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Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth
Autoren: Keith Laumer
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aber zumindest habe ich einen Bezugspunkt.« Er kratzte eine Markierung in den Boden; dann ging er auf den Felsbrocken zu und zählte seine Schritte. Dreihunderteinundzwanzig. Er kehrte zur Markierung zurück, marschierte weiter, bis der Felsen wieder vor ihm auftauchte und begann erneut seine Schritte zu zählen. In dieser Richtung waren es vierhundertvier.
    »So weit, so gut«, meinte Roger, als er sich dem Felsen näherte. »Die Sache hat ein festes Zentrum. Mein Goldfischglas mag zwar völlig rund sein, aber es besitzt eindeutig einen Rand.« Er hielt an, als in seiner Vorstellung ein ganz bestimmtes Bild entstand: dreidimensionale Realität, an den Ecken hochgeschlagen, so daß sie einen geschlossenen Raum bildete – wie ein Wäschetuch, das man an den Zipfeln zu einem Bündel zusammenknotete …
    »Und ich muß lediglich den Knoten finden«, stellte er abschließend fest. Er hatte den Gedanken kaum ausgesprochen, als er weiter vorn eine winzige Bewegung wahrnahm. Im nächsten Moment warf er sich hinter einen Felsen. Über dem Felsblock, in dessen Nähe er aufgewacht war, glitzerte etwas. Ein halbes Dutzend metallischer, biegsamer Gliedmaßen erschienen mitten in der Luft, gefolgt von einem gedrungenen, rostroten Körper, ohne Kopf, einäugig, fremdartig.
    »Die Rübe!« stieß Roger hervor. »Sie lebt – und ist hinter mir her!«
     
3
     
    Roger lag flach da, als die grauenhafte Gestalt vollständig aus der leeren Luft tauchte – wie ein Pantomime, der um eine unsichtbare Ecke glitt. Einen Moment lang verharrte das Ding auf seinen Stützgliedmaßen, die, ebenso wie weiter oben eine Reihe armähnlicher Körperteile, einen ganzen Ring um den Körper bildeten; dann bewegte es sich von dem Felsen weg und betrachtete aufmerksam das Gelände weiter vorn.
    »Es verfolgt meine Spur!« sagte Roger entsetzt. »Und in fünf Minuten schleicht es sich von hinten an!« Er robbte auf allen vieren ein paar Meter weiter und beobachtete das fremdartige Wesen, das mit seinen blitzenden Tentakeln rasch vorwärtskam. Er verfolgte das Ding, indem er von Deckung zu Deckung huschte – das war, wie er wußte, seine einzige Chance, nicht eingeholt zu werden. Als er den Felsblock erreichte, sah er den winzigen Lichtschimmer einer senkrechten Linie, die sich wie ein glänzender Spinnwebfaden vom Boden hob.
    »Die Öffnung!« stieß er erleichtert hervor. »Ich habe zwar Angst vor einer neuerlichen Unterhaltung mit diesem Kunstfanatiker, aber das ist immer noch besser, als sich vor diesem Gemüse wegen Motorraddiebstahls zu rechtfertigen.«
    Vorsichtig näherte sich Roger dem leuchtenden Faden, der sich ausdehnte und ihn blitzschnell umschloß, um ihn gleich darauf wieder freizugeben.
     
    Er stand im Dunkel, unter einem Himmel, den kreuz und quer flammende Bögen durchfurchten. Es war wie ein Feuerwerk am Unabhängigkeitstag. Donner erfüllte die Luft, es dröhnte, knallte und knatterte.
    »Da wird gefeiert«, vermutete Roger. Er bemerkte, daß er knöcheltief im kalten Wasser stand. »Aber aus welchem Anlaß?« Er tastete umher, entdeckte, daß er in einem schlammigen Graben steckte. Die Böschungen waren steil und reichten ihm bis über den Kopf. Ein schwacher Lichtschimmer zeichnete sich wenige Meter vor ihm an der feuchten Grabenwand ab. Er watete hin, erreichte einen Knick und stand vor einem Eingang, der mit Sandsäcken verbarrikadiert und von Balken gestützt war. Drei Männer saßen im Innern. Sie hatten Karten in der Hand und benutzten umgedrehte Kisten anstelle eines Tisches. Das Licht kam von einer Kerze, die auf einem Holzbrett klebte.
    »Mann, sieh zu, daß du hereinkommst!« rief einer der Männer, ein junger Bursche mit blassem, schmalem Gesicht. Er hatte die obersten Knöpfe seiner senfgelben Jacke geöffnet. »Big Otto kann jede Sekunde beginnen.«
    »Herrgott, Kumpel, kennst du den verdammten Stundenplan nicht?« fragte der zweite Mann und knallte eine Karte auf den Tisch. Gummihosenträger spannten sich über seinem Wollunterhemd.
    Der dritte, ein dicker Kerl mit graugrüner Uniformjacke, legte eine Karte ab und sog an einer riesigen Pfeife.
    »Ach, ein neues Gesicht«, sagte er mit dröhnender Stimme. Er hatte einen starken Akzent. »Du pokerst?«
    »Äh – im Moment nicht«, erwiderte Roger und betrat zögernd den düsteren Raum. »Hört mal, könnt ihr mir sagen, wo ich bin? Mein – äh – Wagen streikte, müßt ihr wissen, als ich mich um eine neue Stelle bewerben wollte …«
    Schallendes Gelächter
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