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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller
Autoren: Tom Wood
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lagen fast unsichtbar in dunklen Höhlen.
    »Bist du bewaffnet?«, wollte sie wissen.
    »Nur, wenn Sie meinen Kaffee als Waffe betrachten wollen.«
    Georg verzog ein wenig die schmalen Lippen. »Das ist gut. Aber ich muss zugeben, dass ich vor Schusswaffen mehr Respekt habe als vor heißen Getränken.«
    »Ich habe keine Waffe bei mir.«
    »Du wirst verstehen, dass ich mich nicht allein auf dein Wort verlassen kann.« Sie hob eine behandschuhte Hand und gab dem Kraftpaket ein Zeichen, ohne den Blick von Victor zu nehmen. »Sieh nach, ob er die Wahrheit gesagt hat.«
    Der Hüne kam auf Victor zu, die Augen zu Schlitzen verengt, das kräftige Kinn vorgeschoben, die Ellbogen nach außen abgespreizt, als könnte er vor lauter Kraft kaum gehen. Sein Einschüchterungsversuch besaß allerhöchstens Anfängerniveau, besonders, als er näher kam und klar wurde, dass ungefähr ein Viertel seiner Körpermasse aus reinem Fett bestand. Victor behielt seine Beobachtung für sich.
    Er hielt still, während große Hände seine Beine, Arme und seinen Oberkörper abtasteten. Er registrierte den Fünfundvierziger-Colt, den der Muskelprotz in seiner Jeans stecken hatte, versteckt zwar, aber nicht gut genug. Jetzt bedeutete er Victor, die Arme zu heben, und Victor gehorchte. Nachdem die Suche beendet war, stellte er sich wieder neben Georg.
    »Er ist sauber.«
    »Freut mich zu hören«, meinte Georg zu Victor. »Es wäre sehr unangenehm für dich geworden, wenn wir irgendwas gefunden hätten.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Du sprichst hervorragend Deutsch«, fuhr sie fort und kam zwei Schritte näher. »Aber du bist kein Deutscher. Was dann? Amerikaner?«
    Victor setzte den Kaffeebecher an die Lippen und nahm einen Schluck. »Manchmal.«
    Die Falten auf Georgs Stirn wurden tiefer. »So was wie dich hab ich wirklich nicht erwartet.«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt.«
    »Ich will es dir erklären.«
    »Ich bitte darum.«
    »In meiner Branche lerne ich alle möglichen Leute kennen, ganz unterschiedliche Typen, und das, was ich diesen Leuten besorge, verrät mir eine ganze Menge über sie. Nehmen wir dich zum Beispiel. Du brauchst mir gar nicht zu sagen, womit du dein Geld verdienst, weil das, was du kaufen willst, im Prinzip nichts anderes ist als eine Visitenkarte.«
    Regungslos und stumm stand Victor da. Er hatte keine Ahnung, worauf Georg hinauswollte, und es war ihm auch gleichgültig, aber es wäre wohl unhöflich gewesen, sie zu unterbrechen.
    »Ich weiß nicht, welche freundliche Umschreibung für Leute aus deinem Gewerbe heutzutage aktuell ist«, fuhr Georg fort, »aber ich habe schon mal mit Leuten wie dir zu tun gehabt. Nicht oft, aber ab und zu. Und jedes Mal hat es nicht länger als ein paar Sekunden gedauert, bis ich den Betreffenden komplett durchschaut habe. Es ist nicht besonders schwierig. Entweder wollen sie möglichst furchterregend wirken und sind es gar nicht, oder aber sie sind es tatsächlich und müssen es nicht erst versuchen.« Sie unterbrach sich. »Aber du gehörst weder zur einen noch zur anderen Sorte.«
    »Ich verstehe das als Kompliment.«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich es so gemeint habe.«
    »Ich verstehe es trotzdem als Kompliment.«
    Georg kam näher und starrte Victor durchdringend an. Ihre Augen waren blutunterlaufen, die Pupillen vergrößert. Dafür hatte es mehr als nur Nikotin gebraucht. »Ich werde wohl nicht dahinterkommen, wer du wirklich bist, oder?«
    »Nein«, erwiderte Victor. »Und das würden Sie auch gar nicht wollen.«
    »Zu schade.« Georg setzte sich auf eine Kiste und wischte sich etwas von ihrer Jeans. »Wenden wir uns dem Geschäftlichen zu.«
    Victor nickte. »Ich gehe davon aus, dass Sie alles haben, was auf der Liste steht.«
    Georg nahm die Finger zu Hilfe und zählte der Reihe nach auf: »Sprengkapseln aus russischen Armeebeständen, Neun-Millimeter-Pistole mit gezogenem Lauf, Schalldämpfer, Sperrpistole und sieben Kilogramm Cyclotrimethylentrinitramin samt Zündern. Hab ich das eigentlich richtig ausgesprochen?«
    »Das haben Sie«, versicherte Victor. »Ich möchte mir die Sachen ansehen.«
    »Aber selbstverständlich, mein Kleiner, alles andere hätte mich überrascht. Du bist ja schließlich Profi.« Sie zog die Worte in die Länge. »Aber ich auch. Und darum möchte ich zuerst das Geld sehen.«
    Langsam steckte Victor seine linke Hand in die Außentasche seines Mantels. Dabei ließ er den Muskelprotz und seinen Führer keine Sekunde lang aus den Augen. Keine
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