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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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seine Hand.
    Der König winkte den Wachen. »Bringt eine Trage für diesen tapferen Burschen. Eine so furchtlose Tat sah ich wahrhaftig noch nie.« Er betrachtete Sebastiano mit neuem Interesse und hockte sich sogar neben ihn, um sich davon zu überzeugen, dass die Wunde richtig versorgt wurde.
    Der Kardinal, der bei der ganzen Aktion hingefallen war, saß von allen unbeachtet auf dem Hosenboden und wirkte ein wenig benommen. Sein Hut wurde gerade zweckentfremdet, sein Kragen war verrutscht, und der zuvor so sorgsam gezwirbelte Schnurrbart hing fransig herab. Er blickte sich um, doch niemand machte Anstalten, ihm aufzuhelfen. Alle Anwesenden scharten sich voller Bewunderung und Anteilnahme um seinen tapferen Lebensretter, der die Kugel des Attentäters abgefangen hatte.
    »Ihr werdet diesen jungen Gardisten gut entlohnen müssen«, sagte der König launig zum Kardinal. Der rappelte sich notgedrungen allein vom Boden hoch und klopfte sich das Gewand ab. Auf dem roten Stoff prangten ein paar Schmutzbahnen, und an einer Seite war die Naht auf voller Länge aufgeplatzt.
    Mit gerunzelter Stirn blickte Richelieu auf seinen Musketier herab. »Das war in der Tat eine ungewöhnlich beherzte und selbstlose Tat. Meine Hochachtung, Foscaire. Ich verdanke Euch mein Leben. Und das schon zum zweiten Mal.« Allmählich schien er sich für Sebastianos beispiellosen Einsatz zu erwärmen. Ein Hauch von Röte war in seine Wangen gestiegen, seine Augen blitzten, und seine Haltung straffte sich. Ich ahnte, was ihm durch den Kopf ging. Nicht auf den König hatte der Attentäter geschossen, sondern auf ihn, den Ersten Minister. Den wichtigsten und mächtigsten Mann in Frankreich. Was für ein Beweis für seine überragende Bedeutung! Eine Aufwallung von Euphorie schien ihn zu überwältigen, die allerdings vom Anblick der Brillanten im Ausschnitt der Königin entschieden getrübt wurde. Ein galliger Ausdruck huschte über sein Gesicht, als er kurz zu ihr hinübersah, und als er das nächste Mal Sebastiano betrachtete, mischte sich Ärger in seine Bewunderung. Doch ihm war klar, dass er nichts gegen Sebastiano in der Hand hatte, zumal der zufällig der neue Held der Nation war. Jeder Versuch, ihn wegen des plötzlich aufgetauchten Colliers zur Rechenschaft zu ziehen, würde Richelieu als Urheber einer perfiden Intrige entlarven. Ihm waren schlicht die Hände gebunden, und er wusste es.
    Jacques und Jules kamen mit einer Trage und überboten sich mit Lobesbekundungen für Sebastianos heldenmütige Tat. Während sie ihn auf die Trage hievten, sah ich, wie am anderen Ende des Saals Marie von zwei Musketieren abgeführt wurde. Der Grund ihrer Verhaftung war offenkundig. Ihr vermeintlicher Großvater hatte den Kardinal ermorden wollen, also galt sie bis auf Weiteres als Mitverschwörerin. Aber ich wusste genau, dass sie da nicht mit drinsteckte. Henri hatte sie manipuliert. So wie Sebastiano, nur, dass er es bei Marie schon vor dem Zeitsprung in die Vergangenheit getan hatte. Die Alten waren mit fremdartigen, mächtigen Gaben ausgestattet. Eine einzige Berührung mit der Hand konnte Erinnerungen nehmen oder zurückgeben. Oder gänzlich falsche erzeugen. Marie war ein Opfer, sie hatte nichts von alledem gewusst.
    Mein Blick traf auf den der Königin, und mir wurde klar, dass sie dasselbe dachte. Sie nickte unmerklich – ein wortloses Versprechen, dass sie sich um Marie kümmern würde. Ich war erleichtert.
    Sebastiano wurde aus dem Ballsaal getragen, während die ersten Gäste, die vorhin noch kreischend die Flucht ergriffen hatten, wieder zurückströmten und sensationslüstern den Tatort besichtigten. Ich ging mit José neben der Trage her und hielt Sebastianos Hand.
    Draußen vor dem Saal kam uns Philippe entgegen. Er hatte sich das Blut von der Nase gewaschen und sein Haar gekämmt.
    »Ihr seid ein Teufelskerl«, sagte er zu Sebastiano. »Ich habe alles mit angesehen.« Es klang bewundernd, doch gleichzeitig auch zutiefst niedergeschlagen, und ich kannte den Grund. Er konnte immer noch nicht begreifen, dass Cécile sich mit Gaston zusammengetan hatte. Sein gesamtes Weltbild war bis in die Grundfesten erschüttert.
    »Sie wollte das nicht«, sagte ich zu ihm. »Den Schmuck schon, aber nicht … du weißt schon. Damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet.«
    Er nickte nur.
    »Ich habe dir noch nicht für das Kleid gedankt, Philippe. Es ist wundervoll.« Ich nahm seine Hände in meine und kämpfte mit den Tränen. »Es tut mir so leid.«
    Wieder
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