Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
doch trauen«, sagte Dor. »Ihr würdet einen ausgezeichneten Lehrer in Staatsangelegenheiten abgeben.«
    »Das hier ist bereits Euer praktischer Unterricht«, konterte Oary.
    »Historisch betrachtet kommen zwei Lösungsmöglichkeiten in Betracht«, meinte Arnolde. »Die eine ist die Verstümmelung, bei der man den Verbrecher entweder seines Augenlichts beraubt oder ihm seine Extremitäten abschneidet, damit er keinen weiteren Schaden…«
    »Nein!« sagte Dor, und Irene stimmte ihm zu. »Wir sind schließlich keine Barbaren.«
    »Profis seid Ihr aber auch nicht«, warf Oary ein. »Noch immer schreckt Ihr vor brauchbaren Methoden zurück.«
    »Die zweite ist die Verbannung«, fuhr der Zentaur fort. »Früher wurden Leute Eurer Art, die kein magisches Talent besaßen, aus Xanth verbannt, so wie Leute meiner Art mit magischen Talenten ebenfalls verbannt werden. Das ist recht wirkungsvoll.«
    »Aber dann könnte er eine Armee aufstellen und zurückkehren«, protestierte Dor. »König Trent hat dasselbe getan, damals, als er noch im Exil leben mußte…«
    »Ja, aber er hat Xanth nicht erobert. Die Lage änderte sich, und er wurde zurückgebeten. Vielleicht hat sich in Onesti in zwanzig Jahren die Lage ja ebenfalls so weit geändert, daß man Oarys wieder bedarf. Außerdem gibt es da durchaus Vorsichtsmaßnahmen. Eine ausgesuchte, streng begrenzte Verbannung müßte die Möglichkeit des Verrats ausschließen und ihn gleichzeitig von örtlichen Querelen fernhalten. Es wäre natürlich ratsam, es nicht als Verbannung zu bezeichnen. Das würde nämlich den Eindruck vermitteln, daß an der Machtübertragung irgend etwas nicht ganz rechtens ist, anstatt den Eindruck zu verstärken, daß ein vorübergehend verschollener König mit offenen Armen wieder aufgenommen wurde. Man könnte ihn als Botschafter oder Gesandten in ein strategisch wichtiges Gebiet schicken…«
    »Zu den Khazaren!« rief Grundy.
    »He, da will ich aber nicht hin!« protestierte Oary. »Das sind ziemlich grobe Leute! Da muß ich ja ständig alle Register ziehen, nur um am Leben zu bleiben.«
    »Ganz genau«, meinte der Zentaur. »In deren Gesellschaft wäre Oary so etwas wie eine Zirkusattraktion, man würde ihn zwar dulden, aber kaum ernst nehmen. Seine schwierige Aufgabe würde darin bestehen, den Kontakt zu diesem Reich aufrechtzuhalten und die Beziehungen zu verbessern, und natürlich Onesti rechtzeitig zu warnen, falls eine Invasion drohen sollte. Wenn er das eine Zeitlang, die lang genug sein müßte, zur allseitigen Zufriedenheit bewältigt, könnte man ihn schließlich wieder begnadigen und ihm gestatten, sich in Onesti zur Ruhe zu setzen. Wenn nicht…«
    »Aber die Khazaren werden Onesti sowieso eines Tages erobern«, sagte Oary. »Wie soll ich es da verhindern, daß…«
    »Ich meine mich zu erinnern, daß die nordischen Magyaren in dieser Epoche nominell zum khazarischen Reich gehören«, sagte Arnolde. »Trotzdem haben sie sich eine eigenständige Kultur bewahrt. Man könnte Oary an den Hof der Magyaren entsenden…«
    »Wo er wahrscheinlich einen Aufstand gegen die Khazaren anzetteln wird!« sagte Dor. »Nur damit sich das Augenmerk nicht auf Onesti konzentriert. Dazu würden beständige Schläue und Wachsamkeit gehören…«
    »Was für eine abscheuliche Tat!« rief Irene schadenfroh.
    Überrascht blickten sie sich an. »Eine abscheuliche Tat…«, wiederholte Dor.
    »Dazu waren wir verflucht«, sagte Irene. »Bevor der Mond voll ist – und das ist er schon fast. Gehen wir und erzählen wir den anderen, wie Botschafter Oary zu den Magyaren reisen wird.«
    »Aber nur, weil es den Interessen des Königreichs, das ich so sehr liebe, dient, und um die meines guten Freundes und wiedergewonnen Lehnsherrn König Omen zu fördern«, sagte Oary philosophisch. »Es hätte schlimmer kommen können. Ich hatte erwartet, daß Ihr mich durchpeitschen und danach nackt als Bettler durch die Dörfer ziehen lassen würdet.«
    »Oder daß wir Euch an den Oger verfüttert hätten«, meinte Grundy. »Aber wir sind nun einmal etwas dümmlich, und Ihr seid zu intelligent, als daß wir es uns leisten könnten, Eure Gaben zu vergeuden.«
    Sie marschierten wieder aus dem Zimmer. »Oary hat großmütig eingewilligt, als Euer Gesandter an den Hof der Magyaren im khazarischen Reich zu gehen«, berichtete Dor König Omen, der inzwischen die letzten seiner Freunde empfangen hatte. »Er will nur das Beste für das Königreich Onesti.«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte König
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher