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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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nickte er nur, ohne ein Wort zu sagen. Ich schluchzte auf und umarmte ihn.
    »Danke«, sagte ich. »Danke für alles!« In den wenigen Tagen war er mir ein so guter Freund geworden, dass die Vorstellung, ihn nie mehr zu sehen, nur schwer zu ertragen war. Außerdem schnitt es mir ins Herz, wie sehr er unter Céciles Verrat litt.
    Philippe erwiderte meine Umarmung kurz, aber heftig, dann ließ er mich abrupt los und ging rasch davon.
    Ich schaute ihm mit tränenblinden Augen nach, dann lief ich zurück zu Sebastiano. Jacques und Jules brachten ihn in einen elegant eingerichteten Raum, wo sie ihn auf ein edles Sofa legten.
    »Ich werde hier alles vollbluten«, sagte er.
    »Die Königin wollte es so«, erklärte Jacques. »Es soll dir an nichts fehlen. Sie lässt auch gleich ihren Leibarzt kommen, der sich persönlich um dich kümmern wird.«
    Inzwischen konnte ich Jacques von seinem Bruder unterscheiden. Er hatte eine Schramme auf der Stirn, weil Cécile ihn gekratzt hatte, als er sie in Ketten legen wollte. Und er hatte sein Bedauern geäußert, weil ich Sebastiano vor ihm den Vorzug gegeben hatte. »Jeden anderen hätte ich zum Duell gefordert, aber ihm seist du vergönnt«, hatte er großmütig hinzugesetzt.
    Er und Jules zogen sich zurück, und wir waren allein im Zimmer.
    »Was passiert jetzt mit Cécile?«, wollte ich wissen.
    »Ungeschoren kommt sie nicht davon«, sagte José. »So was wie Bewährung kennt man hier noch nicht.«
    »Aber die Bastille! Das ist ein Horrorknast! Könnte man nicht …«
    »Sie hat Strafe verdient.«
    »José, bitte!«
    José seufzte. »Ich werde sehen, was sich machen lässt. Trotzdem kann ich nichts versprechen.«
    »Und Gaston?«
    »Na ja. Dir ist sicher klar, was man mit Mördern in dieser Epoche macht.«
    »Aber ich lebe doch noch! Es war ja bloß ein Mordversuch!«
    »Zwei«, widersprach Sebastiano vom Sofa her.
    »Er hat doch nur auf Befehl von Henri gehandelt, als er mich umbringen wollte!«
    »Nein, das hat er nicht«, erklärte José.
    Das kam unerwartet, und ich wusste zuerst nicht, was ich dazu sagen sollte. Aber dann stellte ich mir Gaston am Strick eines Galgens vor und musste schlucken.
    »Bitte«, wiederholte ich.
    José seufzte erneut. »Na gut, ich versuche, was zu drehen. Und nerv mich jetzt nicht noch wegen Henri, dafür bin ich nicht zuständig. Außerdem gibt es Wichtigeres zu erledigen.« Er ging zur Tür. »Ich besorge uns eine Kutsche. Höchste Zeit, dass ihr beide nach Hause kommt.«
    José verließ den Raum, und ich setzte mich zu Sebastiano auf das Sofa.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte ich ihn.
    »Im Moment noch voller Adrenalin. Doch es fängt schon an wehzutun.«
    »Vielleicht würde es dich ja ablenken, wenn du mir alles erzählst. Von Anfang an. Wie du hergekommen bist. Wie du dein Gedächtnis verloren hast. Und ob du … hm, diese eine Zicke, die mit euch im Goldenen Hahn war. Du weißt schon …«
    »Nein«, sagte er.
    »Aber du musst dich an sie erinnern! Die Schlampe hat ihre Krallen in deinen Arm geschlagen und dich angeglotzt, als wärst du ihr persönlicher Jackpot!«
    »Natürlich erinnere ich mich an sie. Sie war ja ständig dabei, wenn wir essen gingen. Doch da lief nichts. Mit ihr nicht und mit keiner anderen. Das meinte ich mit Nein .«
    »Oh.« Ich machte aus meiner Erleichterung keinen Hehl. »Erzähl weiter. Der Bart zum Beispiel.« Ich strich ihm vorsichtig über die weichen Locken an seinem Kinn. »Hast du dir den absichtlich wachsen lassen, weil hier fast alle Männer einen haben, oder bloß, weil es keine anständigen Rasierapparate gibt?«
    Er legte sich den Handrücken auf die Stirn und stöhnte leise. »Ich glaube nicht, dass es mich ablenkt, jetzt stundenlang alles zu erklären. Vielleicht heben wir uns das besser für die Zeit nach meiner OP auf.«
    »Natürlich«, sagte ich sofort besorgt. »Sind die Schmerzen sehr schlimm?«
    Er streckte die Hand aus, legte sie um meinen Nacken und zog mich zu sich herunter. »Bei richtiger Ablenkung nicht.«
    »Welche schwebt dir denn da so vor?«, fragte ich, meine Lippen ganz dicht vor seinen.
    »Ich dachte, wir verhandeln ein bisschen über die restliche Tilgung.«
    An diesem Vorschlag gab es nichts auszusetzen.

    José kam wie angekündigt mit einer Kutsche vorgefahren, und Jacques und Jules beförderten Sebastiano mithilfe des Kutschers vorsichtig hinein. Der Leibarzt des Königs hatte ein paar Löffel voll Mohnsaft gegen die Schmerzen spendiert, von dem Sebastiano schläfrig wurde. Er
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