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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
Autoren: Eva Völler
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Theaterkunst neue Maßstäbe gesetzt. Ihre lebenslangen gemeinsamen Bemühungen führten zur Gründung eines eigenen Schauspielensembles, aus dem letztlich die uns heute bekannte Comédie-Française hervorging.
    Aufgeregt suchte ich nach weiteren Fundstellen, doch die Informationen waren spärlich verteilt, ich entdeckte nichts Neues. Aber das Wenige reichte mir schon. Für die beiden war alles gut ausgegangen. Philippes Herzenswunsch hatte sich erfüllt. Sie hatten endgültig zusammengefunden. Lebenslang gemeinsam . Ich verdrückte ein paar Tränen, dann suchte ich nach Marie. Ich fand eine Marie Rohan, Duchesse de Chevreuse. Schwer zu sagen, ob es meine Marie war, aber es gab viele augenfällige Übereinstimmungen. Es fing mit dem Gemälde an – die junge Frau auf der Abbildung sah haargenau so aus wie die echte Marie. Sie hatte Richelieu gehasst (traf zu) und war die beste Freundin der Königin gewesen (traf zu). Und sie hatte dabei geholfen, dass die Königin sich heimlich mit George treffen konnte (traf zu). Ein paar weitere Überlieferungen passten nicht zu der Marie, die ich kannte, doch wie ich inzwischen wusste, war die Vergangenheit laufend Veränderungen unterworfen, vor allem in den kleinen Dingen. So war ich beispielsweise davon überzeugt, dass Marie sich ihren Traum erfüllt hatte, ein Modejournal herauszugeben. Eines Tages würde ich vielleicht etwas darüber finden.
    Jedenfalls hatte die historisch überlieferte Marie ein langes und abwechslungsreiches Leben gehabt, es hatte diverse Liebhaber und aufregende Abenteuer gegeben. Sie hatte noch ein paar raffinierte Intrigen gegen Richelieu eingefädelt, aber bestraft wurde sie nie, nur ein paarmal vorübergehend und eher pro forma vom Hof verbannt. Richelieu hatte ihr nichts anhaben können, denn die Königin hatte über sie gewacht, so wie Marie umgekehrt über die Königin. Ein Gleichgewicht der Kräfte, das jahrzehntelang gehalten hatte, bis zur Geburt des Sonnenkönigs. Ob darin ihre Lebensaufgabe bestanden hatte, für die sie in die Vergangenheit verpflanzt worden war? Ich nahm es stark an, obwohl man es natürlich nicht genau wissen konnte, genauso wenig, welche Rolle Henri in ihrem Leben eingenommen hatte.
    Es war keine Überraschung, dass ich nichts über ihn fand. Er war gekommen und gegangen, ein Wanderer zwischen den Zeiten, flüchtig wie Rauch im Wind.
    Sebastiano langte von der anderen Seite des Bettes herüber und nahm mir das iPhone weg. »Genug gesurft«, sagte er. »Lass uns was unternehmen.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Wir könnten essen gehen. Unten gibt es ein Zweisterne-Restaurant. Das Sechs-Gänge-Menü kostet nur fünfzehn Euro mehr als die Fußmassage.«
    »Ach, mir ist nicht nach sechs Gängen«, sagte ich lustlos.
    »Dann mach einen anderen Vorschlag.«
    »Wir könnten auch zu mir«, meinte ich impulsiv. »Du warst schon lange nicht mehr in Frankfurt. Meine Eltern sind nicht da, ich hab sturmfrei. Im Gefrierschrank ist noch Pizza. Und die Fußmassage gäbe es gratis zum Nachtisch.«
    Sebastiano setzte sich auf. »Flieger oder Zug?«
    Mit dem Flieger ging es schneller, außerdem zahlte ja diesmal die Firma. Keine zwei Stunden später waren wir am Flughafen, wo mich die Überraschung meines Lebens erwartete. Vor den Herrentoiletten im Boardingbereich putzte jemand in einem schmuddeligen Overall den Fußboden.
    »Guck mal!«, sagte ich fassungslos zu Sebastiano. »Ist das da drüben etwa Gaston?«
    Sebastiano verengte die Augen. »Nein. Oder doch?«
    Der Typ kratzte sich unterm Arm, dann schob er seinen Wischmopp um einen Abfalleimer herum und drehte sich dabei zu uns um. Es war Gaston.
    Ich war schon aufgesprungen und lief zu ihm hinüber.
    »Gaston!«
    Er starrte mich an – und erschrak sichtlich, als er mich erkannte. »Anna«, sagte er reserviert. »Seit wann bist du zurück?«
    »Seit zwei Tagen. Sebastiano sitzt da drüben. Wir warten auf unseren Flug. Und du?« Ich betrachtete ihn verstohlen. Es kam mir irgendwie surreal vor, hier zu stehen und ganz normal mit ihm zu reden. Eigentlich hätte ich ihn anschreien und rasend wütend auf ihn sein müssen. Doch das schien in diesem Moment nicht zu der Situation zu passen. »Du warst länger weg, oder?«
    »Drei Jahre«, erzählte er. »Bei voller Kost und Logis. Obwohl – eher ohne Kost. Es gab nur Wasser und Brot, schließlich war ich in der Bastille. Ich war am Schluss echt dünn, nur noch Haut und Knochen. Und Flöhe ohne Ende. Drei Zähne weniger. Aber du weißt ja, wie
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