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Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch
Autoren: Othmar Franz Lang
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ihren Arm schmiegte.
    »Wie wollen wir es nennen ?« fragte Gine.
    Hans zuckte mit den Achseln.
    »Sag einen Namen, und so soll es heißen !«
    Hans lächelte verlegen. » Ister «, sagte er dann.
    »Ja, Ister «, bestätigte Gine , » Ister , und es soll dir und mir, es soll uns beiden gehören .«
    Hans streichelte Ister . »Übrigens«, brummte er, »das mit dem Wasser und so, die ganze Geschichte mit Ister , die bleibt unter uns .«

    Es dämmerte bereits, und Georg war noch immer allein. Bevor es ganz dunkel wurde, war Kam da.
    »Immerfroh läßt dir sagen«, richtete sie aus, »daß er mit den Buben über Nacht im Dorf bleibt. Es geht allen gut .«
    »Danke«, sagte Georg.
    »Soll ich bei dir bleiben ?« fragte Kam.
    »Ich hab’ keine Angst.«
    »Ich fragte nicht deshalb. Wir könnten miteinander ein wenig plaudern, dann vergeht die Zeit schneller. Unten im Dorf gibt es für mich im Augenblick nichts zu tun .«
    »Leg dich ruhig hin, und ruh dich aus !« meinte Georg. »Ja, das muß ich dir auch noch sagen«, besann sich Kam. »Gine hat ein kleines Kätzchen aus der Ister gezogen. Sie wurde ganz naß dabei. Sie will es mit in die Stadt nehmen. Und stell dir vor, sogar Flocki verträgt sich mit dem kleinen Ding. Es liegt an seiner Seite, und er wärmt es .«
    »Nett«, meinte Georg.
    »Und weißt du, wie es heißt ?«
    »Nein.«
    » Ister .«
    » Ister ist hübsch«, sagte Georg, »das paßt zu einem Kätzchen .«
    Kam ging.
    Georg blieb in Immerfrohs Zelt. Er legte sich hin und mußte wohl ein wenig eingeschlafen sein, denn plötzlich weckte ihn ein Geräusch. Er fuhr auf und bemerkte draußen einen Lichtschein.
    Langsam stand Georg auf und schlich zum Zelteingang. Vorsichtig öffnete er den Verschluß und blickte hinaus.
    Vor dem Herd kniete ein Mann und schob Holz in das Feuer. Jetzt sah Georg sein Gesicht. Der Mann hatte einen schwarzen, ungepflegten Bart und lange Haare. Er blickte immer um sich, wenn er an den Herd trat und nachlegte, nachher stellte er sich immer sofort ins Dunkel. Das ist der richtige Landstreicher! durchfuhr es Georg. Was sollte er tun? Ich muß ihn hier aufhalten, bis jemand kommt. Ich muß ihn unbedingt aufhalten, dachte er. Zitternd trat er aus dem Zelt und grüßte laut.
    Der Mann fuhr zusammen. Seine Hand zuckte zur Joppentasche. Als er aber sah, daß er es nur mit einem Buben zu tun hatte, versuchte er zu lachen.
    »Wenn Sie Hunger haben«, meinte Georg, »ich habe hier Fleisch und Eier und Brot, soviel Sie wollen .«
    »Freilich hab’ ich Hunger«, brummte der Mann, »ich hab’ mich verirrt. Wo bin ich eigentlich ?«
    »Wir sind in der Nähe von St. Georgen. Wenn Sie wollen, können Sie auch hier schlafen. Ich bin ganz allein. Die anderen sind im Dorf und helfen wegen der Überschwemmung. Sie bleiben auch über Nacht weg .«
    Der Mann grinste. »Bring mir ein paar Eier«, sagte er, »und Fleisch und Brot !«
    Georg brachte es. Der Mann schlug die Eier in die Pfanne und aß dann gierig.
    »Wenn Sie Milch haben wollen ?«
    »Gut, bring Milch !«
    Georg brachte die Milch. Ich muß ihn in Sicherheit wiegen, dachte Georg. Vielleicht kann ich ihn, wenn er schläft, fesseln. Ich darf ihm nicht zeigen, daß ich mich fürchte.
    Georg setzte sich auf einen Stein unter dem Herddach. »So ein Regen«, sagte er. »Da soll man sich über die Ferien freuen .«
    »Sauwetter, elendes«, schimpfte der Mann und verschlang das fünfte Brot. »Und du meinst, ich könnte wirklich hier schlafen heute nacht ?«
    »Ganz bestimmt, die anderen bleiben unten im Dorf .«
    »Und du bist ganz allein ?«
    »Ja, ganz allein.«
    Der Mann brummte etwas, was Georg nicht verstand.

    Gine sprang aus dem Bett. Es war neun Uhr vorbei. Sie konnte nicht schlafen. Kam saß vorn mit dem Lehrer Gradwohl, dessen Frau und Immerfroh im Schulhaus. Sie wollten die Nacht über aufbleiben. Auch Gine mochte nicht schlafen.
    Sie zog sich schnell an, warf einen Blick nach Ister , die an der Seite Flockis schlief, schlüpfte in den Regenmantel und schrieb auf einen Zettel:
    Bin bei Georg.
    Gine

    Dann verließ sie auf leisen Sohlen das Haus, kletterte über den Gartenzaun und lief die Straße zum Waldweg hinauf.

    »Wie spät ist es ?« brummte der Mann.
    »Dreiviertel zehn«, sagte Georg.
    »Zeig einmal deine Uhr !«
    Georg hielt dem Mann die linke Hand hin.
    »Hm«, machte der Mann. »Gib sie einmal runter, ich versteh’ mich nämlich auf Uhren .«
    Georg löste den Riemen. Nur jetzt nicht zittern, dachte er und reichte dem
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