Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
Autoren: Edward Finnings
Vom Netzwerk:
Komitees und Nachbarschaftsgruppen beschlossen. Sie beteiligten sich, nicht, weil es dafür irgendeine Art von Lohn gegeben hätte, woher auch? sondern einfach, weil die Arbeit getan werden musste und ihnen das gute Gefühl der Mitverantwortung gab. Alle fühlten sich wieder gebraucht.
    Mit der Wiederinbetriebnahme der Windräder wurde es auch möglich, eine gesicherte Wasserversorgung zu gewährleisten. Wasser und Strom waren für das Überleben und die Aufrechterhaltung eines einigermaßen geordneten Miteinanders das Wichtigste. Erst danach rangierten Lebensmittel und Wärme.
    Die wieder einsetzende, wenn auch notdürftige Versorgung mit Elektrizität sorgte für ein Mindestmaß an Normalität. Erste Läden öffneten, hatten aber so gut wie keine Ware, an einen geordneten Nachschub war  noch lange nicht zu denken.
    Immerhin gelang es, bevor es zu Ausschreitungen kam, die Logistiklager einiger Handelsunternehmen vor Plünderungen zu bewahren und stattdessen eine halbwegs geordnete Verteilung der Waren zu bewerkstelligen. Die Unternehmensverantwortlichen waren klug genug, die Lager freizugeben, denn sie ahnten wohl mittlerweile, dass auch das Finanzsystem verloren war und nicht mehr existierte.
    So gab es zunächst auf eilig improvisierten Zuteilungskarten, die von den neu gebildeten Stadtteilkomitees ausgeteilt wurden, nur spärlich das Lebensnotwendigste, aber es reichte, um die ersten Wochen zu bewältigen.
     
    Neuerdings kam auch ein erstes, primitives Postwesen wieder in Gang, weil mehr und mehr Fahrradkuriere ihre Dienste anboten und so Entfernungen bis zu 100 Kilometern überbrückten. Auf diesem Weg erreichte Markus ein Aufruf des Präsidenten der Kieler Universität, sich am 16. Juli zu einer großen Besprechung im Audimax einzufinden.
     
    ***
     
    Im Audimax der CAU (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) ebbte das Stimmengewirr in Windeseile ab, als Henning Frohnert, seines Zeichens amtierender Präsident der Uni, an das Rednerpult trat. Er ließ seinen prüfenden Blick über die Reihen des nicht ganz voll besetzten Hörsaales gleiten, so, als mustere er jedes einzelne Gesicht. Die vorderen Sitzreihen waren für die Professoren und Dozenten freigehalten worden. Der Präsident begann ohne Umschweife die wohl ungewöhnlichste Rede, die dieser Hörsaal je erlebt hatte.
    »Herzlich Willkommen am 57. Tag neuer Zeitrechnung! Wir alle sind Zeitzeuge eines höchst ungewöhnlichen Vorganges, auf den ich gleich näher eingehen werde. Ich sage bewusst ungewöhnlich nicht einzigartig , denn wir alle wissen, dass die Menschheit auch in vergangenen Zeitaltern mehrmals von sehr ungewöhnlichen Ereignissen heimgesucht wurde. Wir verstehen noch nicht, was genau geschehen ist und wodurch es ausgelöst wurde. Jedoch haben Sie es alle am eigenen Leib erlebt, dass unsere gesamte Elektronik seit dem 21. Mai, null Uhr, ausgefallen ist. Es scheint so, als ob das Silizium unserer Halbleiter und Chips verändert wurde. Wodurch diese Veränderung bewirkt wurde, wissen wir noch nicht. Fakt ist, dass das Silizium in seiner Struktur verändert wurde und dadurch seine Halbleitereigenschaften eingebüßt hat. Ein spektakulärer Vorgang ohnegleichen, den wir versuchen müssen zu verstehen. Dadurch fiel natürlich der Strom und in dessen Folge auch die Wasserversorgung aus. Eine große Herausforderung für uns alle, diese schnellstmöglich wieder in Gang zu setzen. Viele Tote sind zu beklagen. Soweit wir aus unserer unmittelbaren Umgebung wissen, hat es allein in Kiel schätzungsweise knapp zweihundert Opfer gegeben … «
    Markus bemerkte, wie Simon sich urplötzlich erbrach. Da sie in der zweiten Reihe saßen, fiel es anscheinend nur den unmittelbaren Sitznachbarn auf. Reflexartig versuchte Simon das Malheur mit seiner Jacke zuzudecken. Markus umfasste den Arm seines Freundes mitfühlend um ihn durch diese Geste zu beruhigen.
    »… wir müssen diese Krise bewältigen – Sie müssen diese Krise bewältigen helfen, durch ihr Spezialwissen … «, drangen die Worte des Präsidenten wieder an ihre Ohren.
    »… wir werden den Lehrbetrieb in absehbarer Zeit nicht wieder aufnehmen können, den Forschungsbetrieb natürlich nur insoweit, wie es unsere nun sehr eingeschränkten Möglichkeiten erlauben. Viele Daten und Forschungsergebnisse sind wahrscheinlich verloren. Es kommt jetzt darauf an, liebe Kollegen, liebe Studierende, dass sie mithelfen, die gesicherte Elektrizitätsversorgung in ihren Heimatgemeinden wieder herzustellen. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher