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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt
Autoren: Piers Anthony
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ja an seiner Stelle den Thron von Onesti bestiegen.«
    Königin Iris zog eine finstere Grimasse, doch König Trent bedeutete ihr zu schweigen. Das Ganze wirkte langsam wie ein Spiel voller Züge, Gegenzüge und einengender Regeln. Oary hatte sich König Trents Zug nun angeschlossen und mußte von ihm geduldet werden, bis er selbst einen Durchbruch versuchte. Dor beobachtete den Vorgang genau; wenn er selbst einmal endgültig König sein sollte, könnte ihm diese Erfahrung zugute kommen.
    »Kommt, König«, sagte König Trent und nahm Omen beim Arm. »Legen wir alle unsere Waffen beiseite, um eine Empfangsreihe zu bilden.« Sanft nahm er das magische Schwert entgegen, und reichte es an Königin Iris weiter, die es sorgfältig auf den Boden legte.
    Nun mußte auch Oary mitspielen und alle Waffen ablegen. Seine Avarer grollten zwar, hielten sich aber zurück. Krach, der Oger, stellte sich in ihrer Nähe auf, seinen Holzpfahl kampfbereit in den Händen. Das ermunterte sie etwas, friedlich zu bleiben.
    Eine Reihe wurde gebildet, und das Burgpersonal kam eifrig näher, um König Omen genauer zu betrachten. Als erster kam ein alter Mann, der sich nur langsam vorwärts bewegen konnte, von den anderen jedoch aus Ehrfurcht vor seinem Alter vorgelassen worden war.
    »Hallo. Borywog!« sagte König Omen und ergriff den zerbrechlichen Arm des Alten. »Erinnert Ihr Euch noch, wie ich Euch als Kind gequält habe, Euch und meinen Lehrer? Ich war noch schlimmer als mein Vater! Ihr dachtet, ich würde es nie lernen, richtig zu schreiben! Wißt Ihr noch, wie ich den Namen unseres Königreichs HONESTY geschrieben habe?«
    »Mein Gebieter, mein Gebieter!« rief der alte Mann und fiel auf die Knie. »Niemals habe ich diese furchtbare Sache auch nur einer Menschenseele erzählt! Das müßt Ihr sein, Majestät!«
    Nun kamen die anderen an die Reihe. König Omen kannte sie alle, und die Beweise für seine Identität begannen sich zu häufen. König Trent stand hinter ihm und lächelte gütig.
    Plötzlich zog einer der Männer in der Reihe einen Dolch und stürzte auf Omen zu. Doch bevor der Verräter sein Opfer erreicht hatte, verwandelte er sich plötzlich in eine große braune Ratte, die voller Entsetzen hastig davonhuschte. Eine Burgkatze sprang ihr freudig nach. »Ich habe versprochen, den Leibwächter zu spielen«, sagte König Trent milde. »In derlei Dingen besitze ich eine gewisse Erfahrung.«
    Dann stand Oary vor ihnen. »Aber das ist ja tatsächlich Omen!« rief er in geheucheltem Erstaunen. »Avarer, steckt die Waffen weg! Unser rechtmäßiger König ist von den Toten wiederauferstanden. Welch ein Wunder!«
    König Omen, der mit einem neuen Verrat rechnete, starrte ihn mit aufgesperrtem Mund an. Wieder schaltete König Trent sich ein. »Wirklich nett, es auch von Euch bestätigt zu bekommen, König Oary. Wir wußten ja immer, daß es Euch stets nur um das Wohl des Königreichs Onesti zu tun war. Es ist wohl besser, wenn wir die Sache nach Möglichkeit unter Wahrung des freundschaftlichen Scheins regeln. Dor, warum begleitet Ihr König Oary nicht an einen abgeschiedenen Ort und besprecht mit ihm die Einzelheiten?«
    Jetzt war Dor an der Reihe zu staunen. Stumm stand er da und rührte sich nicht von der Stelle. Da erschien Grundy und zupfte ihn am Bein. »Führ ihn in ein Vorzimmer«, flüsterte der Golem. »Ich hole die anderen.«
    Dor nahm sich zusammen. »Aber selbstverständlich!« sagte er mit gespielter Gelassenheit. »König Oary, sollen wir uns in eines der Vorzimmer zurückziehen, um ein Gespräch unter vier Augen zu führen?«
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte Oary, die Seele des Wohlwollens in Person. Anscheinend waren ihm die Regeln dieses Spiels vertrauter als Dor.
    Gefaßt schritten sie in das Vorzimmer, während König Omen fortfuhr, alte Bekannte zu begrüßen und die Avarer, inmitten der Menge völlig isoliert, unruhig zappelten.
    Ohne Oarys Kommando waren sie völlig hilflos; sie beherrschten ja nicht einmal die Landessprache.
    Dors Verstand arbeitete fieberhaft. Warum hatte Oary Omen willkommen geheißen, nachdem er ihn doch zuerst hatte beseitigen lassen wollen? Warum gab er vor, nicht gewußt zu haben, wo sich Omen befunden hatte? Und warum spielte König Trent, der ja selbst unter Oarys Verrat und Grausamkeit gelitten hatte, das Spiel mit? Und warum hatte König Trent schließlich die Angelegenheit Dor übertragen, obwohl der die Situation überhaupt nicht durchschaute und schon gar nicht fähig war, sie
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