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Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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diese Erzengel Draufgänger waren. Tja, doch all das half ihr nicht weiter bei dem Rätsel um Kirt. Ebenfalls erwähnte er den Kreislauf von Leben und Tod: Der Checkpoint, bei dem alles zusammenlief, nannte sich ‹die Grotte des heimlichen Lebens und Strebens›.
    Gloria hatte einige Zeit gebraucht, bis sich ihr der Sinn dieser Grotte genau erschloss. Im Prinzip war es nur der Ort, zu dem verstorbene Seelen geführt und von dem neues Leben wiederum für die Geburt auf die Reise geschickt wurde. Die Todesengel formten aus ehemaligen Seelen – oder Charakteren, wie Kirt so schön sagte – ein Lebewesen, das in einer der vier Welten neu geboren wurde: Bei den Menschen, den Luftwesen, den Meeresmenschen oder den durchsichtigen Seelen.
    Das zweite Geheimnis um diese Grotte lag bei den Träumen und Wünsche aller Wesen. Diese Grotte war sozusagen gleichzeitig ein Auffangbecken sämtlicher Wünsche, die in den Herzen aller Menschen und anderen Wesen brannten. Wenn man sich etwas ganz besonders wünschte, wuchs einer der Milliarden Zapfen wie in einer Tropfsteinhöhle heran. Denn als solche musste man sich die Grotte des Lebens und Strebens vorstellen. Angeblich war sie unendlich groß, da es seit Beginn der Menschheit natürlich auch Träume und Wünsche gab. Und diese galt es zu erfüllen, wenn sie aus tiefstem Herzen kamen. Leider wurden wohl nicht alle Träume erfüllt, räumte Kirt damals ein.
    Tja… aber damit war Gloria auch schon am Ende ihres Lateins. Wie und wo sollte sie also beginnen, nach Kirt zu suchen? Gloria grübelte Ewigkeiten über ihrem Blatt Papier. Wäre sie damals in einer ähnlichen Situation nicht weitergekommen, hätte Maribell ihr geholfen. Jetzt hingegen musste sie ohne jeglichen Tipp ihr Hirn anstrengen. Gloria starrte auf die Aufzeichnungen und dachte nach. Eines hatten all die Dinge gemeinsam, die niedergeschrieben auf diesem Zettel standen: Es handelte sich um eine andere Daseinsform. – Die Zwischenwelt.
    Das hieß, wenn sie selbst nicht weiterkam und Maribell ihr auch nicht half, musste sie eben eine Möglichkeit finden, irgendein anderes zwischenirdisches Wesen ausfindig zu machen! Die Frage war nur – wie? Als sie in der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember ihren Tod überlebte, musste ihr ein Schutzengel beigestanden haben. Dies hatte Kirt ihr geschrieben. Das hieß, die einzige Hoffnung, Kontakt zur zwischenirdischen Welt aufzunehmen, bildete das Risiko, sich in eine lebensgefährliche Situation zu bringen! Ein Funkeln trat in Glorias Augen. Wenn dies der Preis war, den sie für Kirt zahlen musste, würde sie alles tun, was sie konnte!
    Zufrieden schaute sie auf ihr Blatt Papier, auf dem neben vielen anderen Stichpunkten das Wort ‹Schutzengel› prangte. Was auch immer es sie kostete, sie würde es versuchen! Schon einmal hatte sie den Tod herausgefordert und war damals über eine stark befahrene Schnellstraße gelaufen. Am Ende führte dieser Weg sie tatsächlich zu Kirt. Gloria lächelte in sich hinein. Zufrieden, wenigstens wieder einen Plan zu haben, legte sie den Zettel neben sich auf die Matratze und löschte das Licht. Kurze Zeit später schlief sie auch schon ein…
    Der nächste Tag begann früh: Um acht Uhr morgens schon wollten Herr Truhst und Kamilla spazieren gehen und aus irgendeinem Grund bestand Glorias Vater darauf, dass seine Tochter sie begleitete. Mürrisch trat Gloria vor die Haustür – eingemummelt in die dickste Winterjacke, die sie besaß.
    »Guten Morgen.« »Hast du gut geschlafen?« Kamillas Stimme hörte sich immer sehr zart an, wenn sie das Wort an Gloria richtete. Sie gingen allmählich Richtung Innenstadt. »Wie läuft es denn eigentlich mit deinem Studium?« Das war die Stimme ihres Vaters und Gloria lief es eiskalt den Rücken hinunter: Das Studium! Sie hatte natürlich nie auch nur einen einzigen Schritt in die angebliche Akademie gesetzt, von der Kirt ihrem Vater erzählte. »Du sagst ja gar nichts…« Glorias Blick wanderte zu ihrem Vater. Was sollte sie ihm nur erzählen?
    »Ähm, das Studium hat mir nicht zugesagt…« Herr Truhst schaute seine Tochter verwirrt an und blieb abrupt stehen. »Was soll das heißen?« Sein Blick war fest auf ihren gerichtet. In Gloria stieg plötzlich eine peinliche Hitze auf, die dazu führte, dass sie einen hochroten Kopf bekam. Kamilla schaute sie ebenfalls irritiert an und Gloria hätte am liebsten lauthals herausgeschrien, dass die beiden auch nicht anders gehandelt hätten, wäre ihr Tod greifbar nah
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