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Zersetzt - Thriller (German Edition)

Zersetzt - Thriller (German Edition)

Titel: Zersetzt - Thriller (German Edition)
Autoren: Lena Sander
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Haupthaares. Die Schläuche, Infusionen und medizinischen Geräte, die um das Bett herum standen, waren kein schöner Anblick.
    »Daddy«, flüsterte Julia und streichelte seine Hand – keine Reaktion. Es war nur der monotone Piepton der Herzüberwachungsmaschine zu hören.
    Ein Mann, der immer mit beiden Beinen im Leben stand, der auch in den verzwicktesten Situationen einen Ausweg fand, lag hilflos vor ihr. Durch seine muskulöse Statur und das sichere Auftreten hatte er immer einen gewissen Respekt ausgestrahlt, sobald er einen Raum betrat. Allein sein Lächeln konnte so viel Trost spenden, dass die Traurigkeit in Sekundenschnelle verflog. Und nun lag er vor ihr wie ein Häufchen Elend, aus dem der Hauch des Lebens langsam entwich. Die blinkenden Geräte konnte Julia mittlerweile einordnen, auch die Zahlen waren für sie aussagekräftig, und genau das machte ihr Angst. Karl öffnete kurz die Augen.
    »Daddy?« Er blinzelte und drückte ihre Hand, dann schloss er seine Augen wieder. Wie paralysiert hielt sie seine Hand fest, erzählte von früheren, schönen Zeiten und musste sich zusammenreißen, damit sie nicht von Tränen geschüttelt zusammenbrach.
     
    Das Intervall des Pieptones wurde schneller. Karls Lider zuckten. Die Anzeige auf der Herzüberwachungsmaschine schlug aus.
    »Schwester, schnell!«
    Für Julia lief jetzt alles wie in Zeitlupe ab. Zwei Ärzte kamen ins Zimmer. Eine Schwester schob sie zur Seite.
    »Daddy!« Sie hantierten mit Spritzen, Kanülen, legten seinen Oberkörper frei. Eine Krankenschwester nahm Julia am Arm und brachte sie auf den Gang.
    »Warten Sie bitte hier, die Ärzte brauchen den Platz, damit sie Ihrem Vater helfen können.«
     
    Stille. Weiße kahle Wände. Das Ticken einer Uhr – und wenn sie stehen bleibt? Julia lief nervös den Gang auf und ab, bis sie sich gegen das große Zittern in ihrem Bein nicht mehr wehren konnte. Sie setzte sich auf einen der drei Plastikstühle, die an der gegenüberliegenden Wand aufgestellt waren. Setzen – Aufstehen –Setzen – Aufstehen. Eine Tür ging auf, und sie blickte einer Krankenschwester hoffnungsvoll entgegen.
    »Ich kann Ihnen noch nichts sagen Frau Hoven, Sie müssen auf den Arzt warten.«
    Warten – dieses Wort konnte Julia nicht mehr hören. Wieder rannte ein Mediziner in das Zimmer ihres Vaters. Beim Öffnen der Tür hörte sie, »Gefäße verengt.« Was hat das zu bedeuten? – Ich hätte anstatt Journalismus Medizin studieren sollen. Julia starrte auf die tickende Uhr. Das Warten schien kein Ende zu nehmen. Abermals öffnete sich die Tür und ein Arzt kam auf Julia zu. Sie versuchte in seinem Gesicht zu lesen – keine Mimik. Oh Gott, lass es nicht zu . Das Ticken der Uhr wurde leiser.
    »Er hatte einen Herzinfarkt.«
    Ihr Atem stockte. Das Zittern breitete sich nun im gesamten Körper aus. Verzweifelt hielt sie sich an der Stuhllehne fest, sie befürchtete das Schlimmste. Der Kloß, der sich in ihrem Hals festgesetzt hatte, schien ihrem Mund jegliche Flüssigkeit zu entziehen.
    »Er lebt. Es wird jetzt ein Katheter zum Herzen gelegt. Die verschlossenen Gefäße werden mit Ballons - man nennt das Ballondillatation - auseinandergespreizt, damit das Blut wieder fließen kann. Ihr Vater bleibt auf der Intensivstation zur Überwachung. Er ist erst 54 Jahre alt und stark, er schafft das.« Er lebt. Er atmet. Die Uhr tickt. Die Erleichterung – er lebt!
    Oberschwester Kati trat aus der Tür:
    »Frau Hoven, Ihr Vater wird rund um die Uhr überwacht. Wir können sofort eingreifen, falls sich sein Gesundheitszustand verschlechtert, er braucht Ruhe. Sie müssen jetzt bitte gehen.«
     
    Julia wollte den Schock und die Hilflosigkeit abschütteln und eilte über die langen Gänge, die breite Treppe hinunter bis zum Ausgang. Den großen, dunkelhaarigen Mann, der ihr entgegen kam, bemerkte sie nicht und rannte in ihn hinein. Ihm fielen Akten aus den Händen, die sich auf dem Boden verteilten.
    »Entschuldigung«, sagte Julia halbherzig und bückte sich, um die Papiere aufzuheben. Rasch sammelte sie einen Teil der losen Blätter wieder ein, stand auf und blickte in zwei stahlblaue Augen.
    »Hallo, Sie haben es aber eilig, haben Sie sich verletzt?«
    »Ähm, nein, alles okay, und Sie so?«, druckste Julia. Der Mann lächelte. Sie lächelte gezwungen zurück und verabschiedete sich.

Kapitel 2
     
    D as Erste, was Julia in die Ecke ihres Flures schmetterte, waren ihre hochhackigen Pumps. Das sind Sitzschuhe und keine Laufschuhe. Die
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