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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie
Autoren: Jack McDevitt
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und Verwandte an. »Tut mir leid, das mit deinem Dad.« »Das kommt alles wieder in Ordnung.« »Sag uns Bescheid, wenn wir irgendetwas tun können.«
    Bei solchen Gelegenheiten wusste grundsätzlich niemand, was er sagen sollte. In gewisser Weise war das noch schwieriger, als wenn sein Vater gestorben wäre. Selbst Shels alter Freund Dave Dryden gab zu, dass er einfach keine Worte fand.
    Dave war ein großer, unbekümmerter Bursche, den er bereits seit der Kindheit kannte. Während Shel im Highschoolteam Baseball gespielt hatte, hatte sich Dave, der schon da etwa einsdreiundneunzig groß gewesen war, strikt auf Diskussionen und Schachrunden konzentriert. Trotzdem hatte die Chemie zwischen ihnen gestimmt, und sie hatten ihre Freundschaft noch gepflegt, als die meisten anderen Leute aus dieser Zeit längst auseinandergegangen waren. Als Shel an dem Punkt angelangt war, an dem er einfach mit jemandem reden musste, hatte er sich automatisch an Dave gewandt.
    Am Freitagabend trafen sie sich in Lenny Pound's Bar and Grill. Dave mit seinem roten Haar und den grünen Augen war der größte Mensch im ganzen Lokal. Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines geborenen Sportlers und war auch noch Linkshänder. Derzeit lehrte er Sprachen und klassische Literatur an der Penn. »Ein vergeudetes Leben«, hatte Shel zu ihm gesagt. »Du hättest für die Phillies spielen können.«
    Der Auftritt des FBI faszinierte Dave. »An welcher Art Projekt hat dein Vater mitgearbeitet?«
    Shel zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Darüber hat er nie gesprochen.«
    »Du meinst, er hat sich gedacht, du würdest es eh nicht verstehen.«
    »Vermutlich.«
    Freitagabends war es bei Lenny stets laut, und dieser Abend bildete keine Ausnahme. Man musste brüllen, um sich Gehör zu verschaffen. Das war nicht der Ort, den Shel für ein ruhiges Gespräch ausgewählt hätte, aber sie hatten sich angewöhnt hierherzukommen, weil der Laden viele Frauen anzog. Die Musikanlage dröhnte vor sich hin, und die Konversation spielte sich bei etwa tausend Dezibel ab.
    Aber es gab so oder so nicht viel zu sagen. Niemand hatte irgendwelche Fortschritte hinsichtlich der Suche gemeldet. Das FBI hatte sich für die verschlossenen Türen interessiert, war jedoch zu dem Schluss gekommen, dass Shels Vater an was immer geschehen sein mochte beteiligt gewesen war.
    Schließlich wechselten sie im beiderseitigen Einvernehmen das Thema. »Wirst du nächste Woche trotzdem zu der Aufführung gehen, Shel?«
    Das hatte er vergessen. Sie gehörten beide den Devil's Disciples an, einer Gruppe von Theaterliebhabern. Shel mochte das Theater, aber das war nicht der Grund, warum er sich der Gruppe angeschlossen hatte. Die Mitgliedschaft bei den Disciples zog aus Gründen, die sich seinem Verständnis entzogen, eine unmäßige Anzahl hübscher junger Frauen an. Am Dienstagabend würden sie Helden sehen, und Shel hatte noch nie ein Stück von Shaw gesehen, das ihm nicht gefallen hätte. Aber das schien gerade nicht der richtige Zeitpunkt zu sein. »Ich denke, ich passe, Dave.«
    Dave reagierte mit Missfallen. »Du kannst doch eigentlich gar nichts tun, Shel. Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, die ganze Nacht in deiner Wohnung herumzusitzen.«
    Samstagmorgen brachten die Medien Einzelheiten zu dem Verschwinden. Sie betonten vor allem den Umstand, dass es schien, als habe es keine Möglichkeit für Michael Shelborne gegeben, das Haus zu verlassen. Binnen Stunden hatten die Online-News einen geistesgestörten Physiker aufgetrieben, der etwas von Vakuumfluktuationen erzählte und behauptete, die Regierung unterhielte ein Geheimprojekt, dessen Umsetzung dazu führen könne, dass jemand einfach in eine andere Dimension hinüberträte. »Wenn es wirklich das ist, was passiert ist«, sagte er im Zuge eines Interviews bei Widescope, »dann werden wir ihn vermutlich nie wiedersehen.«
    Später im Zuge derselben Befragung sagte er, das Experiment, so es denn tatsächlich stattfände, könnte zu einer Raum-Zeit-Diskontinuität führen.
    "Ist das gefährlich?«, wollte der Reporter wissen.
    Der Physiker kicherte. »Wir könnten New Jersey verlieren«, sagte er todernst.
    Die Geschichte schaffte es auf die Titelseiten. Das führte zu weiteren Sendungen und schließlich zu einer bundesweiten Berichterstattung. Ein neues Gerücht breitete sich aus, demzufolge Shelborne an einem Gerät gearbeitet habe, das seinen Nutzer unsichtbar machen könne. Die diversen Sendergruppen holten mehr
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