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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe
Autoren: Stephen Baxter
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zerfallenen
    Bibliotheken, meine Aufmerksamkeit erregt! Es war wie ein großes Schiff aus der Vergangenheit, dessen Rumpf an der Klippe der Zeit zerschellt war; und auch ich war ein Gestrandeter aus jener Zeit, ein Robinson Crusoe der Antike.
    Ich wiederholte und intensivierte meine Erkundung der großen Hallen und
    Kammern des Palastes. Ich richtete mir in dieser Halle der Mineralogie, die ich schon bei meinem ersten Besuch gefunden hatte, eine Basis ein. Sie verfügte über einen guterhaltenen, aber wertlosen Bestand an Mineralien, und das in einer Vielfalt, wie ich es noch nie gesehen hatte. Diese Kammer ist etwas kleiner als die meisten anderen und konnte daher um so leichter gesichert werden. Und als ich überall den Staub entfernt und ein Feuer angezündet hatte, wirkte sie fast heimelig auf mich. In der Zwischenzeit hatte ich die ramponierten Türen repariert und die Bre-schen in den alten Mauern gestopft und meinen Stützpunkt auf einige angrenzende Hallen erweitert. Als ich die Galerie der Paläontologie mit ihrem großen und nutzlosen Skelett eines Brontosaurus besichtigte, stieß ich auf einen Haufen Knochen, die offensichtlich von den verspielten Eloi umgeworfen und auf dem Boden verstreut worden waren. Zunächst sagten mir diese Knochen nichts; als ich dann jedoch die Skelette grob zusammensetzte, vermutete ich, daß sie von einem Pferd, einer Kuh und wahrscheinlich von einem Fuchs stammten – kurz gesagt, hierbei handelte es sich um die letzten Relikte der Tiere meines eigenen, untergegangenen Englands. Aber die Knochen waren zu verstreut und zerbrochen und meine Ana-tomiekenntnisse zu schlecht, als daß ich eine sichere Identifikation hätte durchführen können.
    Ebenfalls habe ich wieder diese schwach beleuchtete und abschüssige Galerie mit den dräuenden Leibern großer Maschinen aufgesucht, denn von hier bezog ich
    improvisierte Werkzeuge aller Art – und nicht nur Waffen, wie ich es anfangs getan hatte. Ich verbrachte einige Zeit mit der Maschine, die wie ein elektrischer Dynamo aussah, denn ihr Zustand war nicht so desolat, daß man sie nur hätte anschauen können, und ich phantasierte schon davon, sie wieder zu aktivieren und Strom für die zerbrochenen Lampen zu erzeugen, die an der Decke dieser Kammer hingen. Ich überlegte, daß dieses Auflodern elektrischen Lichts und das Geräusch des Dynamos den Morlocks das Wiederkommen wohl gründlich verleiden würde!
    – aber ich hatte weder Treib-noch Schmierstoffe zur Verfügung, und außerdem sind die kleinen Teile der Maschine festgefressen und korrodiert, und so legte ich dieses Projekt ad acta.
    Im Verlauf meiner Erkundung des Palastes stieß ich auf ein neues Exponat, das meine Neugier weckte. Es befand sich in der Nähe der Galerie mit dem Modell
    einer Zinnmine, das ich mir zuvor angeschaut hatte, und es wirkte wie das Modell einer Stadt. Dieses Ausstellungsstück war sehr detailliert und so groß, daß es fast die ganze Fläche der Kammer bedeckte, und das ganze Arrangement war durch
    eine gläserne Pyramide geschützt, von der ich den Staub von Jahrhunderten weg-wischen mußte, um überhaupt etwas sehen zu können.
    Diese Stadt war offensichtlich weit in meiner eigenen Zukunft entworfen worden, doch das Modell war seinerseits schon wieder so alt, daß seine einst leuchtenden Farben vom staubgefilterten Sonnenlicht dieses sonnigen Zeitalters ausgebleicht worden waren. Ich stellte mir vor, daß dieses Modell ein zukünftiges London zeigte, denn ich sah, daß das charakteristische Profil der Themse durch ein gläsernes Band symbolisiert wurde, das sich durch den Mittelpunkt des Exponats schlängelte. Aber es war ein London, das sich stark von der Stadt meiner Zeit unterschied. Es wurde von sieben oder acht großen Glaspalästen dominiert – wenn Sie sich den Kristallpalast deutlich vergrößert und mehrmals kopiert vorstellen, kommt das dem Bild ziemlich nahe –, und diese Paläste wurden durch eine Art
    gläserner Haut verbunden, die sich über die ganze Stadt spannte. Der Anblick hatte nichts von der düsteren Londoner Kuppel des Jahres 1938 an sich, denn dieses riesige Dach hatte offensichtlich den Zweck, das Sonnenlicht einzufangen und zu verstärken, und Bänder elektrischer Lampen zogen sich über die Stadt – obwohl keine dieser stecknadelkopfgroßen Glühbirnen dieses Modells mehr funktionierte.
    Das Dach wurde von einem Wald riesiger Windmühlen bestanden – die Flügel
    drehten sich jedoch nicht mehr – und große
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