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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst
Autoren: Tom Clancy
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könnt.«
    »Verstanden. Ich rufe dich zurück«, murmelte Ryan jr.
    In diesem Moment näherte sich aus dem Westen das tiefe Pochen von Hubschrauberrotoren.
    Caruso stellte sich neben Ryan. »Ich habe nur die Hälfte des Gesprächs mitgehört, aber es klang ziemlich schlimm.«
    Jack nickte. Dann rief er zu al-Darkur hinüber: »Mohammed, wir müssen unbedingt die besten Nuklearwaffenexperten der ganzen Gegend möglichst bald hierherkriegen.«
    Al-Darkur hatte genug von der Unterhaltung mitbekommen, um zu begreifen, worum es hier ging. »Ich rufe Islamabad an und setze mein Büro auf die Sache an, aber ich weiß nicht, ob wir noch genug Zeit haben.«
    Riaz Rehan stand hinter Dr. Noon und Dr. Nishtar von der pakistanischen Atomenergiebehörde. Die beiden Physiker beugten sich über die Bombe, die immer noch in der Holzkiste mit der Aufschrift »Textile Manufacturing, Ltd.« lag. Die bärtigen Männer stellten gerade den Zünder ein. Sie hatten die eingebauten Zündsicherungen überbrückt. Jetzt würde eine Countdown-Uhr nach dem Drücken eines Knopfes dreißig Minuten lang rückwärtslaufen.
    Bei null würde die Bombe explodieren, und die Nordhälfte der Stadt Lahore würde aufhören zu existieren.
    Rehan hatte bereits vor Monaten einen Ersatzplan für seine Operation Saker entwickelt. Er wusste von Anfang an, dass es nur zwei Wege gab, um den Sturz der pakistanischen Regierung zu gewährleisten. Wenn eine gestohlene pakistanische Atombombe irgendwo auf der Welt explodierte, würden der Ministerpräsident und sein Kabinett ohne Zweifel mit Schimpf und Schande ihr Amt verlieren. Und wenn ein offener Krieg mit Indien ausbrach, würde die Armee zweifellos das Kriegsrecht ausrufen, den Ministerpräsidenten und sein Kabinett davonjagen und dann still und heimlich um Frieden bitten.
    Den ersten Weg hätte Rehan natürlich vorgezogen. Deshalb hatte er auch Safronow und seinen Freiheitskämpfern diese Bombe übergeben. Der zweite Weg hatte einen gewichtigen Nachteil, denn er bedeutete Krieg, und zwar einen Atomkrieg. Rehan und die Armee würden zwar an die Macht gelangen, aber sie würden möglicherweise nur über nukleare Asche herrschen.
    Safronow war jedoch gescheitert, und deshalb war die Operation Saker jetzt auf einen Krieg angewiesen. Wenn Rehan mitten in der gegenwärtigen Krise in Lahore eine Atombombe detonieren ließ, würde dieser Krieg ausbrechen. Das war zwar schade, aber Allah würde ihm vergeben. Die guten Muslime, die dabei zu Tode kamen, würden den Märtyrertod sterben, da sie geholfen hatten, das Kalifat zu errichten.
    Allerdings hatte Rehan selbst nicht vor, in einem Atompilz sein Leben zu lassen. Er schaute auf die Uhr, als das Pochen der Hubschrauberrotoren immer lauter wurde. Sein Mi-8 war gekommen, um ihn und seine Männer abzuholen. Er, Saddiq Khan und die anderen JIM-Offiziere würden die Stadt auf dem Luftweg verlassen und nach Norden fliegen. Sie würden das Explosionsgebiet rechtzeitig verlassen. Danach würden sie sich nach Islamabad begeben, auf dessen Straßen bereits Panzer und andere Armeefahrzeuge au ff uhren.
    Der General war sich ziemlich sicher, dass es bereits am nächsten Morgen einen Militärputsch geben würde.
    Der Hubschrauber landete vor dem Lagerhaus, und Rehan wies die beiden PAEC-Ingenieure an, die Zündsequenz einzuleiten.
    Nishtar und Noon fühlten sich geehrt, dem Kalifat den Weg bereiten zu dürfen.
    Noon drückte auf einen Knopf und sagte: »Alles erledigt, General.«
    Auch die zwölf LeT-Kämpfer kannten ihre Rolle. Sie würden zurückbleiben und die Bombe bewachen. Dabei würden sie zu Schahidin, zu Märtyrern, werden. Rehan umarmte zum Abschied jeden einzelnen von ihnen und zeigte dabei wieder einmal das Charisma, das Männer wie diese seit mehr als dreißig Jahren nach seiner Pfeife tanzen ließ.
    Die ISI-Männer nahmen Rehan in ihre Mitte und gingen in Richtung Tür. Das Pochen der Rotoren war ohrenbetäubend. Oberst Khan schob die Stahltür auf und trat in die Nacht hinaus. Er gab gerade dem Rest der Gruppe das Zeichen, nach draußen zu kommen, als eine Lashkar-Wache in einem Fenster des ersten Stocks einen Alarmruf losließ. Khan drehte sich zu dem Bahnbetriebswerk hinter ihm um und sah, was die Aufmerksamkeit des Wäch ters erregt hatte. Zwei dunkelgrüne Pick-ups mit dem Logo der Pakistanischen Eisenbahngesellschaft auf den Türen rasten über die Zugangsstraße zu den Gleisen auf den Hubschrauber zu.
    Khan wandte sich Rehan zu. »Steigen Sie in den Hubschrauber!
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