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Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch
Autoren: Othmar Franz Lang
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fürs Dorf .«
    In großer Eile begann Immerfroh Brote herzurichten. Nachher rief er sie in der Höhle zusammen.
    »Einer muß hierbleiben«, sagte Immerfroh. »Georg, willst du auf unser Lager achten ?«
    Georg überlegte. Er wäre eigentlich lieber mit ins Dorf gegangen. Schließlich sagte er aber doch ja.
    »Das ist gut«, meinte Immerfroh, »denn diesmal kann es vielleicht lange dauern, bis wir wieder zurückkommen .« Immerfroh schickte alle in die Zelte. Sie sollten sich hinlegen und ein wenig ausruhen, aber alles so bereit halten, daß sie in wenigen Minuten abmarschieren konnten. »Wenn ich pfeife, dann geht es los«, sagte er abschließend. Dann ging er mit Georg in sein Zelt.
    »Ich soll dich von Kam und Gine grüßen«, sagte Immerfroh. »Ich habe ihnen geraten, im Dorf zu bleiben. Im Schulhaus sind sie sicher .«
    »Das ist gut«, entgegnete Georg und schluckte. Er war sehr aufgeregt.
    »Ich lasse dir auch meine Brieftasche hier. Es ist Geld darinnen, und, was das Wichtigste ist, die Rückfahrscheine. Im Dorf werden wir sicher viel arbeiten müssen, und da kann mir das Zeug ins Wasser fallen. Hier ist es jedenfalls sicherer .«
    »Ja«, sagte Georg.
    »Die Zelte unten scheinen nicht in Gefahr zu sein, ich habe mit dem Förster darüber gesprochen«, berichtete Immerfroh weiter. »Sollte aber doch das Wasser zu nahe kommen, dann brich sie ab und bring alles in die Höhle !«
    »Ja«, sagte Georg.
    »So, das wäre alles. Ich möchte noch schnell einen Brief schreiben. Leg du dich in deinem Zelt noch ein wenig hin, ruh dich aus, solang es geht !«
    »Ja«, sagte Georg wieder. Er wollte noch etwas sagen, aber er brachte es nicht heraus. Draußen klatschten ihm die großen, schweren Tropfen ins Gesicht. Er spürte es nicht. Erst im Zelt, auf seinem Strohsack, hörte er wieder das Trommeln, das eintönige, gleichmäßige Trommeln des Regens.

    Waren das die Glocken?
    Ja, sie waren es. Dumpf grollte die große, und hell wimmerte die kleine.
    Immerfroh pfiff.
    In wenigen Minuten standen die Buben in ihren Regenmänteln um Immerfroh. Schnell steckten sie die Brote zu sich, drückten Georg die Hand und eilten schweigend ins Dorf.
    Hier konnte jede Hand gebraucht werden.
    Das Wasser kam nicht nur vom Ufer der Ister auf das Dorf zu, sondern auch von hinten über die Straße herein. Und das mußte verhindert werden.
    Die Häuser zwischen Straße und Ister wurden bereits geräumt. Schnell war hier Immerfroh mit seinen Buben zur Hand. Einstweilen wurde alles in die Schule oder zu höher gelegenen Bauernhöfen gebracht.
    Die Frauen weinten, und die Kinder schrien. Alte Leute mußten getragen werden. Pferde und Kühe wurden aus den Ställen getrieben.
    Max, der das alles fassungslos mit ansah, die bitteren Gesichter der Männer, die verzweifelten Gesichter der Frauen, war bedrückt; aber dann half er mit. Es kam ihm gar nicht zum Bewußtsein, was er alles tat. Es gab so viel zu tun. Hier wurden Federbetten und Strohsäcke weggeschleppt, dort das gute Geschirr in Körbe geschichtet. — Das sah nun alles so ganz anders aus, als er es früher in Zeitungen gelesen hatte.
    Ein Mann kam ihm entgegen, der unter der Last eines riesigen Ballens fast zusammenbrach. Es war der Pfarrer. Auch sein Gesicht war ernst, und sein Blick schien weit fort zu sein.
    In einem Zimmer des Schulhauses saßen alte, gebrechliche Leute mit kleinen Kindern und beteten.
    Ein Mann faßte ihn am Ärmel. »Schnell, komm schnell mit mir! In mein Haus rinnt schon das Wasser, und ich habe fast neue Matratzen dort und das Kinderbett. Komm schnell !«
    Max traf auf Hans, der gerade ein wenig verschnaufte, riß ihn mit sich, und dann rannten sie zu dritt über die Felder, die bereits unter Wasser standen, auf das Haus zu. Auch auf dem Fußboden des Hauses stand bereits das Wasser. Schnell hoben sie die Matratzen aus den Betten. Max räumte fast den ganzen Inhalt des Wäschekastens in das Kinderbett. Der kleine Mann, es war der Schuhmacher von St. Georgen, gab noch Werkzeug dazu, holte einige Ballen Leder aus einer Kammer und verschnürte alles. Dann schleppten sie die Last hinaus.
    Hans und Max trugen das schwer beladene Kinderbett, hinter ihnen keuchte der Mann.
    Als die gefährdeten Häuser geräumt waren, gab es eine kurze Ruhepause.
    Immerfroh versammelte kurz seine Buben um sich und freute sich, daß sie nach neuer Arbeit fragten.
    Der Pfarrer kam über die Straße, mit langen Stangen über der Schulter.
    »Holt euch auch welche vom Spritzenhaus der
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