Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
heute abend «, murmelte ich, zündete eine Zigarette an und
kehrte dem Tisch den Rücken; wenn die Blonde in der Nähe gewesen wäre, ich
hätte sie erwürgt. Statt dessen landete ich an der Bar
und bestellte einen doppelten Whisky, der mich zwei Dollar kostete. Zwei
Fünftel meines gesamten Vermögens für einen einzigen Drink war ein bißchen
happig, fand ich.
    Ich saß da, starrte in den
Spiegel hinter der Bar und durchlief sämtliche Stadien des Selbstmitleids,
Ekels und Lebensüberdrusses, die den Spieler von Zeit zu Zeit überfallen. Genau
das hatte Julie mir vorausgesagt. Ich stierte in das dunkle Gesicht, das mich
aus dem Spiegel angrinste. War es wirklich erst sechs Monate her, seit ich
Julie Holland kennengelernt hatte?
    War es wirklich erst wenige
Monate her, seit ich aus dieser Affäre mit den Syndikatgangstern an der Westküste herausgekommen war? Die Geschichte hatte mich damals fast das
Leben gekostet, und danach hatte ich mich für einen gemachten Mann gehalten.
Ich wollte ein bildschönes Mädchen heiraten, Julie, die mich liebte, und wollte
zwanzigtausend Dollar in ein anständiges und ehrliches Geschäft stecken und nie
im Leben mehr eine Karte anfassen. Und was war passiert?
    Julie Hollands klare blaue
Augen hatten einen sehr energischen Ausdruck gehabt, als sie mich anblickte — daran
erinnerte ich mich noch ganz genau. Und dann hatte sie gesagt: »Bei dir ist es
einfach eine Seuche, Mike. Du bist der geborene Spieler und wirst es nie lassen
können, genausowenig wie der Trinker den Alkohol. Es
wird dir ewig am Herzen nagen. Du kannst versuchen, dagegen anzugehen, aber es
wird dich auffressen; ich will nicht dabeistehen, um das mit anzusehen. Du mußt
dich jetzt entscheiden, Mike. Entweder willst du das Spiel, oder du willst
mich. Beides geht nicht .« Ich hatte ihr gesagt, daß
ich es mir überlegen wollte, aber als ich am nächsten Morgen um vier von einem
Pokerspiel zurückkam, hatte ich es mir immer noch nicht überlegt. Aber das
machte nichts mehr, denn Julie war weg. Also blieb ich, was ich immer gewesen
war — ein professioneller Spieler. Aber in den letzten sechs Wochen, seitdem
ich in dieser verdammten Stadt war, mußte etwas mit mir geschehen sein. Ohne
jeden ersichtlichen Grund hatte ich Poker aufgegeben, dabei war es das einzige
Spiel, bei dem man dem Glück mit Verstand und Technik nachhelfen konnte. Statt dessen hatte ich mich dem Roulette verschrieben, wie
irgendeine alberne Zicke, die ihre erfolgreiche Scheidung in Reno feiert.
Vielleicht hatte Julie wirklich recht gehabt.
    »Noch einmal dasselbe, Sir?«
Die Stimme des Barkeepers brachte mich in die Gegenwart zurück.
    »Und diesmal als mein Gast«,
sagte eine leise bekannte Stimme rechts von mir.
    Als ich den Kopf wandte,
starrte ich in Walter Arndts grinsendes Gesicht. »Das war aber Pech heute abend , Mike«, sagte er, doch sehr traurig schien er
nicht darüber zu sein. »Als du vom Tisch weg warst, ist die Doppelzero zweimal
in den nächsten fünf Runden gekommen .«
    »Soll ich in Tränen ausbrechen ?« gab ich zurück.
    Der Barkeeper stellte je einen
doppelten Whisky vor mich und vor Arndt hin, dann zog er sich an das andere
Ende der Bar zurück.
    »Ich habe mit Gilda geredet«,
sagte Arndt in leichtem Konversationston.
    »Mit dem Rotschopf im Kasten ?« fragte ich zurück.
    »Sie ist meine Kassiererin .« Seine Augen glitzerten auf. »Gilda sagte, daß sie dir heute abend tausend Dollar umgewechselt hat .«
    »Na und?«
    »Und die hast du auch noch
verspielt, obwohl du uns noch zehntausend schuldest. Ich frage mich nur, wieso
du solche Schulden bei uns machen konntest. Ich habe mich bei deiner Bank erkundigt;
da ist auch Doppelzero .« Er lachte hart auf. »Damit
erhebt sich für uns die Frage, wie wir unser Geld zurückkriegen .«
    »Du wirst es schon kriegen«,
fauchte ich. »Du weißt ganz genau, wenn ich unbezahlte Schuldscheine herumliegen
ließe, wäre ich ein für allemal in sämtlichen
Spielhöllen zwischen Alaska und Florida erledigt .«
    »Klar .« Sehr beeindruckt schien er nicht. »Ich werde die Frage anders formulieren: Wann
kriegen wir das Geld zurück ?«
    »Ich brauche ein bißchen Zeit,
um wieder auf die Beine zu kommen .«
    »Was etwa dreißig Jahre dauern
dürfte«, höhnte er. »Ich habe im Moment ein anderes Problem — es möchte dich
ein sehr ungeduldiger Geschäftsfreund von mir sprechen, und zwar sofort .«
    »Du kannst deinem ungeduldigen
Geschäftsfreund das gleiche sagen, was ich dir eben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher