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Zellen fahren gerne Fahrrad

Zellen fahren gerne Fahrrad

Titel: Zellen fahren gerne Fahrrad
Autoren: Martin Halle
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polygonalen, also vieleckigen, E-Zellen bilden eine glatte Zellschicht, die das Gefäßsystem komplett auskleidet. Ähnlich wie ein Stein, der einen Hang hinabrollt, »rollen« die festen Blutbestandteile, die Zellen, die in direktem Kontakt mit der Endothelschicht stehen, an dieser Endothelschicht entlang (vgl. Abb.). Dabei bewegen sie sich deutlich langsamer als die eigentliche Strömungsgeschwindigkeit des Blutes.
    Ist die E-Zellen-Schicht glatt und damit gesund, bieten sich den vorbeirollenden Zellen wenige Möglichkeiten, sich anzuheften. Auf diese Weise bleibt auch die Gefahr der Cholesterinablagerung und Einwanderung von Entzündungszellen gering.
    Rauchen macht rau
    Mit fortschreitendem Alterungsprozess zeigt sich eine langsam fortschreitende Aufrauung dieser ursprünglich glatten Schicht. Das ist ganz normal, ein natürlicher Alterungsvorgang, der aber nur langsam fortschreitet.
    Er wird allerdings ganz entscheidend durch Stoffwechselprodukte beschleunigt, die bei starkem Rauchen oder durch erhöhte Cholesterin- und Blutzuckerkonzentrationen im Blut entstehen. Sie sind damit Alterungsfaktoren für die Gefäße.
    Gefäßansicht mit rosafarbenem Endothel
    Bild 51
    Barrieren und Filter
    Die Zellmembran jeder einzelnen E-Zelle und ebenso die E-Zellen-Schicht als Ganzes arbeiten hochselektiv. Je nach Art und Form der zu transportierenden Moleküle stehen unterschiedliche Transportsysteme zur Verfügung.
    Man unterscheidet hier zwischen passiven und aktiven Austauschvorgängen.
    Passiver Transport
    Beim passiven Transport werden die zu transportierenden Stoffe ohne Hilfe zwischen den einzelnen Zellen durch die Gefäßwand hindurchgeschleust. Diese superschmalen Durchgänge ermöglichen nur solchen Stoffen die Gefäßwand zu passieren, die aufgrund ihrer Form und Größe durch die engen Zwischenräume passen.
    Man spricht in diesem Zusammenhang von Diffusion (aus dem Lateinischen: »Ausbreitung«). Diffusionsvorgänge beruhen in der Regel auf dem Ausgleich von Konzentrationsunterschieden. Im Vergleich zu den aktiven Transportvorgängen wird dabei keine Energie benötigt.
    Aktiver Transport
    Im Vergleich zum passiven erreicht der aktive Transport eine hohe Selektivität und Spezifizität beim Stoffaustausch, das heißt, nur das, was durchgehen soll, geht auch durch – wie bei der Passkontrolle.
    Die Logistiksysteme für den aktiven Transport befinden sich direkt in den Wänden der E-Zellen, in einer sogenannten Doppel-Lipid-Membran. Diese fetthaltige, geschmeidige Fettdoppelschicht verleiht der intakten Wand ihre charakteristische Elastizität. Man kann sich die Schicht daher wie eine gut geölte Gummifolie vorstellen, die dafür sorgt, dass sich das Gefäß bei Bedarf entsprechend ausdehnen kann.
    Der Zustand dieser Doppel-Lipid-Wand ist nicht nur physikalisch, also von seiner Struktur, für den Funktionszustand der Zelle verantwortlich. Sie hat auch chemisch maßgeblichen Einfluss darauf, wie die Gene der betreffenden Körperzelle abgelesen werden und ist damit verantwortlich für deren allgemeine Funktion.
    Aktiver Transport kann prinzipiell über elektrische, chemische oder mechanische
Signale gesteuert werden. Dafür nehmen hoch spezialisierte Rezeptoren der E-Zelle Signale sowohl aus dem Blut als auch aus dem Zellmilieu auf und öffnen daraufhin ihre Transportschächte. Über mikroskopisch kleine verwobene Schlauchsysteme mit feinsten Poren, netzförmigen Röhren und Kanalsystemen verläuft der Stoffaustausch über unterschiedlichste Transportmedien, die ihre Logistik je nach Bedarf sowohl beschleunigen als auch verlangsamen können.
    Störanfällig
    Noch haben die Molekularbiologen nicht alle Transport- und Austauschsysteme bis ins letzte Detail erforschen können, dennoch lässt sich nachvollziehen, dass eine Schädigung des Endothels das Gleichgewicht dieser fragil-sensiblen Austauschmechanismen gravierend zu stören vermag.
    Defektes Endothel kann die gesunde Selektivität und hohe Präzision des Stoffaustauschs zwischen Blut und Organen nicht mehr gewährleisten, mit der unerfreulichen Konsequenz, dass krankmachende Stoffe und Gifte in die Gefäßwand eindringen und massiven Schaden anrichten, auch weil sie gleichzeitig nur noch eingeschränkt abtransportiert werden können.
    Sensor und Signalgeber
    Neben den genannten Funktionen erfüllt das Endothel auch aktiv als Sensor und Signalgeber wichtige Aufgaben. Dafür bildet die E-Zelle selbst Rezeptoren, die wie feine Fangarme krakenartig in den Blutstrom
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