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Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth
Autoren: Keith Laumer
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unterbrach Rogers Erklärung.
    »Neue Stelle!« wiederholte der Mann mit den Hosenträgern. »Der ist Klasse, Mensch!«
    »Endlich mal ein Kerl mit Sinn für Humor«, pflichtete der blasse Junge bei. »Zu welchem Verein gehörst du, Kumpel?«
    »Ein lustiger Mensch versteht sicher einen guten Witz«, erklärte der Pokerspieler feierlich. »Warum überquert ein Huhn die Straße?«
    »Verein?« fragte Roger. »Tut mir leid, ich habe keinen.«
    »Alle hinüber, hm? Scheußlich. Na, du kannst es dir hier gemütlich machen …« Seine Stimme wurde von einem ohrenbetäubenden Kreischen übertönt. Gleich darauf folgte eine Explosion, die den unterirdischen Raum erschütterte. Der Witzerzähler wischte einen rauchenden Granatsplitter vom Tisch.
    »Um zu kommen auf die andere Seite!« sagte er triumphierend. »Oder, fragt ein Mann seinen Freund: ›Wer war die Dame, mit der ich dich habe gesehen gestern abend?‹«
    »Was ist denn hier los?« stieß Roger hervor und wischte an dem Schlamm herum, der ihm bei der Explosion ins Gesicht gespritzt war.
    »Die Krauts bombardieren wieder, Kumpel, was denn sonst?«
    »Die Krauts bombardieren? Ihr meint – Deutsche? Du liebe Güte, ist denn ein Krieg ausgebrochen?«
    »Oh, oh, Explosionsschock«, meinte der Mann mit dem schmalen Gesicht. »Schade. Aber vielleicht ist es besser so. Man bekommt ein wenig Abwechslung.«
    »Wo bin ich?« beharrte Roger. »Was ist das für ein Ort?«
    »Du bist in guten Händen, Freund. Wir befinden uns auf dem Saint-Mihiel-Vorstoß. Keine Aufregung, die Bombardierung ist in ein paar Minuten vorbei, dann können wir uns besser unterhalten.«
    »Der Saint-Mihiel-Vorstoß? A-aber das war doch im Ersten Weltkrieg?«
    »Weltkrieg was?«
    »Im Ersten. Neunzehnhundertachtzehn.«
    »Ganz recht, Freund. Der zwölfte September. Lausiger Tag. Könnte mir einen schöneren denken.«
    »Aber – das ist unmöglich! Wir haben neunzehnhundertsiebzig! Ihr seid zwei Kriege zu spät daran.«
    »Scheiße – den hat es erwischt!« meinte der Mann mit den Hosenträgern.
    »Bitte! Ich habe noch nicht fertigerzählt meinen Witz!« beschwerte sich der Dicke.
    »Könnte es sein – ist es möglich – daß die Öffnung eine Art Zeitmaschine ist?« stieß Roger hervor.
    »Hör mal, Freund, geh lieber vom Eingang weg«, riet ihm der Mann mit dem schmalen Gesicht. »Die schicken uns noch einen dicken Hund, bevor sie Schluß machen und –«
    »Diese Wüste!« stammelte Roger. »Das war nicht Arizona. Das war vermutlich Arabien oder sonst etwas.«
    »Er redet im Wahn.« Der Soldat mit den Hosenträgern stand von seiner Munitionskiste auf. »Behaltet ihn im Auge, Kumpels. Könnte sein, daß er zu toben anfängt.«
    »Fantastisch!« flüsterte Roger und sah sich im Unterstand um. »Wenn man überlegt, daß ich mich tatsächlich in der Vergangenheit befinde, daß ich die Luft jener Zeit atme! Draußen wütet der Krieg, und Wilson regiert im Weißen Haus, und kein Mensch hat von LSD, Fernsehapparaten, Miniröcken oder Fliegenden Untertassen gehört …«
    »Hör mal, Freund, in zehn Sekunden –«
    »Euch steht noch viel Aufregendes bevor«, sagte Roger neidisch. »Der Krieg ist im November aus; versucht euch bis dahin durchzuretten. Und dann kommt der Völkerbund – das war ein Fehlschlag – und die Prohibition – die war auch nicht sehr erfolgreich – und dann der Börsenkrach von neunundzwanzig – vergeßt nicht, eure Aktien zu Beginn des Jahres zu verkaufen. Und dann die große Wirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg –«
    »Holt ihn herein – zu seinem eigenen Schutz!«
    Die Spieler standen auf und kamen auf ihn zu. Roger zog sich zurück. »Moment!« protestierte er. »Ich bin nicht verrückt Nur ein wenig verwirrt von all den Ereignissen! Ich muß jetzt gehen –«
    »Man hat noch nicht entwarnt!« erklärte der Dicke.
    »Du bringst dich selbst um deinen verdammten Kopf!«
    »Hinlegen, Mensch!«
    Ein lautes Pfeifen erfüllte die Luft, als Roger sich losriß und durch den schlammigen Graben watete. Das Kreischen der Granate wurde immer höher. Er sah sich nach beiden Seiten um, erspähte nirgends eine Deckung und hechtete auf die Öffnung zu. Licht in allen Regenbogenfarben flackerte um ihn auf –
    Er lag am grasbewachsenen Ufer eines kleinen Wasserlaufes. Die Sonne brannte vom Himmel. Und am anderen Ufer lauerte geduckt die brutale Karikatur eines Menschen.
     
4
     
    Trotz seiner gekrümmten Haltung war der Affenmensch an die zwei Meter fünfzig groß; seine Hände
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