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Zellen fahren gerne Fahrrad

Zellen fahren gerne Fahrrad

Titel: Zellen fahren gerne Fahrrad
Autoren: Martin Halle
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Das ist der arteriosklerotische Plaque.
    Ist die Kapsel dünn und reißt ein, lagern sich in Millisekunden Blutplättchen an, formen sich zu Gerinnseln und verschließen das Gefäß. Die Blutversorgung ist akut gestoppt. Am Herz heißt das: Herzinfarkt. Am Gehirn bedeutet das Gehirnschlag oder auch Schlaganfall. I

    Eine Wohlstandskrankheit
    Die Arteriosklerose hat sich mit dem Wohlstand in den Industrienationen ausgebreitet. Spielten degenerative Gefäßveränderungen mit Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall noch bis zum Zweiten Weltkrieg eine sehr untergeordnete Rolle, so hat sich die Krankheit seit Beginn des Wirtschaftswunders in den Fünfzigerjahren zu einem Problem für den Großteil der Bevölkerung entwickelt.
    So unglaublich es klingt: Mehr als die Hälfte der Deutschen haben deutlich verkalkte Gefäße, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen und die Organe unnötig früh altern lassen.
    Auch hier gilt: Sind die Gefäße am Herzen verengt, wird dieses in seiner Pumpleistung bedrohlich eingeschränkt, und es entwickelt sich eine Herzmuskelschwäche, die sogenannte Herzinsuffizienz. Sind darüber hinaus die Gefäße, die für die Versorgung des Gehirns verantwortlich sind, verengt, kommt es auch dort zu Fehlfunktionen mit Schwindelgefühl, Schlaganfällen oder Demenz.
    Bild 8
    Wir altern über unsere Gefäße
    Der umgangssprachliche Begriff »Durchblutungsstörung« bezeichnet treffender als jeder medizinische Fachbegriff die Folgen einer Arteriosklerose. Deshalb lautet die zentrale Botschaft der Herz-Kreislauf-Wissenschaft der letzten Jahrzehnte: »Der Mensch altert über seine Gefäße.«
    Der Zustand des Gefäßsystems spiegelt demnach den Verschleiß- und Abnutzungszustand des Körpers exakt wider.
    Wie bei einem Auto, das von außen betrachtet angerostet, verkratzt und eingebeult sein kann, aber unter der Kühlerhaube einen optimal gewarteten Motor mit einem entsprechend intakten Leitungssystem verbergen kann, spiegelt auch der innere Zustand des Herz-Kreislauf-Systems das leistungsfähige, biologische Alter wider. Wie dieses System funktioniert, wie es jung bleiben kann und wie sich die Alterungsfaktoren negativ auswirken, soll im Folgenden beschrieben werden.

Bild 75
Jungbrunnen E-Faktor
    Eine zentrale Rolle bei den diversen Alterungsprozessen nimmt der E-Faktor ein. Das »E« steht dabei für »Endothel«, die Gefäßinnenschicht. Der gesamte Energiestoffwechsel läuft über diese Gefäßinnenschicht, die sogenannte Endothelschicht, ab.

    Die Verleihung des Nobelpreises an das amerikanische Wissenschaftlertrio Robert F. Furchgott, Louis J. Ignarro und Ferid Murad im Jahr 1998 war eine besondere Auszeichnung für eine bahnbrechende Entdeckung in der Herz- und Gefäßmedizin, die viele Forschungsfelder bis heute befördern konnte. Die in wissenschaftlichen Zeitschriften stetig ansteigenden Zahlen an Publikationen verdeutlichen dies (vgl. Abb).
    Dabei geht es um einen ganz einfachen Stoff, eine von seiner chemischen Struktur her ganz simple Verbindung, nämlich NO, die aus Stickstoff (N) und einem Sauerstoffmolekül (O) besteht und die – und das ist die Sensation – sämtliche physiologische Vorgänge im Körper, insbesondere innerhalb des Gefäßsystems, substanziell beeinflusst.
    Eine bahnbrechende Entdeckung
    Der Amerikaner Robert F. Furchgott, Professor für Pharmakologie, der sich bei seinen Forschungen ursprünglich mit der Wirkung von Medikamenten auf Blutgefäße beschäftigte, war bereits in den Achtzigerjahren der Frage nachgegangen, welche Ursachen dafür verantwortlich sind, dass sich Blutgefäße generell weiten und enger stellen.
    In der Wissenschaft war zu diesem Zeitpunkt bereits einiges über die Arteriosklerose bekannt. Man wusste, dass die ersten Anzeichen dieses Prozesses sich durch das Nachlassen der Elastizität und eine eingeschränkte Entspannungsfähigkeit der Arterien ankündigen. Einblicke in diese Mechanismen der Gefäßreaktion sollten dazu beitragen, die molekularen und funktionellen Vorgänge bei der Entstehung der Arteriosklerose zu entschlüsseln. Man tappte allerdings noch in vielerlei Hinsicht im Dunkeln.
    Das Nobelpreis-Experiment
    Robert F. Furchgott entdeckte mit seiner Forschergruppe in einer Versuchsanordnung mit Tieren, dass Vorgänge in einem gesunden Gefäß über einen Botenstoff im Blut, das Acetylcholin, ausgelöst werden. Das ist ein überall im Körper vorkommendes Nervenhormon, ein Neurotransmitter. Dieser Effekt tritt aber nur dann ein, so
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