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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day
Autoren: David Baldacci
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das, was Ihr Bruder angestellt hat, Sie beinahe um alles gebracht hätte.«
    »Ich bin nicht mein Bruder. Die Gültigkeit meiner Vollmachten wurde verlängert.«
    »Darüber weiß ich Bescheid.« White verstummte und trommelte mit den Fingern auf die Armlehne des Sessels. Puller schwieg ebenfalls. Er wusste, was als Nächstes kam. So war es immer. »Warum gehen Sie nicht nach West Point, Puller? Weshalb bleiben Sie bei der CID ? Ihr abgeleisteter Militärdienst ist pures Gold wert. Sie haben beim Rangertraining Bestzeugnisse erworben. Sie sind ein bewährter Gefechtsführer mit einer beeindruckenden Liste von Kampfeinsätzen. Ihr Vater hat sich innerhalb dreier Jahrzehnte neunundvierzig bedeutsame Orden verdient und wird in der Armee als Legende verehrt. Sie haben bei sechs Kampfeinsätzen im Irak und in Afghanistan schon fast halb so viele Auszeichnungen eingeheimst. Zwei Silver Stars, von denen einer Sie drei Monate Aufenthalt in der Reha-Klinik gekostet hat, drei Bronze Stars mit Tapferkeitsspangen und drei Verwundetenabzeichen. Und im Irak ist es Ihnen gelungen, einen Typen einzusacken, der auf der Liste der zweiundfünfzig meistgesuchten Terroristen stand.«
    »Ich habe gewissermaßen aus einem vollen Blatt die richtige Karte gezogen, Sir«, sagte Puller.
    »So kann man es auch ausdrücken. Jedenfalls haben Sie mehr als genug Orden und Narben. Diese Kombination wird bei der Armee sehr geschätzt. Wären Sie bei den Rangers geblieben, stünden Sie heute als Anwärter auf Spitzenränge da. Und wären Sie nach West Point gegangen, wären Sie jetzt Major oder Oberstleutnant. Und vor Verlassen der Armee könnten Sie zwei Sterne auf den Schulterklappen tragen. Ach was, Mensch, eventuell drei, so wie Ihr Vater, falls Sie auch die politischen Spielchen richtig beherrschen. Bei der CID endet die Unteroffizierslaufbahn beim Hauptfeldwebel. Und mein Vorgänger hat mir erzählt, Sie hätten sich einzig aus dem Grund nicht um ein Offizierspatent beworben, weil Portepeeoffiziere in der CID ihren Dienst am Schreibtisch ausüben, Oberfeldwebel aber noch Außendienst verrichten.«
    »Am Schreibtisch fühle ich mich nicht wohl, Sir.«
    »Also bleiben Sie hier in der CID . Im unteren Bereich der militärischen Hierarchie. Und ich bin nicht der Erste, Puller, der sich darüber wundert.«
    Puller senkte den Blick auf das Lametta seines Gegenübers. White trug die neue blaue Armeeuniform der Klasse B, die allmählich die alten grünen Uniformen ablöste. Für jeden Militärangehörigen gaben Ordensleiste und Abzeichensammlung gewissermaßen die persönliche DNA des dienstlichen Werdegangs ab. Dem Auge des Sachkundigen verrieten sie alles; nichts Nennenswertes blieb verborgen. Aus der Perspektive eines echten Frontschweins umfasste die militärische Karriere des Leitenden Spezialagenten nichts Besonderes. Gewiss konnte er zahlreiche Auszeichnungen vorweisen, die auf den Laien eindrucksvoll wirkten, doch aus Pullers Sicht bezeugten sie, dass der Mann einen Aufstieg als ewiger Sesselfurzer vollzog und Waffen nur für den Eintrag ins Schießbuch abfeuerte.
    »Es gefällt mir, wo ich bin, Sir«, erklärte Puller. »Und mir behagt der Weg, auf dem ich dorthin gelangt bin. Außerdem sind alle diese Erwägungen müßig. Es ist, wie es ist.«
    »Wahrscheinlich, Puller. Man könnte Sie als karrierescheu bezeichnen.«
    »Vielleicht ist es ein Charakterfehler, Sir, aber als was die Leute mich bezeichnen, war mir schon immer gleichgültig.«
    White nickte. »Auch das hatte ich bereits über Sie gehört.«
    Puller maß sein Gegenüber mit festem Blick. »Sicherlich, Sir. Ich habe den Eindruck, die Ermittlungen warten.«
    White blickte auf seinen Computerbildschirm. »Dann schnap pen Sie sich Ihre Sachen und zischen Sie ab.«
    Als White Sekunden später den Kopf drehte, war Puller schon fort. White hatte nicht gehört, dass der hochgewachsene Spezialagent das Zimmer verließ.
    Der Leitende Spezialagent lehnte sich tiefer in den quietschenden Bürosessel.
    Vielleicht hatte Puller deshalb die vielen Orden erhalten. Man konnte nicht töten, was man nicht kommen und gehen sah.
     

 
    5
    Puller saß auf dem Kofferraumdeckel des schwarzen Armeedienstwagens, eines Chevy Malibu, und trank Kaffee aus einem Pappbecher, während er vor dem CID -Hauptquartier im Licht einer Straßenlaterne in der Akte las. Auf dem hiesigen Areal hatten sämtliche militärischen Kriminalabteilungen ihren Sitz, darunter die NCIS , über deren Tätigkeit man eine weithin
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