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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
Autoren: Gregory Benford
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auf den Müll warf? Am Ende musste sich Edward Teller einschalten, um die Veröffentlichung durchzusetzen.
    Die Faszination des Autors für Tachyonen zeigte sich abermals in einer Kurzgeschichte, »3:02 P.M., Oxford«, die im September 1970 in If erschien, und dann wieder 1975 in »Cambridge, 1:58 A.M.« (in der Anthologie »Epoch«, herausgegeben von Robert Silverberg und Roger Elwood). Die Erzählung zitierte einen wesentlichen Abschnitt aus dem Artikel in der Physical Review , und etliche von den Figuren, die schließlich den Roman bevölkerten, tauchten hier zum ersten Mal auf.
    Doch der Autor war damit nicht zufrieden. Es blieb zu viel Terrain zu erkunden. Die dramatischen Möglichkeiten, die der theoretischen Existenz von Tachyonen innewohnen, trafen sich mit seinem Interesse, Wissenschaftler bei der Arbeit auf die Bühne zu bringen. Und dieser Beharrlichkeit verdanken wir einen der großen Science-Fiction-Romane.
    Er zog alle Register. Er schuf eine Handlung, die Wissenschaftler bei der Arbeit an einem ausgefallenen Konzept zeigt, und er vermittelte dem Leser ihre Sicht. Er schilderte ihr Leben, wie sie denken, wie die Arbeit alles beeinflusst, was sie tun, und schließlich zeigte er uns, was ihnen wirklich wichtig ist. Und vielleicht am schwersten: Wie es sich anfühlt, Erfolg zu haben. Etwas völlig Neues zu entdecken.
     
    Es dauerte vier Jahre, bis »Zeitschaft« vollendet war. Benford erhielt Unterstützung von seiner Schwägerin Hilary, die Wesentliches zu den Cambridge-Abschnitten des Buches beitrug.
    Das Tachyonen-Konzept, muss angemerkt werden, ist allerdings nicht nur eine Laune. Ein australisches Experiment mit kosmischer Strahlung im Jahre 1972 meldete die Beobachtung von Teilchen, die sich mit etwa doppelter Lichtgeschwindigkeit bewegten. Die Beobachtung ist niemals bestätigt worden. Doch sie lieferte dem Autor eine spekulative Grundlage: Was, wenn sie zuträfe? Was würden Physiker daraus machen? Meine erste Reaktion wäre gewesen, die Physik zu verwirren – was in meinem Fall nicht schwer wäre – und zu behaupten, es sei möglich geworden, eine Zeitmaschine zu bauen. Aber Benford verfügte schon damals über genug Kenntnisse, um zu wissen, dass das Unsinn war.
    Er wählte einen spannenderen Weg. Ein aktiver Physiker, wusste er, würde zunächst einmal die Ideen erproben. Und er würde Paradoxe betrachten. Eins nach dem anderen.
    1979 war der Roman fertig und konnte einem Verlag angeboten werden. Doch Benford hatte Bedenken. Die Handlung enthielt wenig von der atemberaubenden Action und gar nichts von den Spannungseffekten, an die sich die Leser gewöhnt hatten. Es gab kein geheimnisvolles Schiff, das durch die Weiten des Sonnensystems kreuzt, keine marsianischen Artefakte, keine untergegangene Zivilisation, keine entsetzlichen Außerirdischen kurz vor der Invasion. Stattdessen versuchen zwei Teams von Wissenschaftlern, eins 1998 in Cambridge, das andere 1962/63 an der University of California in La Jolla, einige quälende Problemen zu lösen, von denen der Leser weiß, dass sie zusammenhängen.
    Benford hielt den Roman für zu komplex, angefüllt mit Diskussionen und philosophischen Doppeldeutigkeiten. Außerdem – wer würde sich wirklich dafür interessieren, Physikern bei der Arbeit zuzuschauen?
    Wie sich zeigte, fast jeder. »Zeitschaft« wurde von den Kritikern enthusiastisch begrüßt und gewann sowohl den Nebula als auch den John W. Campbell Memorial Award. Die Hardcover-Ausgabe verkaufte sich praktisch über Nacht, und der Roman hat eine Reihe von Taschenbuchausgaben erlebt. In dem Vierteljahrhundert seit seinem ersten Erscheinen ist er regelmäßig wiederaufgelegt worden.
     
    Benford hat eine beständige Leidenschaft für »harte« Science Fiction, jenen Zweig des Genres, der davon handelt, was möglich ist. Wenn Sie auf Elfen und Drachen aus sind, auf sexuelle Begegnungen zwischen Menschen und Außerirdischen oder auf allmächtige Zauberer, sollten Sie sich wohl lieber etwas anderem zuwenden. Wohin führt uns die Technik? Welche Lebensformen – wenn überhaupt – könnten wir im Weltraum finden? Könnten sich Computer zu etwas entwickeln, das letzten Endes unser Überleben bedroht? Das sind die Fragen, denen er nachgeht.
    Was dazu führt, dass seine Romane keine hübsch eingewickelten Päckchen darstellen. Wenn wir die Auflösung erreichen, dann haben wir nicht das Gefühl, alles sei wohlgeordnet. Es bleibt immer etwas offen, weil es zu viel gibt, was wir nicht wissen. Es ist
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