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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)
Autoren: Hope Cavendish
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Chance, ihre Unschuld zu beweisen und wurden oftmals tagelang gefoltert, um zu einem Geständnis gezwungen zu werden. Anschließend wurden die Verurteilten fast immer hingerichtet. Möglicherweise hatte Lanark auf einem so raschen Verhandlungstermin bestanden, um mich schnellstmöglich aus dem Weg zu räumen. Wenn jemand erführe, dass er sich dem jungen »Gerald« unsittlich genähert hatte, drohte ihm immerhin der Scheiterhaufen. Da ich also keine Ahnung hatte, wie Reverend Crox und Sir Lanark übermorgen vorgehen würden, würde ich irgendwie improvisieren müssen, wenn ich Maddy und mich vor einer Hinrichtung bewahren wollte.
    Ich war nicht verzweifelt, da ich ja wusste, dass ich nicht so leicht zu töten war. Dennoch machte ich mir Sorgen, weil ich noch keine Idee hatte, wie ich Maddy und mich retten sollte.
     
    Die Gerichtsverhandlung fand im inneren Hof des Tantallon Castles statt. Das Wetter war mittlerweile umgeschlagen und der Himmel war grau und wolkenverhangen. Ganz North Berwick schien sich auf dem großen Innenhof der Burg versammelt zu haben. Reverend Crox führte als Richter zusammen mit dem Bürgermeister Angus Clerkenwell und Sir Lanark die Verhandlung. Maddy und ich wurden an den gegenüberliegenden Enden des Richtertisches postiert, beide waren wir von je vier Wärtern umringt, die die Spitzen ihrer Lanzen auf unsere Kehlen gerichtet hatten. Unsere Hände hatte man in Eisen gelegt.
    Nun kroch in mir doch die Verzweiflung hoch. Wenn ich nur den leisesten Versuch starten würde, mich meiner eisernen Handschellen zu entledigen, würde man Maddys Kehle womöglich bereits durchbohrt haben. Angsterfüllt sah ich zu Maddy hinüber, suchte nach irgendeinem Hinweis dafür, dass ich mich geirrt hatte und dass es vielleicht doch eine geringe Aussicht gab, dass wir beide dies hier unbeschadet überstehen konnten. Doch Maddy blickte nur reglos zu Boden.
    Unterdessen hatte Reverend Crox die Verhandlung begonnen und die Anklageschrift verlesen. Maddy und mir wurde Hexerei in mehreren Fällen und widernatürliche Umtriebe vorgeworfen. Einige Bürger North Berwicks traten hervor und bekräftigten, dass sie »Augenzeugen« unserer Zauberei gewesen seien und dass unser Auftreten und Verhalten keinen anderen Rückschluss ließe, als den, dass wir wohl mit dem Teufel im Bunde sein müssten. Unter diesen sogenannten Zeugen waren auch etliche Menschen, die Maddy mit Erfolg von ihren Leiden geheilt hatte. Ich spie verächtlich zu Boden und erhielt von Sir Lanark einen triumphierenden Blick.
    Auch Arthur Cavendish meldete sich als Zeuge zu Wort und setzte an zu erklären, dass er mich immer nur als aufmerksamen und fleißigen Gesellen erlebt habe. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu, doch Reverend Crox schnitt dem Apotheker das Wort ab. Er erklärte, dass Cavendish selbstredend von meinem Teufelswerk völlig verblendet sei, da ich – die Hexe – schließlich unter seinem Dach gelebt habe. Cavendish schwieg betreten und auch die anderen blieben stumm.
    Reverend Crox ließ genüsslich seinen Blick über die Menge streifen. Dann verkündete er sein Urteil: »Es wird eine Wasserprobe geben. Die Angeklagten werden an Händen und Füßen über Kreuz gefesselt und mit Ketten beschwert ins Meer geworfen. Gehen sie unter, so ist ihre Unschuld bewiesen. Bleiben sie an der Wasseroberfläche, so haben sie sich der Hexerei bedient und müssen auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Die Wasserprobe wird jetzt umgehend durchgeführt werden.«
    Bestürzt suchte ich erneut Maddys Blick, doch sie blickte immer noch zu Boden. Wie in Trance erlebte ich nun, wie das Urteil des Reverend in die Tat umgesetzt wurde.
    Man fesselte uns auf die beschriebene Art und Weise und führte uns runter ans Meer, wo am Ufer bereits zwei große Ruderboote bereitlagen. Man brachte Maddy auf das eine und mich auf das andere. Angus Clerkenwell und Sir Lanark stiegen mit ihrem Gefolge zu Maddy ins Boot, Reverend Crox stieg mit einigen Wächtern in meines. Während des ganzen Vorganges hatten jeweils zwei Wächter ihre Lanzen nicht einen Fingerbreit von unseren Kehlen entfernt.
    Die sensationslüsterne Meute war uns ans Meer hinunter gefolgt, um das Spektakel vom Ufer aus zu beobachten.
    Die Boote mit Maddy und mir wurden auf das Meer hinaus gerudert, wobei sich Maddys Boot kontinuierlich von unserem entfernte, aber dennoch in knapper Sichtweite blieb, nachdem wir ungefähr eine Meile vom Ufer entfernt anhielten. Die Menge am Ufer war nur noch als ein Haufen
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