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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller
Autoren: Tom Wood
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Ehre, die mir geblieben ist …« Und damit beendete er das Gespräch.
    Abschiedsworte waren überflüssig. Solche Höflichkeiten waren nur Freunden vorbehalten. Und es war schon etliche Jahre her, dass Victor jemanden als Freund betrachtet hatte. Der letzte Mensch, der zumindest annähernd so etwas gewesen war, hatte einen Anschlag auf sein Leben mitorganisiert. Diesen Fehler würde Victor nie wieder begehen.
    Doch da sein Brötchengeber so viel über ihn und seine Feinde wusste, musste Victor ihn zumindest halbwegs zufriedenstellen. Außerdem war ihm eines vollkommen klar: Wenn Aufträge dieser Art irgendwie schiefgingen, dann bestand eine große Wahrscheinlichkeit, dass die beteiligten Personen vorzeitig ihr Leben aushauchten. Durchaus möglich, dass er von einem Augenblick auf den anderen nicht mehr benötigt wurde. Daher war jede Vereinbarung gleichzeitig auch ein potenzieller Hinterhalt. Doch in Bezug auf sein Wort hatte er die Wahrheit gesagt. Er würde seine Schuld begleichen.
    Er verließ das Hotel und musste eine ganze Strecke gehen, bis er ein Münztelefon entdeckte. Er wählte die Hamburger Telefonnummer, die er bekommen hatte. Eine Frau meldete sich. Sie sprach Deutsch, und ihre Stimme war die einer langjährigen Kettenraucherin.
    »Ja?«
    »Georg, bitte.«
    Sie hustete, und kurz darauf sagte jemand: »Ja?«
    »Wir haben gemeinsame Bekannte«, sagte Victor. »Von denen habe ich gehört, dass Sie etwas für mich haben.«
    »Morgen Abend, 22 Uhr, nehmen Sie die Hafenfähre Nummer 62 von den Landungsbrücken nach Finkenwerder. Sie halten ein Hamburger Abendblatt in der linken Hand. Bleiben Sie auf dem Oberdeck, backbord. Keine Waffen.«
    Die Leitung war tot, bevor er etwas erwidern konnte.
    Victor legte auf. So machte er keine Geschäfte. Wenn schon eine persönliche Begegnung nicht zu vermeiden war, dann sollte sie auf neutralem Gebiet stattfinden. Eine Fähre ließ sich zwar als neutraler Ort interpretieren, aber sie war ja nicht der Ort des eigentlichen Treffens. Irgendjemand würde einsteigen und ihn zu Georg bringen. Und das war dann garantiert kein neutraler Treffpunkt. Und falls irgendetwas schiefging, dann war die Fähre eine schwimmende Falle.
    Zurück in seinem Hotelzimmer, schob Victor wieder den Stuhl unter die Türklinke, überprüfte seine SIG, steckte sie vorn in den Hosenbund und legte sich in voller Montur auf das Bett. Noch drei Aufträge, dann konnte er sein Leben zurückhaben. Was immer das bedeuten mochte.
    Er dachte noch einmal an den Schrei, dann schlief er ein.

Kapitel 4
    Athen, Griechenland
    Zur gleichen Zeit, ungefähr eintausendfünfhundert Kilometer südöstlich, versuchte Saul Callo gerade, seine anschwellende Erektion vor der eins achtzig großen, messerscharfen Norwegerin zu verbergen, die er irgendwie aufgerissen hatte. Der Amerikaner hatte die Falle perfekt platziert, und sie war mitten hineingetappt. Er hatte sich an einen der Tische in der Bar gesetzt, an einem Bier genippt und den Kellnerinnen regelmäßig Fünfzig-Euro-Scheine zugesteckt, sobald sie nur seinen Tisch abgewischt hatten. Das war eine seiner besten Taktiken. Kellnerinnen freuten sich über Trinkgeld, und über lächerlich hohes Trinkgeld freuten sie sich noch mehr. Wenn sie solch ein Trinkgeld bekamen, dann erzählten sie es herum, und die Leute, denen sie davon erzählten, erzählten es weiter, und so kam es, dass es nicht lange dauerte, bis jede geldgierige Schlampe in der Bar den kleinen Kerl mit dem schütteren Haar anstarrte, der da alleine in der Ecke saß.
    An der Wand hingen jede Menge moderne Kunstwerke, die auch Callos kleine Nichte zustande gebracht hätte, nachdem sie zu viele Konservierungsstoffe in sich hineingestopft hatte. Stühle gab es keine, dafür aber gepolsterte Barhocker, die genauso unbequem waren, wie sie aussahen. Hinter der Theke standen zahllose Flaschen in einem großen Regal, sauber aufgereiht und von hinten beleuchtet. Für Callos ziemlich benebeltes Gehirn sah es so aus, als ob sie ein hypnotisches Glühen ausstrahlten.
    Vor der Ankunft der Blonden hatte Callo sich schon von der einen oder anderen Schlampe umschwärmen lassen, aber als die bildschöne Wikingergöttin durch die Tür der Bar getreten war, hatte er sie alle weggescheucht. Callo stand auf große Frauen. Groß war gut, das konnte er, der kaum größer als einen Meter sechzig war, sehr gut beurteilen. Die meisten Mädchen, bei denen er landen konnte, waren höchstens ein paar Zentimeter größer als er. Aber neben
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