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ZEITLOS - Band 3 (German Edition)

ZEITLOS - Band 3 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
Autoren: Edward Finnings
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Anlegen der Kette war ihr das angenehme Tragegefühl aufgefallen. Doch erst nach der Transformation sah sie sich getrieben, sich ausführlicher mit den platonischen Körperformen zu befassen, zu denen ihr Bergkristall zählte. Es gab fünf Körper dieser höchstmöglichen Symmetrie, dazu zählten
     
        * Tetraeder (Vierflächner aus vier Dreiecken)
        * Hexaeder (Sechsflächner aus sechs Quadraten)
        * Oktaeder (Achtflächner aus acht Dreiecken)
        * Dodekaeder (Zwölfflächner aus zwölf Fünfecken)
        * Ikosaeder (Zwanzigflächner aus zwanzig Dreiecken)
     
    Bei den Römern und Kelten hatten diese Formen religiöse oder auch nur rituelle Bedeutung, auch bei den Anthroposophen kam ihnen eine Bedeutung im Hinblick auf die geistig/ätherische Entwicklung des Persönlichkeitspotenzials zu. Die Körper standen auch für die vier Elemente, dabei fiel dem Dodekaeder die besondere Rolle zu, für das von einigen philosophischen Schulen eingeführte fünfte, dem Kosmischen Element, zu stehen.
       All dies Wissen hatte sie aus Büchern der Berliner Universitätsbibliothek zusammengetragen, die ihr zur Verfügung standen, seit sie für die Humboldt-Universität arbeitete. Warum nun ausgerechnet ihr Stein so außerordentliche Wirkungen zeigte, andere mit ähnlicher Form jedoch nicht, hatte sie sehr schnell herausgefunden, indem sie ihren Stein vermaß. Er war perfekt gearbeitet; alle Flächen und Winkel stimmten bis aufs Tausendstel - das konnte nicht durch normale Handarbeit entstanden sein, denn Bergkristalle besaßen eine sechseckige Grundform, bei der es unter normalen Umständen unmöglich war, mit derartiger Präzision fünfeckige Grenzflächen zu schleifen!
        Die Transparenz des Bergkristalls war von außerordentlicher Güte. Außerdem war ihr bei ihren heimlichen Untersuchungen aufgefallen, dass unter einem bestimmten Winkel durch den Kelch der Lotusblüte einfallendes Sinta-Licht den Quarz etwas verbog - nicht viel, aber doch deutlich messbar - was sie an den, in der Physik bekannten, inversen Piezo-Effekt denken ließ.
       Bei diesem wurde die Verbiegung eines Siliziumkristalls mittels Anlegen einer elektrischen Spannung erzeugt. Das funktionierte auch in umgekehrter Richtung: Verbog man den Kristall mechanisch, so erzeugte er eine elektrische Spannung. Nach diesem Prinzip funktionierten die im vorigen Jahrhundert noch gebräuchlichen Schallplattenspieler, deren Abtast-Nadeln die Schwingungen der Schallplattenrille auf Piezo-Kristalle leiteten, die diese in elektrische Impulse verwandelten und auf die Lautsprecher übertrugen.
       Nele ahnte, wusste es fast sicher, dass dieser von ihr entdeckte Sinta-Effekt der Schlüssel zum Verstehen der Dodekaederkraft war. Deren vollen Umfang zu ergründen, hatte sie sich mit Haut und Haaren verschrieben! Nicht etwa, um damit ihre akademische Reputation aufzuwerten, sondern, weil ihr intuitiv klar wurde, welche Möglichkeiten von Macht und Einfluss in der fünften Welt ihr damit offen stehen würden ...  

09. Mai 2022; Montag; 10:00 Uhr/ehemalige MEZ; 5. Welt; Kiel; Universitätsgelände; Audimax
     
     
    Henning Frohnert, immer noch amtierender Präsident der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), sortierte, ein wenig vornüber gebeugt, die Blätter seines Vortragsmanuskripts. Er sah alt aus. Die schlohweißen Haare, die seine Glatze umkränzten, fielen ihm bis auf die Schultern. Den Schnauzbart aus früheren Zeiten hatte er aufgrund einer verlorenen Wette opfern müssen.
       Markus schmunzelte bei der Erinnerung an deren Anlass. Frohnert hatte gewettet, dass es den Fakultäten nicht gelingen würde, innerhalb des gesetzten Zeitraumes zwischen erster und zweiter Reunion nach der Transformation eine Umstrukturierung und Anpassung an die neuen Gegebenheiten der fünften Welt hinzubekommen.
       Es war tatsächlich eng geworden, aber nach genau zwanzig Wochen intensiver Arbeit stand der Plan, und Frohnert ließ sich unter dem Beifall des Auditoriums den Bart abrasieren. Nun stand die Eröffnung der fünften Reunion seit der Transformation an.
       Der Präsident stieg die wenigen Stufen zu seinem Stuhl hinauf und nahm Platz. Das Licht im Saal erlosch, im Fokus eines einzelnen Scheinwerfers sah man nur noch Frohnerts Haupt. Der schloss die Augen und begann. Alle hörten seine Worte in ihren Köpfen als inneres Gespräch:
     
     
    > Liebes Auditorium,
     
    voller Dankbarkeit darf ich unsere heutige Reunion mit der guten Nachricht
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