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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit
Autoren: Philip K. Dick
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seinem Gesicht gesehen, als er den Artikel las. Er erinnert sich.«
»Ja«, sagte Ragle. »Ich erinnere mich.« »Weshalb wolltest du überlaufen?« sagte Vic. »Weil sie im Recht sind«, sagte Ragle. »Und die Isolationisten im Unrecht.«
»Das ist der Grund«, sagte Mrs. Keitelbein.
    Als Margo die Tür öffnete und Bill Black vor sich sah, sagte sie: »Sie sind nicht hier. Sie sind im Supermarkt und machen schnell Inventur. Eine überraschende Buchprüfung.«
»Kann ich trotzdem reinkommen«, sagte Black.
Sie ließ ihn eintreten. Er schloß die Tür hinter sich.
»Ich weiß, daß sie nicht hier sind«, sagte er dumpf. »Aber sie sind auch nicht im Supermarkt.«
»Da habe ich sie zuletzt gesehen«, sagte sie, weil sie ungern log. »Und das haben sie mir gesagt.« Das soll ich sagen, dachte sie.
»Sie sind draußen«, sagte Black. »Wir haben den Fahrer des Lastzugs gefunden. Sie haben ihn nach etwa hundert Meilen aussteigen lassen.«
»Woher wissen Sie das?« fragte sie, dann stieg in ihr die Wut auf ihn hoch. Ein beinahe hysterischer Groll. Sie begriff nicht, aber sie hatte einen guten Einfall. »Sie mit Ihrer Lasagne«, sagte sie erstickt. »Kommen her und spionieren, treiben sich die ganze Zeit bei ihm herum. Schicken Ihr Weibsbild herüber, damit sie ihn geil macht.«
»Sie ist nicht meine Frau«, sagte er. »Man hat sie eingeteilt, weil ich eine entsprechende Umgebung brauche.«
Um sie drehte sich alles.
»Weiß sie Bescheid?«
»Nein.«
»Wenigstens etwas«, sagte Margo. »Was nun?« fragte sie. »Sie können nicht dastehen und feixen, weil Sie wissen, worum es geht.«
»Ich feixe nicht«, sagte Black. »Ich überlege mir nur, daß ich in dem Augenblick, als ich Gelegenheit hatte, ihn zurückzuholen, für mich dachte: Das müssen die Kesselmans sein. Es sind dieselben Leute. Eine reine Namensverwechslung. Ich möchte wissen, wer sich das hat einfallen lassen. Mit Namen war ich nie sehr gut. Vielleicht hat man das erfahren. Aber wenn man sich um sechzehnhundert Namen kümmern und darauf achten muß ...«
»Sechzehnhundert«, sagte sie. »Was heißt das?« Ein Gefühl für die Endlichkeit der Welt ringsum. Die Straßen und Häuser und Läden und Autos und Leute. Sechzehnhundert Leute, mitten auf einer Bühne. Umgeben von Kulissen, von Mobiliar, Küchen zum Kochen, Autos zum Fahren, Essen zum Zubereiten. Und dann hinter den Requisiten die bemalte Rückwand. Gemalte Häuser im Hintergrund. Gemalte Leute. Gemalte Straßen. Geräusche aus Lautsprechern in der Wand. Sammy allein in einem Klassenzimmer, der einzige Schüler. Und selbst der Lehrer nicht echt. Nur eine Reihe von Tonbändern, die für ihn abgespielt wurden.
»Erfahren wir, wozu das alles gut sein soll?« sagte sie.
»Er weiß es. Ragle weiß es.«
»Deshalb haben wir keine Radios.«
»Da hättet ihr etwas erfahren können.«
»Wir haben etwas erfahren«, sagte sie. »Über Sie.«
Er schnitt eine Grimasse.
»Es war eine Frage der Zeit. Früher oder später.«
»Aber es kam jemand daher«, sagte Margo.
»Ja. Noch zwei Leute. Wir haben heute einen Trupp zu dem Haus geschickt – zu dem an der Ecke –, aber sie sind fort. Niemand da. Die Modelle haben sie alle stehenlassen. Sie haben ihm eine Lektion in Zivilverteidigung erteilt. Bis zur Gegenwart.«
»Wenn Sie sonst nichts zu sagen haben, möchte ich, daß Sie gehen«, sagte sie.
»Ich bleibe hier. Die ganze Nacht. Er entschließt sich vielleicht zurückzukommen. Ich dachte, es wäre Ihnen lieber, wenn Junie nicht mitkommt. Ich kann hier im Wohnzimmer schlafen; dann sehe ich ihn, falls er auftaucht.« Er öffnete die Haustür und griff nach einem kleinen Koffer. »Zahnbürste, Schlafanzug, ein paar persönliche Dinge«, sagte er tonlos.
»Sie sind in Schwierigkeiten, nicht?«
»Sie auch«, sagte Black. Er stellte den Koffer auf einen Stuhl, öffnete ihn und legte seine Sachen heraus.
»Wer sind Sie?« sagte sie. »Wenn Sie nicht ›Bill Black‹ sind.«
»Ich bin Bill Black, Major William Black, US-Strategieausschuß, westlicher Kriegsschauplatz. Ursprünglich habe ich mit Ragle zusammengearbeitet und Raketenangriffe vorausberechnet. In mancher Beziehung bin ich sein Schüler.«
»Sie arbeiten also nicht bei der Stadt. Beim Wasserwerk.«
Die Tür ging auf, und Junie Black stand vor ihnen, im Mantel, eine Uhr in der Hand. Ihr Gesicht war angeschwollen und gerötet; offensichtlich hatte sie geweint.
»Du hast deinen Wecker vergessen«, sagte sie und hielt Black die Uhr hin. »Weshalb bleibst du heute nacht
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