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Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch
Autoren: Othmar Franz Lang
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Feuerwehr !« rief er. »Und dann schnell zum Ufer hin! Dort kann man schon alles mögliche herausfischen. Das holen sich die Leute dann von den oberen Ortschaften wieder .« Die Buben eilten und hatten bald auch die langen Stangen mit den Haken.
    Was alles das schmutziggraue Wasser der Ister mit sich trieb, erschreckte sie.
    Nicht nur Stühle, Tische und Schränke schossen an ihnen vorbei, sondern auch tote Schweine und Kälber. Es war furchtbar, was das Hochwasser anrichtete.
    Hans hatte schon zwei Stühle, einen Waschtrog und einen Tisch ans Ufer gezogen. Da stand plötzlich Gine neben ihm.
    »Was suchst du hier ?« schrie Hans.
    »Ich bin ausgerissen«, sagte Gine. »Ich möchte dir helfen .«
    »Geh sofort zurück, oder ich hau’ dir eine herunter«, schrie Hans wieder. Er war furchtbar aufgeregt und hatte Angst um Gine.
    »Ich gehe nicht«, sagte Gine. Ihr Gesicht war trotzig und entschlossen.
    Hans beachtete sie nicht mehr. Er hatte eine Bank an seinem Haken und zog sie heraus. Gine half mit, sie hinaufzutragen.
    Bei einem Schrank mußten schon mehr mithelfen.
    Nun trieben auch große Heuballen mitten in der Ister . Heu, wie sie es von den Isterwiesen eingefahren und vor dem Regen gerettet hatten.
    Mit fast wütender Erbitterung stand Hans am Ufer und sah das Heu vorbeitreiben.
    Eine Leiter konnte er mit seinem Haken erreichen, und schon war sie am Ufer.
    Das Wasser aber stieg und stieg, und der Regen fiel gleichmäßig und eintönig. Kein Luftzug regte sich, der Regen fiel schnurgerade herunter. Die Berge waren wie ausgelöscht. Sie waren nicht mehr zu sehen.
    Ein Gendarm kam vorbei.
    »Habt ihr vielleicht den Landstreicher gesehen ?« fragte er. »Einige Leute behaupten, sie hätten ihn draußen bei den Höfen gesehen .«
    Nein, sie hatten ihn nicht gesehen.
    Der Gendarm eilte weiter.
    Auch das noch! Zum Regen und dem verheerenden Wasser noch ein ausgebrochener Sträfling in der Nähe.
    Hans durchzuckte es: das Lager! Georg war allein dort! Da geschah aber etwas anderes!
    Gine hatte auf einem Brett ein kleines Kätzchen entdeckt, das ängstlich miaute. Da sie fürchtete, sie könnte mit dem Haken das Brett umkippen und das Kätzchen so erst recht ins Wasser stoßen, lief sie auf einer Landzunge hinaus, legte sich auf eine Rasenbank und erreichte so das Brett. Ehe sie aber nach dem Kätzchen greifen konnte, brach die Rasenbank ein, und Gine versank im Wasser.
    Hans riß sich den Mantel vom Leib, hetzte ein Stück die Straße hinunter und sprang dann in die Ister . Gine schrie um Hilfe. Ihre Beine hatten sich in einem Heuballen verfangen, und sie konnte sich nicht daraus befreien. Mit der linken Hand hielt sie das Kätzchen hoch, mit der rechten versuchte sie, sich über Wasser zu halten. Wenn sie die Beine frei gehabt hätte, wäre das vielleicht gegangen. So tauchte sie aber immer wieder unter, nur die Hand mit dem Kätzchen blieb über Wasser.
    Mit einigen kräftigen Stößen war Hans bei ihr.
    Ich muß sie unbedingt vor der Brücke aus dem Wasser haben, dachte er, unbedingt vor der Brücke! Denn dort toste das Wasser zwischen den Holzpfeilern dahin, und sie wären beide verloren gewesen.
    Er hielt Gine, die sich nicht mehr rührte, so über Wasser, wie Immerfroh es ihnen einmal am See gezeigt hatte. Vom Ufer riefen sie ihm zu, er verstand es aber nicht. Das Wasser brauste zu laut.
    Sie hielten ihm die langen Stangen hin, er erreichte sie jedoch nicht.
    Hans wollte schon verzweifeln. Es waren vielleicht nur mehr siebzig Meter bis zur Brücke, und das Wasser schoß immer schneller dahin. Da versuchte er mit seinen letzten Kräften das Ufer zu gewinnen. Und es gelang! Er erreichte eine Stange und wurde ans Ufer gezogen. Ein Bauer hob das Mädchen auf, und da zeigte sich, daß ihre Füße noch immer in dem nassen, schweren Heu steckten, das sie bald in die Tiefe gezogen hätte.
    »Was ist mit dem Kätzchen ?« fragte Gine nach einer Weile.
    »Du hältst es ja noch in deiner Hand«, entgegnete Hans. »Und es lebt ?«
    »Ja.«
    »Dann ist es ja gut«, sagte Gine und versuchte zu lachen. Es gelang ihr aber nicht.
    »Schaut, daß ihr in warme, trockene Kleider kommt«, sagte da der Bauer.
    Mühsam stand Gine auf. Sie war müde und schwach. Auch Hans zitterten noch die Knie. Langsam gingen sie zum Schulhaus.
    »Das wäre wirklich furchtbar traurig gewesen, wenn ich ertrunken wäre«, sagte Gine. »Die ganzen Ferien hätte ich euch damit verpatzt .«
    »Ja«, sagte Hans.
    Gine streichelte das Kätzchen, das sich in
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