­ßen sind vol­ler Mu­sik. Ar­chi­tek­tur vom Ge­fühl ge­zeugt, Ge­stal­tung aus der Phi­lo­so­phie ge­bo­ren, der Zweck von al­lem folgt den stren­gen Re­geln ei­ner Me­di­ta­ti­on, all dies kann man in Eleu­syn­nia vor­fin­den. Das Land ist stark in der Welt­wirt­schaft en­ga­giert und wird in sei­ner Ge­schick­lich­keit dar­in nur noch von Ne­spo­ra über­trof­fen. Aber die G’rdel­lia­ner sor­gen auch für die Ver­brei­tung der Kul­tur und der Men­schen­wür­de, und in die­sen Be­lan­gen wer­den sie von nie­man­dem über­trof­fen. Sie sind phi­lo­so­phi­sche Au­to­di­dak­ten, und ih­re Vor­stel­lun­gen von Form und Schön­heit ha­ben ih­re ei­ge­nen In­ter­pre­ta­tio­nen von Lo­gik durch­drun­gen – doch darf dies nicht als Be­hin­de­rung an­ge­se­hen wer­den. Die G’rdel­lia­ner se­hen die Welt als einen von Na­tur aus lo­gi­schen Ort an, in der al­les ei­ne ver­nünf­ti­ge Ur­sa­che und Wir­kung hat. Sie ver­su­chen nie, sich die­sem na­tür­li­chen Uni­ver­sal­fluß ent­ge­gen­zu­stel­len. Und vor al­lem ge­nie­ßen sie tra­di­tio­nell den Ruf, erst­klas­si­ge Sol­da­ten zu sein. Die Eli­te der Keil-Sol­da­ten wird über­all in der Welt ge­fürch­tet, doch wer­den die­se Sol­da­ten nur zur Ver­tei­di­gung der ei­ge­nen Lan­des­gren­zen ein­ge­setzt. Die G’rdel­lia­ner sind von Na­tur aus fried­lie­bend und he­gen kei­ne im­pe­ria­lis­ti­schen Ge­lüs­te. Doch wä­re es durch­aus kei­ne so schreck­li­che Vor­stel­lung, wenn die gan­ze Welt ei­nem sol­chen Land we­nigs­tens äh­neln wür­de.
    Süd­lich von G’rdel­lia liegt ei­nes der größ­ten Ge­heim­nis­se der Ers­ten Zeit. Das Land, das, an­ders als im Nor­den, nicht von lie­be­vol­len Hän­den und Ge­hir­n­en be­ar­bei­tet wur­de, ist ei­ne dür­re, stau­bi­ge Ein­öde ge­wor­den, die von ei­nem son­der­ba­ren Leuch­ten er­füllt ist. Der hie­si­ge Bo­den wird san­dig, und die Ve­ge­ta­ti­on nimmt bors­ti­ge, ha­ge­re For­men an, wenn sie nicht schon längst aus­ge­stor­ben ist. Man nennt die­sen Ort die Ei­sen­fel­der und das aus gu­tem Grund: Er stellt einen gi­gan­ti­schen Fried­hof für Me­tall­ge­gen­stän­de al­ler Art dar. Über­bleib­sel aus un­ge­zähl­ten Krie­gen, To­des­brin­ger ver­gan­ge­ner Zeit­al­ter und Kriegs­ma­schi­nen, de­ren Zweck schon vor lan­ger Zeit ver­ges­sen wur­de, lie­gen zer­bro­chen, halb
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