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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich möchte, ist nichts anderes, als daß Sie mir blind vertrauend diesen Kredit geben, damit ich die größte Chance meines Lebens wahrnehmen kann.«
    Blindes Vertrauen gibt es nicht im Bankwesen. Blindes Geldweggeben bedeutet Ruin. Und persönliche große Chancen sind keine Sicherheit, sondern vage Versprechungen oder gar Hirngespinste. Geld aber ist eine Realität. Man fühlt es!
    Nach zehn Tagen stand Franz Schuster noch genauso verlassen auf der Straße wie an jenem Morgen, an dem er vom Postamt VI die zwölf Briefe abgeholt hatte.
    Franz Schuster ging an diesem Tage seiner endgültigen Niederlage im Stadtwald von Köln spazieren. Sinnlos bummelte er über die noch nicht geharkten Wege, vorbei an kleinen Teichen, in deren Mitten die Schwanenhäuser schaukelten.
    14.000 Mark, dachte er. Da ist man einem Ziel so nahe und doch weiter als sonst entfernt. Man kann es sehen – aber man wird es nie erreichen. Es ist, als ob bei einem Autorennen dem Siegeswagen hundert Meter vor der Endfahne die Reifen platzen.
    Wie kommt man zu Geld, wenn man nicht kreditwürdig ist, grübelte er. Was würde ein anderer in meiner Lage tun? Wie wird man reich, wenn man so unscheinbar ist wie ich? Die einen werden reich geboren, die anderen heiraten reich, die dritten – die – die – oh!
    Franz Schuster griff sich an den Kopf. Sie heiraten reich! Welch ein Gedanke!
    Er brach einen Zweig von einem Buchenbusch und zeichnete in den Sand des Weges Kreise und Winkel.
    Männlichkeit ist ein Kapital, das keine Bank bezahlen kann, dachte er. Sie ist eine zwar auf Jahre begrenzte Sicherheit, aber in ihrer ›Laufzeit‹ mit irgendwelchen Summen gar nicht aufwiegbar. Sie ist eine Realität, an der sogar Kleopatra und das ägyptische Weltreich zerbrachen. Sie ist eine harte Währung.
    Franz Schuster warf den Zweig weg und starrte auf seine in den Sand gemalten Gebilde.
    Heiraten! Der Gedanke war ihm eigentlich noch nie gekommen, weil er etwas Endgültiges ausdrückte. Alles Abgeschlossene aber haßte er, ob es ein Fenster war – er schlief bei offenem Fenster –, ein Hemdkragen – er trug mit Vorliebe offene Sporthemden, auch im Winter – oder sein enges Zimmer, das ihm vorkam wie eine Zelle und dessen Tür er meistens offenstehen ließ, um beim Blick auf den Flur das Gefühl der Weiträumigkeit zu haben. Alles, was ihn beengte, betrachtete er mit der verborgenen Trauer eines Geknechteten. Und nun der Gedanke, zu heiraten. Wegen 14.000 Mark zu heiraten, um einen Film drehen zu können!
    An seinem arbeitsfreien Nachmittag stand Franz Schuster lange vor dem Eingang des Zeitungsverlages und studierte in den Fenstern die ausgestellten Anzeigen.
    Hundebörse
    Vermischtes
    Für das Haus
    Immobilien
    Der Tierfreund sucht …
    Heiratsanzeigen
    Er kam sich plötzlich gemein und elend vor, niederträchtig und wie ein Verräter ehrlicher und suchender Sehnsucht. Aber er betrat doch den Schalterraum, nahm ein Anzeigenformular von der Tischplatte, setzte sich an einen kleinen Schreibtisch, der seitlich der Theke stand, und begann, seine Anzeige aufzusetzen.
    Junger Drogist …
    Nein, das ging nicht. Wenn Herr Meyer diese Anzeige las oder die Lehrmädchen oder der Provisor Benecke – sie würden Witze reißen und ihn auslachen. Er strich die erste Zeile durch und schrieb:
    Künstler, 26 Jahre, mittelgroß, interessiert an allem Schönen in der Welt, feinsinnig und tief empfindend, sucht Lebensgefährtin mit gleichen Interessen. Etwas Vermögen erwünscht.
    »Soll das so bleiben?« fragte der Anzeigenexpedient.
    »Ich bitte darum«, sagte Franz Schuster und lächelte wie verzeihend.
    »Und wohin sollen die Zuschriften geleitet werden?«
    »Ich hole sie hier ab. Meine Name ist – Franz v. Poltecky. Aber die Anzeige bitte unter Chiffre.«
    »Kostet 1,50 Mark mehr.«
    »Danach habe ich nicht gefragt«, sagte Franz Schuster stolz.
    »Macht 43,50 Mark.«
    »Enorm!« Franz Schuster legte das Geld auf die blanke Theke. Ich werde eine Woche auf das Mittagessen verzichten, dachte er dabei.
    »Wenn man bedenkt, daß man für 43,50 Mark eine neue Frau bekommen kann«, meinte der Expedient lächelnd. Franz Schuster strich das restliche Geld wieder in seine Geldbörse.
    »Ihre Witze sind makaber!« bemerkte er streng und verließ das Zeitungsgebäude.
    Er beschleunigte seine Schritte, rannte fast die letzte Wegstrecke und setzte sich in der Drogerie erschöpft auf seinen Schemel vor den Vergrößerungsapparat.
    Herr Meyer, der zufällig ins Labor sah, war sehr
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