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Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch
Autoren: Othmar Franz Lang
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gemeint. Immerfroh meinte alles so, wie er es sagte.
    Natürlich kann ich zu ihm gehen, sprach Max sich selber Mut zu. Und ich werde ihn um strengste Diskretion bitten. Auch das hatte Max aus einem Buch. Wenn aber Immerfroh zu Hause nun doch anders war als in der Schule? Wenn er die Tür aufmachte und sagte: »Wie, du willst mich sprechen ? Komm morgen in die Schule und sag es mir dort! Zu Hause will ich meine Ruhe haben !« Das mußte natürlich alles überlegt werden. Es war ja wirklich nicht so einfach. — Sorgen machte einem dieser Georg!
    Hier war nun Ulmengasse 19, das Haus, in dem der Lehrer wohnte. Ein nettes Haus, einstöckig, mit einem kleinen Vorgarten. Alle Fenster waren sauber und blank. Zu dumm, es war gar nicht so leicht, auf den weißen Knopf neben dem Gartenpförtchen zu drücken.
    »Nun, was tust du hier ?« Es war der Lehrer. Er kam auf das Gartenpförtchen zu. »Willst du zu mir ?« fragte er Max, der noch immer nicht geantwortet hatte.
    »Ich möchte, das heißt...« Max räusperte sich, schluckte ein paarmal und sagte: »Ja, bitte, wenn es gestattet ist .«
    »Dann hereinspaziert!« Immerfroh öffnete das Gartenpförtchen.
    Im Vorzimmer schoß plötzlich eine ältere Frau aus einer Tür.
    »Hat der Bengel sich auch seine Schuhe abgestreift ?« fragte sie unfreundlich.
    »Natürlich, das hat er, Frau Grimm«, sagte der Lehrer beruhigend. »Übrigens, das ist Max Reitermeier, ein Schüler meiner Klasse, und das ist Frau Grimm, Max .« Max hielt der Frau seine Hand hin, sie übersah das aber. Seine ungeputzten Schuhe übersah sie nicht.
    »Kommt er in die Schule auch mit ungeputzten Schuhen ?« fragte sie spitz.
    »Nein«, sagte Immerfroh, »in der Schule ist er immer sauber .«
    Max wurde rot.
    »Komm«, sagte der Lehrer und öffnete eine Tür. »Das hier ist meine Klause .«
    Max trat zögernd ein. Das war eine Bude! So hätte er auch wohnen mögen. Rechts in der Ecke stand ein niederes Bett. Neben dem Bett stand eine Truhe aus altersgrauem Holz. Vom Fußende des Bettes bis zur Fensterwand ragte ein Bücherregal bis an die Decke hinauf. Vor dem Fenster stand ein einfacher, großer Tisch. Er war mit Papierstößen, Heften und Büchern bedeckt. In der Ecke links vom Fenster stand eine Sandsteinfigur, fast so groß wie Max. An den Wänden gab es viele Bilder. Manche waren darunter, die ihm bekannt vorkamen.
    »Oh«, sagte Max begeistert, »die vielen Bücher !«
    »Gefallen sie dir ?«
    »Sehr. Haben Sie die alle gelesen ?«
    Immerfroh nickte. »Willst du nicht Platz nehmen ?« fragte er und wies auf einen Stuhl neben dem Arbeitstisch. »Danke«, sagte Max und blieb stehen. Wie sollte er nun anfangen? Anfängen war immer das Schwerste.
    »Nun? Was führt dich zu mir ?«
    Wenn ich sage, ein Menschenleben steht auf dem Spiel, erschrickt er, dachte Max. Und wenn ich sage, daß Georg verschwunden ist und daß wir ihn suchen, wird er fragen, wieso er verschwunden ist. Dann muß ich sagen, wir haben gerauft — und warum wir gerauft haben...
    »Ich bin spazierengegangen «, sagte Max.
    »So?« Immerfroh nickte.
    »Und da kam ich in die Ulmengasse — und da...« Weiter kam Max nicht. Ich muß es anders versuchen, dachte er. Er gab sich einen Ruck und stellte sich dicht vor Immerfroh hin.
    »Herr Immerfroh«, Max räusperte sich, weil er plötzlich überhaupt keine Stimme hatte. »Ich bitte Sie um ein >Gentlemen’s Agreement< !«
    Immerfroh verbiß ein Lächeln. »Wie meinst du das ?« fragte er.
    »Ich meine, ich muß, ich werde...« Max stand der Schweiß auf der Stirn. »Es ist so schwer«, begann er wieder, »nämlich — die Erwachsenen, die nehmen uns ja nicht ernst, die meinen immer, daß...«
    »Ich denke, daß ich euch immer ernst genommen habe, aber wenn ich es einmal nicht getan haben sollte, dann sag es mir ruhig .«
    »Nicht Sie, Sie sind sowieso all right, oh, entschuldigen Sie, das fuhr mir nur so heraus, Hans sagt es immer...« Max wußte wieder nicht weiter. Er stand da, starrte auf den Tisch und hatte die Hände im Hosenstoff verkrampft.
    »Ich glaube, so kommen wir nicht weiter«, sagte Immerfroh. »Wir werden es anders versuchen. Wir beide müssen einander doch verstehen .«
    Max atmete auf. »Das meine ich ja«, sagte er ziemlich kleinlaut.
    »Also. Du bist doch nicht rein zufällig unten vor dem Haus gestanden ?«
    »Nein.«
    »Du wolltest also zu mir .«
    »Ja.«
    »Wolltest mir wahrscheinlich etwas Wichtiges anvertrauen ?«
    »Ja, das wollte ich .«
    »Hm, und du meinst, daß ich
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