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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters
Autoren: Thomas F. Monteleone
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ei­gent­lich dem Ent­zücken des Geis­tes dient, liegt an ei­ner Stel­le, wo we­ni­ger ni­veau­vol­le Zwe­cke ver­folgt wer­den. Die Stadt Vo­luspa über­ragt die Stra­ßen von Nsin, die Mün­dung des Golfs von Ari­dard und et­was wei­ter nörd­lich die des Kirchow-Flus­ses. Hier ver­läuft die Haupt­han­dels­rou­te des Os­tens, und die Stra­ße von Nsin ist ein wich­ti­ger stra­te­gi­scher Kon­troll­punkt ent­lang die­ser Rou­te. Aus die­sem Grund hat Odo, in Ver­bin­dung mit G’rdel­lia, fei­er­lich fest­ge­legt, die Stra­ße auf ewig für al­le Schif­fe und Händ­ler frei- und of­fen­zu­hal­ten. Odo un­ter­hält ein klei­nes, aber schlag­kräf­ti­ges ste­hen­des Heer und ei­ne große Flot­te aus Holz­schif­fen, die bei­de durch einen Eid an ihr Land ge­bun­den wur­den. In der Ver­gan­gen­heit wur­den zahl­lo­se Krie­ge um die Kon­trol­le die­ser Stra­ße aus­ge­foch­ten. Heut­zu­ta­ge legt Odo kei­nen Wert dar­auf, er­neut als lo­cken­des Ziel zu er­schei­nen oder vom nächs­ten em­por­stre­ben­den Welt-Dik­ta­tor als leuch­ten­de und glän­zen­de Kriegs­beu­te an­ge­se­hen zu wer­den.
    Es kann nicht über­ra­schen, daß die Re­pu­blik Be­hi­star am ehe­s­ten als Brut­stät­te für einen sol­chen Dik­ta­tor in Fra­ge käme. Sie liegt ge­nau im Wes­ten der Ei­sen­fel­der, an den süd­li­chen Küs­ten­strei­fen des Golfs von Ari­dard, und ist al­les an­de­re als ei­ne Re­pu­blik. Oh­ne jeg­li­che Spur von ei­ge­ner Schuld in Be­tracht zu zie­hen, kla­gen His­to­ri­ker und Staats­män­ner die­sen Staat öf­fent­lich an. Be­hi­star ist ein krie­ge­ri­sches Land, voll­ge­stopft mit ex­trem na­tio­na­lis­ti­schen Au­to­ma­ten­we­sen. Die Be­völ­ke­rung ist so ri­go­ros pro­gram­miert wor­den, daß al­le Fein­füh­lig­keit, Krea­ti­vi­tät und Ori­gi­na­li­tät aus ih­rer Kul­tur hin­aus­ge­trie­ben wur­den. Die Kul­tur ist so kalt und leb­los wie ei­ne Mit­ter­nacht in der Man­teg De­pres­si­on. Seit Ge­ne­ra­tio­nen wird Be­hi­star von ei­ner Dy­nas­tie der all­mäch­ti­gen „Lu­tens“ re­giert, die im all­ge­mei­nen Be­wußt­sein einen selt­sa­men, halb­gott­ähn­li­chen Sta­tus ein­neh­men. Die Ord­nung ei­nes Got­tes­gna­den­tums bei der Thron­be­set­zung ist hier auf er­schre­cken­de Wei­se noch gül­tig. Vor ei­ner Ge­ne­ra­ti­on hat der Rest der mo­der­nen Welt ge­gen die Be­hi­star-Re­pu­blik mo­bil ge­macht. Nach fürch­ter­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen, die die Mit­tel von je­dem Teil­neh­mer stark an­grif­fen, wur­de die­se nie­der­träch­ti­ge Na­ti­on im Volks­mund nur noch „Das Ver­bot“ ge­nannt. In Be­hi­star gibt es einen Ko­dex mit ri­gi­de an­ge­wen­de­ten Ge­set­zen, die al­les re­geln: Han­deln, Wa­ren­tausch und die Aus­rei­se von Be­hi­s­ta­ri in den Rest der Welt. Das Auf­stel­len ei­ner Ar­mee ist von den Sie­ger­mäch­ten ver­bo­ten wor­den, und die Füh­rer des Lan­des wer­den in die­ser Hin­sicht ge­naues­tens be­ob­ach­tet. Vie­le sind der An­sicht, die Be­hi­s­ta­ri fän­den Ge­fal­len dar­an, einen Krieg zu füh­ren, bloß um des Krieg­füh­rens wil­len, und er­götz­ten sich an den an­schlie­ßen­den Zer­stö­run­gen und den Lei­den der Be­sieg­ten. Die Haupt­stadt Lan­dor spie­gelt den trau­ri­gen Zu­stand des Staa­tes wi­der: ei­ne über­aus schmut­zi­ge An­samm­lung aus schwarz­stei­ni­gen Ge­bäu­den. Die aus­ge­laug­ten Be­woh­ner hu­schen wie Rat­ten durch die en­gen, dunklen Stra­ßen. Soll­te es ein ge­nau­es Spie­gel­bild von Eleu­syn­nia ge­ben, so könn­te das nur Lan­dor sein. Es ist als glück­li­cher Zu­fall an­zu­se­hen, das Be­hi­star durch na­tür­li­che Gren­zen vom Rest der Welt iso­liert wird: im Os­ten die Ei­sen­fel­der, im Nor­den der Golf und im Wes­ten der Sa­mar­kesh Burn, der hei­ßes­te Ort der Welt. Die Tem­pe­ra­tu­ren stei­gen rasch auf über 60° Cen­ta, und die­sem Ort fehlt jeg­li­che Wind­strö­mung. Die Sand­dü­nen be­we­gen sich nicht, Sand­korn liegt an Sand­korn leb­los da und ist seit Jahr­hun­der­ten nicht aus sei­ner Stel­lung ge­bracht wor­den, es sei denn durch die ziel­lo­sen
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