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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Autoren: Sabina Schneider
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sie!“, schrie ihr Vater auf. Serena sah, wie er in die Knie ging, aufhörte sich gegen seine Peiniger zur Wehr zu setzen und entsetzt in ihre Richtung starrte. Das Schwert des Soldaten fuhr in die Höhe, um zum finalen Schlag auszuholen. Serenas Blick traf die Augen des Soldaten und er hielt in der Bewegung inne. Die Entschlossenheit wich aus seinem Blick. Er wandte sich Serenas Mutter zu, die ausdruckslos zu Boden schaute. Das Schwert glitt aus seinen zitternden Händen und fiel zu Boden.
    Er drehte sich um und ging zu Serenas Vater. Die Erde erzitterte unter den festen Schritten des in Rüstung gekleideten Mannes. Tief bohrten sich die eisernen Sohlen in die Erde und hinterließen Abdrücke unverhohlener Wut. In einem Protestschrei warf sich ihm der Boden entgegen, als er mit jedem Schritt Staub aufwirbelte. Dann blieb der Soldat vor Serenas Vater stehen und die Erde atmete erleichtert auf.
    Der Soldat hatte lange gesucht, immer in der Hoffnung auf Misserfolg und wütend auf den Mann, der vor ihm im Staub kniete. Aber noch wütender auf sich. Er hatte ihn nach all der Zeit doch finden müssen. Sergej holte aus, schlug mit all seiner Wut und seinem Frust zu und die gepanzerte Faust landete mitten im Gesicht seines alten Freundes. Blut spritze aus Nase und Mund. Nur die Männer, die den knienden Mann am Boden hielten, verhinderten, dass er nach hinten geschleudert wurde. Gekrümmt vor Schmerzen beugte er sich vor. Das Blut rann über sein Kinn und tropfte in den Dreck. Die staubige Erde sog gierig die dunkelrote Flüssigkeit auf, als wäre es ihr Lohn dafür, dass sie so lange den harten Schritt des Soldaten ertragen hatte müssen.
    Serenas Vater hob vorsichtig den Kopf und schaute seinem Peiniger und Hetzer in die Augen, als er mit bebender Stimme sagte: „Danke Sergej. Ich danke dir.“ Die Männer rissen ihn auf die Beine und zerrten ihn weg. Er drehte sich noch einmal um und rief: „Alara, bleib bei ihr, sie ist noch ein Kind! Ich befehle es dir als dein Mann!“
    Serenas Blick fiel auf ihre Mutter, die immer noch reglos im Staub kniete. Ihre Augen ruhten auf dem Boden vor ihr, als schauten sie durch ihn hindurch. Bei den Worten ihres Mannes fiel ihr Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf das kleine Mädchen. Hatte Serena eine Regung erkennen können? Doch der Wunsch des eigenen Kindes irgendein Gefühl in der Mutter hervorzurufen, änderte nichts daran, dass Alara nichts empfand.
    Sie konnte nichts dafür. Einige wurden mit einem verkrüppelten Bein geboren, andere mit angewachsenen Ohren, Schwimmhäuten zwischen den Zehen, oder einem fehlenden Finger. Alara war ohne Gefühle zur Welt gekommen. Sie empfand nichts für den Mann, den man vor den Augen des ganzen Dorfes durch den Dreck zog. Sie empfand nichts für das kleine Mädchen, das wortlos seinem Vater nachblickte.
    Anders als ihre Mutter spürte Serena jedoch, wie sich ihre Kehle zuzog, das Atmen ihr mit jedem Schritt schwerer fiel, den sich ihr Vater von ihr entfernte . Der kleine Brustkorb hob und senkte sich immer langsamer. Serena wollte nicht, dass die Männer ihren Vater mitnahmen. Sie wollte nicht zurückgelassen werden. Serena sprang auf die Beine, um den Männern nachzulaufen. Ihr ganzes Sein schrie nach ihrem Vater, doch eine kalte Hand hielt ihren Arm eisern umschlungen und gab nicht nach, wie sehr das kleine Mädchen auch zerrte und zog. Serena blickte über die Schulter und sah, dass die Hand ihrer Mutter ihren Arm wie ein Schraubstock umfasste. Immer noch reglos im Staub kniend starrte Alara ausdruckslos auf den Boden.
    Wie sehr Serena auch versuchte sich loszureißen, Alara umklammerte den kleinen Arm erbarmungslos. Das kleine Mädchen hörte auf, sich zu wehren, und sah zu, wie die Männer ihren Vater abführten. Noch lange nachdem die Soldaten nicht mehr zu sehen waren und sich die Schaulustigen in ihre Häuser zurückgezogen hatten, stand das Mädchen da und starrte in die Richtung, in die ihr Vater verschwunden war.
    Die eiskalte, leblose Hand ihrer Mutter umklammerte noch immer ihren Arm.
     
     
     

K REM
     
    An der südlichen Grenze des Vostokenreiches lag Krem, ein kleines unbedeutendes Dorf, das vom Dunkelwald umrandet war. Vielen unbekannt, war es auf den meisten Landkarten nicht einmal verzeichnet. Lediglich eine schmale Straße, die nur die ältesten und gewieftesten Händler kannten, führte zu der schwer erreichbaren Gemeinde. So wurden die Bewohner aus den meisten Streitigkeiten der Landen herausgehalten, einfach weil
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