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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen
Autoren: Alexander Kent
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keine Lüge, also machen Sie’s so glaubhaft wie möglich, klar?«
    Moffitt entgegnete kalt: »Ich werde denen die Wahrheit geigen, Sir, aber nur die halbe, und wenn sie uns entern sollten, werde ich dafür sorgen, daß Tracy sich nicht wieder erholt!«
    In Luv krochen die Seeleute auf allen vieren wie seltsame Anbeter um die vier Kanonen herum. Sie schafften weitere Munition und Pulver dorthin. Ein stattlicher Zweidecker wie die Trojan hätte ihre Schüsse kaum gespürt, aber eine gutsitzende Salve quer über das Achterdeck der Brigg konnte allerhand Schaden anrichten. Zeit, Zeit, Zeit. Es war wie der Schlag eines Hammers auf den Amboß.
    Zwei Schatten bewegten sich auf der Bordwand der Revenge, und Bolitho hörte erregtes Gemurmel von einem Verwundeten. Die Revenge hatte zwei ihrer Geschützpforten geöffnet, und beim genauen Hinsehen entdeckte er zwei schwarze Rohre, die rasch ins Sonnenlicht vorstießen.
    Frowd murmelte unsicher: »Der Halunke weiß Bescheid!«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Wenn er mit einem Feind rechnete, würde er die gesamte Breitseite ausfahren und wahrscheinlich versuchen, unser Heck zu kreuzen.« Wieder war es, als teile er seine Gedanken mit allen rings um ihn her. »Er wird uns die ganze Zeit ebenso beobachtet haben wie wir ihn. Tracys Abwesenheit wird schon bemerkt worden sein. Wenn der Kapitän der Revenge erst vor kurzem ernannt worden ist, wird er zögern, etwas zu unternehmen, andererseits aber vor seinen Leuten keine Unsicherheit zeigen wollen. Der Nachfolger eines Mannes wie Tracy hat es bestimmt nicht leicht.«
    Er sah, wie einige seiner Seeleute sich ansahen, als suchten sie beim anderen Unterstützung, neue Hoffnung.
    Der Kapitän der Revenge war möglicherweise noch erfahrener als Tracy. In diesem Augenblick hielt er vielleicht nur Kurs, um gleich aus den ebenfalls geladenen und schußfertigen anderen Geschützen eine fürchterliche Breitseite in die White Hills zu feuern.
    Moffitt ergriff das Sprachrohr und kletterte lässig in die Luvwa nten.
    Es war noch viel zu früh, konnte aber dazu beitragen, einen eventuell keimenden Verdacht beim Gegner zu zerstreuen.
    Wenn nicht, dann würde auf diesem Deck in spätestens fünfzehn Minuten der Kampf toben.
    Bolitho sagte beiläufig: »Tragt Mr. Frowd und die anderen Ve rwundeten nach unten. Wenn wir von Bord müssen, steht das achtere Boot zu ihrer ausschließlichen Verfügung.«
    Frowd fuhr auf seinem Lukendeckel wie ein wütender Terrier herum.
    »Verdammt, ich will nicht sterben wie ein krankes Weib!« Er verzog das Gesicht, als der Schmerz der heftigen Bewegung ihn durchfuhr, und sprach dann in gemäßigterem Ton weiter: »Ich wollte nicht undiszipliniert sein, Sir, aber versuchen Sie, meinen Standpunkt zu verstehen.«
    »Und der wäre?«
    Frowd schwankte wie ein Busch im Wind, als die Brigg sich in dem groben Seegang hob und senkte.
    »Wenn Ihr Plan funktioniert, Sir, und ich bete zu Gott, daß er es tut, dann wird es eine Jagd, die nur Glück und überlegene Seemannschaft entscheiden.«
    Bolitho lächelte. »Möglich.«
    »Aber da ich vermute, daß wir kämpfen müssen, lassen Sie mich um Gottes willen mitmachen. Ich bin in der Marine, seit ich denken kann. Zu enden, indem ich mich unten verstecke, während oben Metall durch die Luft fliegt, würde mein Leben so nutzlos machen wie das eines Galgenvogels.«
    »Gut.« Bolitho sah Couzens an. »Helfen Sie dem Leutnant nach achtern, und sehen Sie zu, daß er genügend Munition bekommt, um die Pistolen und Musketen nachzuladen, damit wir den Eindruck von Stärke und größerer Zahl vermitteln.«
    Frowd rief aus: »Genau das ist es, Sir, nichts weiter erbitte ich.
    Diese Teufel sind mindestens viermal stärker als wir. Ein paar von ihnen werden wir bestimmt mit ins Jenseits nehmen, wenn wir rasches Feuer beibehalten können.«
    Es war unglaublich, dachte Bolitho. Die Aussicht auf sicheren Tod klang aus Frowds Worten und doch war die vorherige Angst und Besorgnis verschwunden. Das Warten war das schlimmste, die einfache Aufgabe des Kämpfens und Sterbens dagegen verstanden sie alle. Ihm war, als hörte er Sparke sprechen: »Halte sie in Trab, keine Zeit zum Klagen und Schwachwerden.«
    Er wandte sich wieder der Revenge zu, deren killender Klüver und Stagsegel anzeigten, daß sie ein wenig abfiel, um noch dichter heranzuschließen. Nun wirkte sie noch imponierender und stärker bewaffnet.
    Ihr Rumpf war vom Wetter mitgenommen, ihre Segel ausgeblichen und
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