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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt
Autoren: Piers Anthony
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zu meistern?
    Irene, Krach und Arnolde folgten ihnen in das Vorzimmer. Oary wirkte sehr gefaßt. »Können wir offen reden?« fragte der Mundanier.
    »Aber immer!« erwiderte Irene und zog ihre Jacke enger. »Ich finde, daß du stinkst!«
    »Versteht Ihr, was hier los ist?« fragte Oary unbeeindruckt.
    »Nein«, sagte Dor. »Ich weiß nicht, warum König Trent Euch nicht in einen Wurm verwandelt und zertreten hat.«
    »König Trent ist ein erfahrener Monarch«, sagte Oary. »Er befaßt sich mit Realitäten und nicht mit Emotionen. Ihm ist die gewinnversprechendste Verbindung lieber als eine primitive Rache. Das hier ist die Wirklichkeit: Ich habe einen Trupp Avarer dabei, der eine Menge Ärger machen könnte. In meiner Burg befinden sich noch weitaus mehr. Es würde eines kleinen Bürgerkriegs bedürfen, um die Söldner auszuschalten; denn ihre Hauptleute sind mir ergeben – und das würde das Königreich Onesti ausgerechnet zu einer Zeit schwächen, da die khazarische Bedrohung ständig wächst. Es wäre weitaus wünschenswerter, diesen Ärger zu vermeiden und das Königreich stark zu belassen. Deshalb muß König Omen danach streben, sich mit mir zu arrangieren – zum Wohle Onestis.«
    »Warum kann er Euch denn nicht einfach…«, fing Irene an, brach jedoch wieder ab.
    »Ihr seid unfähig, es auszusprechen«, sagte Oary. »Das ist ein Symptom Eurer Schwäche, das Ihr beseitigen müßt, wenn Ihr eine ebenso kompetente Königin abgeben wollte wie es Eure Mutter ist. Warum er mich nicht einfach umbringen und die Sache auf sich beruhen lassen kann? Weil es jemand wie Euch an den Nerven fehlt, das zu tun, was notwendig ist.«
    »Ach ja?« fragte Grundy. »Und warum habt Ihr dann König Omen nicht umgebracht?«
    Oary seufzte. »Das hätte ich wohl tun sollen, nehme ich an. Ja, das hätte ich wirklich. Aber ich mochte den jungen Narren. Niemand ist vollkommen.«
    »Aber gerade eben habt Ihr doch versucht, ihn umbringen zu lassen«, wandte Dor ein.
    »Das war eine Verzweiflungstat«, gab Oary zurück. »Ich kann nicht einmal behaupten, daß es mir wirklich leid täte, daß sie gescheitert ist. Es war schon zu spät, es hätte gleich zu Anfang geschehen müssen, bevor Omen Gelegenheit hatte, seine Identität unter Beweis zu stellen. Dann hätte ich das Spiel gewonnen. Aber das ist nun einmal auch ein Zeichen meiner eigenen Schwäche. Ich wollte einfach nicht entschieden genug die Krone behalten.«
    Dor betrachtete die Sache mit gemischten Gefühlen. Er wußte, daß Oary ein skrupelloser Schuft war, doch die Offenheit und Klugheit des Mannes und die Ehrlichkeit, mit der er seine zivilisierte Schwäche eingestand, machten es schwer, ihn völlig zu verabscheuen. »Und nun müssen wir sehen, was wir mit Euch machen sollen«, sagte Dor. »Allerdings sehe ich nicht, wie wir Euch vertrauen könnten.«
    »Natürlich könnt Ihr mir nicht trauen«, meinte Oary. »Wenn es nach mir ging, wärt Ihr schon längst wieder in Eurem Kerker, und Euer Pferdemensch würde als Zirkusattraktion durch das avarische Reich tingeln.«
    »He!« sagte Arnolde.
    »Wenn wir ihn nicht umbringen, ihm aber auch nicht trauen können, was sollen wir dann mit ihm anfangen?« fragte Dor die anderen.
    »Ihn in dieselbe Zelle werfen, in der er König Omen gefangengehalten hat«, meinte Irene. »Damit er sich von einem sadistischen Eunuchen Speisen bringen lassen kann.«
    »Krach hat die Zellen zerstört«, erinnerte Grundy sie. »Außerdem sind die sowieso nicht sicher. Einer seiner heimlichen Gefolgsleute könnte ihn befreien.«
    »Aber wir müssen König Omen doch eine Lösung präsentieren!« sagte Dor. »Ich weiß zwar nicht, warum diese Aufgabe ausgerechnet mir angetragen wurde…«
    »Weil Ihr einmal König von Xanth sein werdet«, erklärte Oary. »Ihr müßt lernen, harte Entscheidungen zu fällen, ob sie nun richtig oder falsch sein mögen. Wenn ich vor meiner Machtergreifung mehr Erfahrung besessen hätte, wäre mir das hier erspart geblieben. Hätte Omen sie besessen, hätte er nie seinen Thron verloren. Man muß eben durch die Tat lernen. Euer König Trent ist wirklich eine kompetente Persönlichkeit. Es war mein Pech, daß ich ihn unterschätzt habe, weil mir sein Gerede über Magie als Produkt eines kranken Hirns erschien. In der Regel glauben lediglich ungebildete Bauern an Zauberei. Bis Ihr König werdet, werdet Ihr gelernt haben, wie Ihr dieses Amt auszuüben habt.«
    Das klang auf brutale Weise einleuchtend. »Ich wünschte, ich könnte Euch
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