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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis
Autoren: David S. Garnett
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unvermittelten Kriege und Angriffe; desertierende Beobachter und Wächter; Renegaten in einem Land namens Flandern.
    Als er es wiederholt, klingt es zu phantastisch, um wahr zu sein. Es kann nicht die Wirklichkeit sein.
    Bald jedoch beschäftigt ihn das nicht mehr, weil ihm die Erinnerung daran entgleitet.
    M ASCHINE erinnert ihn nicht daran, berichtet ihm aber, wann er das nächste Mal aus der Vergangenheit zurückkommen wird.
     
     
    Vor dem halben Dutzend bewaffneter Männer wurde es hell, und sie gingen langsamer und sahen sich voller Nervosität an. Sie kehrten aber nicht um; jeder von ihnen hatte Angst davor, dem anderen den Rücken zu kehren.
    „Weiter“, sagte Raymond ohne Veranlassung, als wolle er seine Führung demonstrieren. Er blieb hinter den anderen fünf zurück und beobachtete sie.
    Der Tunnel wurde größer, bis er doppelt so hoch war. Das Viereck aus Licht lockte sie an. Es gab keine Deckung, keine Möglichkeit, sich im Notfall zu verstecken.
    Sie drangen zusammen in die Wohnung des Ersten ein. In seine leere Wohnung. Sie durchsuchten die beiden Räume und fanden nichts.
    Raymond sah sich immer wieder um, als sei da noch etwas, was er vielleicht übersehen hatte.
    „Er ist nicht hier“, sagte jemand.
    „Das sehe ich auch!“
    „Das ist ein Trick“, sagte jemand anders, ging an die Wand zurück und hob seine Pistole.
    „Keineswegs“, sagte Raymond schnell. „Jemand muß ihn gewarnt haben. Er ist geflohen.“ Er starrte den Beobachter an der Wand an und schwang seine Waffe unmerklich herum.
    „Dann verfolgen wir ihn doch“, sagte der Mann von vorhin und ging zu dem Tunnel zurück.
    „Hier geht keiner weg, bis wir mit dem Verräter abgerechnet haben“, sagte der andere Jemand und schoß auf Raymond.
    Doch Raymond war zur Seite gesprungen, weil er den Schuß erahnt hatte, und es war seine Pistole, die den anderen Mann tötete.
    Die anderen Pistolen fingen an, ihr Feuer zu versprühen. Vier weitere Beobachter brachen zusammen, und selbst die merkwürdige Metallkiste wurde getroffen, zerschmolz und brach zusammen. Nur der Mann, der direkt beim Eingang stand, konnte entkommen.
    Manfred Raymonds letzter Gedanke, bevor er starb, galt seiner Rückversicherung: Wenn er nicht innerhalb der nächsten Stunde zurückkommen würde, würde sich der Hauptgenerator selbst zerstören. Und er wußte, daß er nicht zurückkehren würde, niemals.
     
     
    Es war so sehr einfach zu glauben, daß er recht hatte; vielleicht, weil ich ihm glauben wollte und mir das die Mühe ersparte, weiter nach Süden zu reiten. Man konnte nicht bestreiten, daß er existierte und schwarz war. Was allerdings die behauptete Herstellung der Androiden betraf, so war ich mir nicht so sicher. Er wußte von ihnen, was möglicherweise etwas bewies, möglicherweise aber auch nicht. Was hatte er damit gemeint, daß wir von dem, was in Afrika war, nichts verstehen würden: eine unbekannte Negerkultur? Dann hatte er noch die Vernichtung seines Volkes erwähnt – und daß er gekommen sei, um es zu rächen. War das auch die Wahrheit? War er ein Zauberer/Hexer/Zauberdoktor, der seine Magie dazu verwendet hatte, um die Androiden zu schaffen? Und hatte er die gleichen Mittel eingesetzt, um sein Leben zu verlängern oder um sich aus der Vergangenheit in dieses Jahrhundert zu befördern? Es paßte zusammen, das mußte ich zugeben, es paßte alles zusammen.
    Ein paar Stunden lang machten von Angel und ich nichts anderes, als hinter dem Neger herzureiten und uns dabei verwirrt anzusehen. Ich wußte nicht, wer mehr verblüfft war, er oder ich. Ich glaube, ich muß es wohl gewesen sein – er wurde gegen Erlebnisse immun, die für ihn verwirrend waren.
    Schließlich ritt ich vor, um den Neger einzuholen, und dieses Mal zog ich meine Pistole heraus.
    „Ich hatte dich doch gebeten, das wegzustecken“, sagte er sanft. Er sah mich dabei nicht einmal an. „Ich lasse mich zu nichts zwingen, und deine Fragen kann ich nicht beantworten, wenn du mich erschießt.“
    Er hatte auf jeden Fall die Fähigkeit, mir das Gefühl einzuflößen, als hätte ich den Wunsch, in das nächste Loch oder den nächsten Tunnel zu kriechen und mich zu verstecken. Ich steckte die Pistole wieder weg und versuchte so zu tun, als hätte ich sie nie berührt.
    „Du meinst, daß du mir Antworten geben würdest?“ fragte ich.
    „Wenn du mich fragst“, sagte er, „vielleicht.“
    Nach einiger Zeit fragte ich: „Wohin gehen wir?“
    „Zum Ersten.“
    Ich brauchte wieder
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