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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Autoren: Sabina Schneider
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die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
    „Hat der Neue was über mich gesagt?“, fragte Laura weiter und Serena verstand, wem und was sie die Ehre von Lauras Besuch zu verdanken hatte. Typisch. Immer nur Jungs im Kopf. Serena drehte ihren Kopf so weit wie möglich von Laura weg und sagte nur kurz: „Nein.“ Laura blieb noch eine Weile schweigend sitzen, rutsche nervös hin und her, erhob sich schließlich und ging ohne ein weiteres Wort zu den anderen Schülern zurück.
    „Was ist denn heute los? Sonst beachtet mich keiner und heute stört man mich gleich zweimal“, murmelte Serena leise vor sich hin. Warum war sie so von Lauras Frage aufgewühlt? Aus irgendeinem Grund wollte Serena nicht, dass Laura sich für den Neuen interessierte. Warum nur? Sie verstand sich selbst nicht und schob den Gedanken einfach beiseite. Darin war sie gut. Darin hatte sie Übung.
     
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    Es war schon spät, der Mond stand hoch am Himmel. Nur sein Licht und die Sterne beleuchteten den kleinen Pfad, den Serena entlang schlenderte. Das Training mit Zorghk hatte sich in die Länge gezogen und es war spät geworden. Aber das machte nichts. Es gab niemanden, der auf Serena wartete. Natürlich war Alara da, sie war immer da, wenn sie nicht gerade wegen einem Notfall gerufen worden war. Doch Alara schien die An- oder Abwesenheit des Mädchens nicht wahrzunehmen, das bald zur Frau herangewachsen sein würde. Daher kam und ging Serena bereits in jungen Jahren, wie es ihr beliebte.
    Sie ging morgens kurz nach Sonnenaufgang in die Schule, verbrachte dort ihre Zeit bis kurz nach Mittag und machte sich danach auf zu Zorghk. Um zu seiner abgelegenen Hütte zu gelangen, musste Serena die Sicherheit der Stadtmauer verlassen. Die Mauer war vor etwa dreißig Jahren im härtesten und längsten Winter aller Zeiten erbaut worden, um die wilden Tiere fernzuhalten. An den kältesten Tagen sollen Wölfe, Marder, Wildkatzen und manchmal Bären auf die Höfe gekommen sein und hier und da ein Huhn oder ein Schaf gerissen haben. Das war sie offizielle Version. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man von Räubern, Dieben, Trollen, Orks und unbekannten scheußlichen Wesen, die keine Namen hatten. Nach Sonnenuntergang wurde sowohl das östliche als auch das westliche Tor von Krems Stadtmauer geschlossen und niemand wurde hinein oder hinaus gelassen.
    Ausgetrampelt von kleinen Füßen, die mit der Zeit immer ein wenig größer geworden waren, führte ein schmaler Pfad vom östlichen Stadttor zu dem abgelegenen kleinen Häuschen, in dem der grummelige Airen wie ein Einsiedler lebte. Man musste etwa vierzig Minuten durch den dichten Wald laufen, bis man das Häuschen erreichte. Nur noch die mutigsten Holzfäller des Dorfes trauten sich so tief in den Wald. Und davon hatte Krem nicht mehr viele. Mehr als einmal von einem grummeligen kleinen Männchen mit Schimpftiraden von seinem „Grundstück“ verscheucht, mieden sogar diese das Gebiet um das kleine Haus.
    Das überzeugende Argument in dieser ungleichen Grundstücksdiskussion war die riesige Streitaxt gewesen. Fast doppelt so groß, wie das kleine aber breite Kerlchen, ließ sie die Arbeitsgeräte der Holzfäller wie Kinderspielzeuge aussehen. Jeder, der solch eine Waffe mit Leichtigkeit über seinen Kopf wirbeln lassen konnte, ohne ihn sich von den Schulterblättern zu trennen, hatte den Respekt der größten und kräftigsten der Dorfbewohner in Krem verdient.
    Die Zunge nach ein paar Bierchen über den Durst gelockert, entstanden bald in „Longershot“, der einzigen Taverne in Krem, bunte Legenden über das Ungeheuer des Ostwaldes. In den Erzählungen der Holzfäller, ein jeder eifrig darauf bedacht, die Beschreibungen des anderen zu übertreffen, lebte dort mal ein drei Meter großer Morph mit einer Axt so lang wie der Baumstamm einer fünfzigjährigen Eiche, der bei Bedarf sein Äußeres verändern konnte. Mal war es ein kleines Wesen, so breit wie lang, mit einer riesigen Axt als Kopf, das wie ein Huhn nach Körnern nach seinen Gegnern pickte und jeden Unglücklichen in Zwei teilte, der das Pech hatte ihm über den Weg zu laufen. In Krem passierte selten etwas Interessantes oder gar Ungewöhnliches und so kamen sogar die Kinder in die Schenke, um den wundersamen Erzählungen zuzuhören.
    Jeder wusste, dass die Holzfäller übertrieben und der größte Teil ihrer Geschichten erfunden war. Manche kannten sogar den muffeligen Einsiedler, der ab und an auf den Markt kam, um seine Vorräte mit Lebensmitteln
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