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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day
Autoren: David Baldacci
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Kater hatte vor ungefähr zwei Jahren den Weg in Pullers Leben gefunden, und Puller ging davon aus, dass er irgendwann wieder verschwand.
    Auf dem AB seines Festnetztelefons, das er nur deshalb behielt, falls es mal zu einem allgemeinen Stromausfall kam und das Handy keine Verbindung mehr hatte, waren mehrere Nachrichten hinterlassen worden. Nur eine hörte er bis zum Schluss ab. Danach hatte er sich auf den Fußboden gehockt und sie noch zweimal angehört.
    Sie stammte von seinem Vater.
    Generalleutnant John Puller, genannt Durchbruch-Puller, galt als einer der größten Kriegshelden Amerikas und war in der Vergangenheit Befehlshaber der legendären Screaming Eagles gewesen, der 101. Fallschirmjägerdivision. Heute war er nicht mehr in der Armee und auch kein Kommandeur irgendwelcher Truppenteile. Aber das bedeutete keineswegs, dass der Alte dies akzeptierte, im Gegenteil. Das hieß natürlich nichts anderes, als dass er nicht mehr in der Wirklichkeit lebte.
    Noch immer scheuchte er seinen jüngeren Sohn herum, als stünde er an der Spitze der Sterne-und Streifen-Hierarchie und sein Sohn auf der untersten Stufe. Wahrscheinlich erinnerte er sich gar nicht mehr daran, was er auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte. Oder er kam bei Pullers nächstem Besuch darauf zu sprechen und beschimpfte seinen Sohn, weil er den erteilten Befehl nicht ausgeführt hatte. Der Alte erwies sich im Zivilleben als gleichermaßen unberechenbar, wie er sich auf dem Gefechtsfeld verhalten hatte. Es hatte ihn zum härtesten aller vorstellbaren Gegner gemacht. Wenn ein Soldat etwas fürchtete, dann einen Feind, den er nicht durchschaute, einen Widersacher, der mehr als bereit war, alles zu tun, was zum Siegen nötig war, wie ungeheuerlich es auch sein mochte.
    Durchbruch-Puller war ein solcher Haudegen gewesen. Deshalb hatte er häufiger gesiegt als verloren, und seine Taktiken zählten heute bei der Armee zum festen Bestandteil der Ausbildungsmethoden. Künftige Kommandeure lernten seine Kampftaktiken an der Militärakademie und verbreiteten sie in sämtliche Bereiche des Heerwesens.
    Puller löschte die Nachricht. Sein Vater musste sich gedulden.
    Das nächste Ziel war das CID -Hauptquartier gewesen.
    Die CID – die Militärstrafverfolgungsbehörde der Army – war von General John »Black Jack« Pershing während des Ersten Weltkriegs in Frankreich gegründet worden. 1971 hatte man sie in den Status einer vollwertigen Armee-Kommandobehörde erhoben und einem Ein-Sterne-General unterstellt. Heute gehörten ihr weltweit fast dreitausend Personen an, darunter neunhundert Spezialagenten vom Schlage John Pullers. Sie hatte eine vertikale Kommandostruktur mit dem Armeeoberbefehlshaber an der Spitze, den Spezialagenten ganz unten und dazwischen drei Ebenen Bürokratie. Puller verglich sie mit einer Lasagne, die zu viele Schichten Nudeln hatte.
    Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den LSA . »Normalerweise setzen wir bei einem außerdienstlichen Mordfall ein Team und keinen einzelnen Mann ein, Sir.«
    »Ich versuche, Ihnen in West Virginia an Ort und Stelle Unterstützung zu besorgen«, versicherte der Leitende Spezialagent, »aber im Moment sind die Aussichten nicht gut.«
    Puller lenkte das Gespräch auf die Ungereimtheit, die ihn bereits vor ein Rätsel gestellt hatte, als er den Auftrag erhielt. »Das tausendste Bataillon des dritten MP-Regiments ist in Kentucky in Fort Campbell stationiert, Sir. West Virginia liegt in seinem Zuständigkeitsbereich. Es könnte den Mord an dem Oberst genauso gut untersuchen wie wir.«
    »Der Ermordete war bei der DIA tätig, dem Militärischen Geheimdienst. Also haben wir es mit besonders heiklen Umständen zu tun, die nach den ›stillen Experten‹ des 701. verlangen.« White lächelte über die Umschreibung, die im Zusammenhang mit dem hochgradig ausgebildeten Außenermittlungspersonal des 701. CID oft gebraucht wurde. Puller lächelte nicht. »In Fort Campbell ist die 101. stationiert, die frühere Division Ihres Vaters«, fügte White hinzu. »Die Screaming Eagles.«
    »Ist lange her, Sir.«
    »Wie geht es Ihrem alten Herrn?«
    »So einigermaßen, Sir«, antwortete Puller unwillig. Außer mit seinem Bruder mochte er mit niemandem über ihren Vater reden; auch mit seinem Bruder wechselte er über den Alten meist nur ein paar Sätze.
    »Na schön. Jedenfalls, das 701. steht in dem Ruf, das Beste der Besten zu sein. Sie, Puller, sind nicht einfach zu uns abkommandiert worden wie ein gewöhnlicher MP.
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