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Ziemlich verletzlich, ziemlich stark: Wege zu einer solidarischen Gesellschaft (German Edition)

Ziemlich verletzlich, ziemlich stark: Wege zu einer solidarischen Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ziemlich verletzlich, ziemlich stark: Wege zu einer solidarischen Gesellschaft (German Edition)
Autoren: Jean Vanier , Philippe Pozzo di Borgo , de Laurent Cherisey
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innerhalb Europas um.1942 , mit dreizehn Jahren, ging ich ans Royal Navy College der britischen Marine in Dartmouth, England. Bis ich 1950 den Dienst quittierte, war ich Marineoffizier. Damals hatte ich das Bedürfnis, einen persönlicheren, spirituelleren Weg einzuschlagen, als ihn mir die Marine bieten konnte. Ich tastete mich langsam heran. Eine Zeitlang wollte ich Priester werden, doch dann merkte ich, dass das nicht meine Berufung war. Ich promovierte in Paris in Philosophie und lehrte anschließend an einer Universität in Kanada.
    Nach und nach erkannte ich, dass eine besondere Aufgabe darin liegt, sich für Menschen mit einer geistigen Behinderung einzusetzen. Und das, obwohl ich mich anfangs in ihrer Gegenwart eher unwohl fühlte.
    Den Angehörigen fällt es oft schwer, die Bedürfnisse ihrer behinderten Verwandten zu erfüllen. Meine Überzeugung, dass diese besonders verletzlichen Menschen ein alternatives Lebensumfeld brauchen, stößt heute international auf große Resonanz. Die Arche gibt es in fast vierzig Ländern auf allen fünf Kontinenten; insgesamt sind 140 Gemeinschaften unter ihrem Dach vereint, die jeweils aus mehreren Wohnhäusern und Werkstätten (Förderungs- und Betreuungsbereich) bestehen. Jede Arche vereint drei Dimensionen in sich: das Gemeinschaftsleben, Spiritualität, professionelle Betreuung und Pflege. Das Leben in den Arche-Gemeinschaften basiert auf wechselseitigen Beziehungen und gegenseitigem Respekt zwischen den Menschen mit Behinderung und den Helferinnen und Helfern, die sich entschieden haben, mit ihnen zusammenzuleben.
    Die Geschichte dieses Zusammenlebens ist wahrlich kein langer, ruhiger Fluss – im Gegenteil! Doch aus meiner knapp fünfzigjährigen Erfahrung im Zentrum der Verletzlichkeit habe ich gelernt, dass der Wert eines Menschen darauf beruht, was er als Mensch ist ,und nicht auf der Rolle, die er in der Gemeinschaft spielt. Die Begegnung mit einem Unberührbaren ist ungeheuer fruchtbar, und es ist sehr wichtig, davon zu erzählen.

Laurent de Cherisey: der Gründer
     
    Oft sind es persönliche Erfahrungen, die uns zum Handeln treiben, obwohl wir allerlei Gründe hätten, uns von dem Problem abzuwenden. Ich bin da keine Ausnahme. Durch den Autounfall meiner Schwester, der ihr Leben komplett veränderte, wurde meine Familie mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. Damals nahm ich den Kampf auf, den ich bis heute führe. Doch dieser Weg hat sich in Etappen vollzogen.
    Ich begann meine Laufbahn als Unternehmer und gründete Agenturen für Kommunikation und Marketing. Zusammen mit Freunden war ich im Jahr 2003 Mitbegründer von Reporters d’Espoirs ,einem Netzwerk zur Verbreitung von Informationen, die auf sozialem, wirtschaftlichem oder ökologischem Gebiet lösungsorientierte Ansätze vorschlagen. Im Jahr darauf machte ich mich zusammen mit meiner Frau Marie-Hélène, einer Fernsehjournalistin, und unseren fünf Kindern auf eine Reise in 21 Länder, bei der wir vielen sozialen Unternehmern und Visionären begegneten. 7
    Im Jahr 2005 schließlich wagte ich den nächsten Schritt und engagierte mich aktiv. Ich gründete den Verein Simon de Cyrène, dessen Ziel es ist, Lebensgemeinschaften zu schaffen, die auf der Grundlage einer solidarischen Beziehung und der Würde jedes Einzelnen fußen. Wir schöpften aus dem reichen Erfahrungsschatz der von Jean Vanier gegründeten Arche und passten diese Erkenntnisse an die speziellen Bedürfnisse hirngeschädigter Menschen an.
    In der Tat erleiden allein in Frankreich jährlich 150.000 Menschen eine Hirnschädigung durch einen Schlaganfall oder, in über 70 Prozent der Fälle, durch einen Sturz beziehungsweise einen Verkehrsunfall wie zum Beispiel meine Schwester. 8 Die Folgen sind Verhaltensstörungen oder motorische und kognitive Symptome, bei denen die intellektuellen Fähigkeiten, unter anderem das Gedächtnis, beeinträchtigt werden.
    Unser Ziel ist es, den Menschen, die unter behindernden Folgeerscheinungen leiden, ein soziales Leben in der Stadt zu ermöglichen. Wir wollen Stätten der Begegnung und des Austauschs schaffen, wo alle in einer persönlichen zwischenmenschlichen Beziehung leben, wo jeder gibt und nimmt und er selbst sein kann, ohne allein zu sein. Denn ich bin überzeugt, dass der Sinn des Lebens in unserer Beziehung zum Nächsten besteht und nichts mit einem Wertesystem zu tun hat, das nur auf Rentabilität und Profit basiert.

SCHLUSS MIT DEN LÜGEN
     
    Im Juli 2011 errangen Jo Swinson, Mitglied
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