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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller
Autoren: Tom Wood
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Anstalten machte, sich in Bewegung zu setzen, und betrat das Gebäude zuerst.
    Victor ging ihm nach.
    Sie betraten eine riesige, von Neonröhren beleuchtete Halle, gefüllt mit Kartons und Kistenstapeln. Die Luft war kühl und feucht, und es roch leicht nach Schimmel, fauligem Holz und Marzipan. Victor hielt sich dicht hinter seinem Führer. Sonst war niemand zu sehen oder zu hören.
    Der Führer brachte Victor ans andere Ende des Lagerhauses, wuchtete das Metallgitter eines Frachtaufzugs beiseite und trat ein. Nachdem auch Victor den Fahrstuhl betreten hatte, klappte er das Gitter wieder zu und drückte auf die Taste für den zweiten Stock. Erst nach etlichen Sekunden erwachte das altertümliche Gerät zum Leben und beförderte sie unter Ächzen und Knirschen nach oben. Den Marzipanduft ließen sie dabei hinter sich zurück, aber der Geruch nach Schimmel und fauligem Holz wurde noch intensiver. Victor drehte den Kopf nach rechts und links, um die Halsmuskulatur zu lockern.
    Zuerst sah er ihre Beine. Stiefel und verwaschene Bluejeans. Zwei Beinpaare, dicht beieinander. Er hörte, wie der eine gerade dabei war, einen Witz zu erzählen … irgendwas mit einer Prostituierten und einem Staubsauger. Aber als Victor in den Blick kam, brach er ab, noch vor der Pointe. Er war offensichtlich das Kraftpaket. Gut einen Meter neunzig groß, mindestens hundert Kilo schwer. Kopf, Wangen und Kinn waren gleichmäßig von Haarstoppeln überzogen. Seine dichten, dunklen Augenbrauen stießen in der Mitte fast zusammen.
    Neben dem Kraftpaket stand eine Frau. Sie war Mitte vierzig, einen Meter fünfundsiebzig groß und durchschnittlich gebaut. Strähnige dunkle Haare hingen ihr über die Ohren. Ihr schwerer Dufflecoat war bis oben hin zugeknöpft. Victor roch Zigarettenrauch und merkte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Vier ausgedrückte Stummel lagen auf dem Boden zu ihren Füßen.
    Das Fahrstuhlgitter öffnete sich klappernd. Victor trat hinaus und verschaffte sich einen schnellen Überblick über den hallenartigen Raum. Nicht so viele Kisten und Kartons wie im Erdgeschoss, mehr offene Flächen. Leere Metallregale, Eisenpfeiler. In einer Ecke lagen alte Zementsäcke, und neben der Frau befand sich ein Stapel mit staubbedeckten Plastikplanen. Die Luft war feucht.
    An der Decke zogen sich in gleichmäßigen Abständen drei Reihen mit Neonröhren entlang, von denen jedoch nur die mittlere eingeschaltet war. Sie besaßen keine Abdeckung, nur die nackten Röhren, und manche waren kaputt. Sie gaben gerade genug Licht, um die Mitte des Raums zu beleuchten. Nach rechts und links wurde es zusehends dunkel, abgesehen von den Stellen mit den Rundbogenfenstern.
    Victor prägte sich die Lage der Ein- und Ausgänge genau ein. An der Wand, die am weitesten von der Frau und dem Muskelprotz entfernt war, hing über einer halb offenen Metalltür ein Notausgang-Zeichen. Durch dieselbe Wand, neben einem Edelstahl-Waschbecken, führte eine zweite Türöffnung in einen angrenzenden Raum. Die kränklich grüne Wandfarbe blätterte an vielen Stellen ab. Die Backsteine mitsamt den Fugen waren dreckverschmiert. Lange Risse zogen sich durch den Gips.
    Der Führer stellte sich neben den Fahrstuhl. Victor ging vorwärts. Der Fußboden war mit schmalen Holzbrettern belegt, die zum Teil gebrochen, lose oder verzogen waren. Einige fehlten sogar ganz. Victor spürte das weiche, faulige Material unter seinen Sohlen und machte einen weiteren Schritt, um festeren Boden unter die Füße zu bekommen. Er stellte sich so hin, dass er seinen Führer aus dem Augenwinkel noch sehen konnte, während er die Frau anblickte.
    Einen langen Augenblick war es mucksmäuschenstill. Victor musterte die Frau und ihren massigen Begleiter und wusste, dass er ebenfalls abgeschätzt wurde. Welches Bild sie sich von ihm machten, konnte er nicht sagen. Er bemühte sich, weder durch die Körpersprache noch durch sein Mienenspiel bedrohlich zu wirken, ohne jedoch Anzeichen von Schwäche zu zeigen.
    »Du musst der Käufer sein«, sagte die Frau schließlich.
    In ihrer Stimme lag eine gewisse Überraschung. Ganz gleich, welche Erwartungen die Frau gehabt hatte, er entsprach ihnen jedenfalls nicht.
    Er nickte. »Und Sie müssen Georg sein.«
    »Ist natürlich nicht mein richtiger Name.«
    »Natürlich nicht.«
    Georg meinte: »Jemanden wie dich hab ich nicht erwartet.«
    »Ich weiß.«
    Die Deckenbeleuchtung zeichnete tiefe Schatten unter Georgs Wangenknochen, Nase und Unterlippe. Ihre Augen
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